FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

190 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 sachwerte I private equity Foto: © Fotolia | maxsattana D ie Private-Equity-Branche strotzt vor Kraft. Die Fonds haben prall gefüllte Kassen, investieren kräftig und feiern erfolgreiche Exits. Diese sind ein Anreiz, er- neut in den Beteiligungsmarkt zu investieren. Das erklärt, warum die institutionellen Fonds in den ersten neun Monaten dieses Jahres weltweit etwa 214 Milliarden US-Dollar frisches Kapital akquirieren konnten. Zurzeit befinden sich mit rund 2.000 Fonds so viele Gesellschaften wie noch nie im Fundraising. Sie wollen zusammen über 700 Milliarden US-Dollar Kapital einsammeln. Ein Fonds der japanischen Softbank Group sticht heraus, weil er ein neues Rekordvolumen von 100 Milliarden US-Dollar anstrebt. Die Investmentmanager verfügen zurzeit über enorme Ressourcen. Die aktiven Fonds besaßen Ende September nach Angaben des Branchendienstes Preqin 942 Milliarden US- Dollar „Trockenpulver“ für neue Investments. Wenn man berücksichtigt, dass Firmenüber- nahmen häufig auch mit Fremdkapital finan- ziert werden, ist die Investmentliquidität um ein Vielfaches höher. Eine derart volle Kriegs- kasse hatte die Branche laut Preqin-Analysen seit zehn Jahren nicht. Private Equity hat eine wichtige volkswirt- schaftliche Bedeutung. Denn allein in den ers- ten neun Monaten 2017 haben die registrier- ten Fonds 368 Milliarden US-Dollar in knapp 10.700 Unternehmen investiert. Dabei geht es nicht nur um milliardenschwere Firmenüber- nahmen, sondern vorwiegend um Beteiligun- gen an mittleren und kleinen Unternehmen. Etwa ein Drittel des Kapitals floss im Rahmen von Venture-Capital-Deals in junge Firmen. Renditen unter Druck Die Erlöse aus Beteiligungsverkäufen sind dagegen zuletzt gesunken. Seit Jahresbeginn wurden etwa 1.200 Investments für rund 182 Milliarden US-Dollar verkauft. Über die Ren- diten aus diesen Exits ist noch nichts bekannt. Für den Gesamtmarkt lässt sich aus den Pre- qin-Daten jedoch ablesen, dass die Erträge klar positiv sind. Die Statistik zeigt natürlich auch, was man bei den Immobilien schon seit Längerem sieht: Der Anlagedruck durch den enormen Kapitalzustrom schmälert die Ren- diten. Trotzdem zeigen momentan die Fonds, die ab 2009 aufgelegt wurden, eine bessere Performance als ältere Gesellschaften, die im marktüblichen Zyklus schon Rück- schläge einstecken mussten (siehe Grafiken nächsten Seite). Die ganz jungen Fonds wiederum müssen sich damit herumschla- gen, dass neue Investments rar und teuer geworden sind. Davon sind die meisten deutschen Pri- vate-Equity-Fonds, die an Privatanleger verkauft wurden, nicht betroffen. Das Gros dieser Beteiligungen befindet sich gerade in der Verwertungs- und Liquidationsphase, die üblicherweise nach rund acht Jahren Fondslaufzeit beginnt. Lange Zeit konnte die Assetklasse gemessen an den (vorläu- figen) Ergebnissen der Retailfonds nicht so Private-Equity-Fonds haben im Vertrieb mit hohen Renditen geworben. Anfangs ging die Rechnung nicht auf. Doch nun nehmen die Beteiligungen Fahrt auf. Geduld wird belohnt Es braucht seine Zeit, bis aus einem Samen ein Spross und dann ein zartes Pflänzchen wird – das im Lauf der Zeit zum stattlichen Baum heranwächst. So lautet auch das Kalkül hinter Private-Equity-Investments. Der Boom lockt viele neue Anbieter an Anzahl und Zielkapital institutioneller Private-Equity-Fonds Im Herbst 2017 wollten mehr als 2.000 Fonds bei Investoren 706 Milliarden US-Dollar platzieren. Sehr viele Manager sind mit ihrem ersten Fonds am Markt. Das meiste Geld erhalten aber die etablierten Player. Quelle: Preqin 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 Okt. 2017 Jan. 2017 Jan. 2016 Jan. 2015 Jan. 2014 Jan. 2013 Jan. 2012 Jan. 2011 Jan. 2010 Anzahl Mrd. USD 0 100 200 300 400 500 600 700 800 706 Mrd. USD 2.022 Fonds 320 Mrd. USD 933 Fonds Anzahl der Fonds Zielkapital

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