FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

214 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 vertrieb & praxis I family offices Foto: © Fotolia | svetlanafoto S o hatte sich Thomas Peters die Sache nicht vorgestellt. „Ich habe vor neun Jahren eine Ausbildung zum Financial Planner gemacht“, sagt Peters, der seinen rich- tigen Namen lieber nicht in der Presse lesen möchte. „Ich wollte meine Kunden umfas- send und langfristig betreuen“, berichtet er. Eine Zeit lang klappte das auch. Doch inzwi- schen vermittelt der Finanzplaner wieder Anlageprodukte – wie seine Kollegen ohne Financial-Planning-Ausbildung auch. „Meine Sparkasse hat die Finanzplanung extrem zurückgefahren“, sagt Peters. Schließ- lich bringe der provisionsgetriebene Produkt- verkauf deutlich schneller Geld. „Aber es war nicht mein Ziel, ständig Fonds zu verkaufen“, sagt Peters. Daher hat er sich zu einer Weiter- bildung zum Family Officer entschlossen. „Mit Produktverkauf habe ich dann nichts mehr zu tun“, sagt Peters. „Und in der Regu- lierungsfalle sitze ich auch nicht.“ Mit seinem Vorhaben steht der Finanzpla- ner nicht allein da. Ein möglicher Einstieg in die Branche der Family Offices war auf der Fachkonferenz „Kontakte 2017: Financial Planning Praxis“, die die EBS Business School, Oestrich-Winkel, und das PFI Private Finance Institute, Wiesbaden, im September in Mainz veranstalteten, ein großes Thema. Auch die Gründe der Finanzplaner für einen Wechsel ähneln denen von Peters. Ban- ken müssen in Zeiten dauerhafter Niedrigzin- sen höhere Provisionen erzielen und rücken vom Financial Planning ab. Die gestiegenen Ansprüche an die Beratungsdokumentation machen die Arbeit schwieriger. Mit Inkraft- treten der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II wird sich die Situation noch verschärfen. Durchaus geeignet Experten halten Finanzplaner aufgrund ihrer ganzheitlichen Ausbildung für eine Tätigkeit in einem Family Office für durchaus geeignet. Doch weil die Aufgaben in solchen Unternehmen weit über das übliche Financial Planning hinausgehen, sollten sich Wechsel- willige weiterbilden – und ihren Einstieg in das neue Berufsfeld genau planen. Jens Spudy, geschäftsführender Gesell- schafter des Spudy Family Office aus Ham- burg und einer der Branchenpioniere in Deutschland, freut sich über den neuen Trend. „Ich habe schon vor 20 Jahren gesagt, dass Finanzplaner mit ihrer umfassenden Aus- bildung hervorragend in ein Family Office passen würden“, sagt er. Natürlich müssten Finanzplaner bereit sein, sich weiterzubilden oder sich durch „learning by doing“ tief in ihre neuen Aufgaben einzuarbeiten. „Denn die Tätigkeiten von Family Offices sind sehr breit gefächert“, erklärt Spudy. Unternehmen, die in dieser oft als „Königs- klasse der Vermögensverwaltung“ bezeichne- ten Branche unterwegs sind, betreuen die Ver- mögen sehr wohlhabender Familien. Um eventuelle Interessenkonflikte zu vermeiden, übertragen sie das reine Portfoliomanagement meist an externe Vermögensverwalter. „Aber es kommt immer wieder vor, dass der Pa- triarch oder Mitglieder einer Familie ganz besondere Wünsche haben“, sagt Spudy. Schnell mal ein Pferd kaufen Soll etwa eine Immobilie in einem entlege- nen Winkel der Erde aufgetan oder in seltene Oldtimer investiert werden, übernehmen er und seine Mitarbeiter die Suche nach geeig- neten Objekten selbst. Spudys wohl abenteu- erlichster Auftrag war es, als Geschenk zum 18. Geburtstag einer Unternehmer-Tochter binnen einer Woche ein Rennpferd zu kaufen. Die tägliche Arbeit von Family Offices dreht sich jedoch eher um finanzielle Themen. „Da geht es um die Auswahl von Banken, Portfo- liomanagern und das Controlling des Vermö- gens“, erläutert Spudy. Außerdem um Steuer- fragen und Erbschaftsangelegenheiten bis hin zur Übertragung ganzer Familienunternehmen auf die nächste Generation. „Ich bin mir nicht sicher, ob Financial Plan- nern ganz klar ist, wie komplex die Tätigkei- ten sind, die in einem Family Office auf sie zukommen“, überlegt Christoph Weber, Vor- sitzender des Verbandes unabhängiger Family Offices (VuFO). Zwar ist auch er der Ansicht, dass Finanzplaner für die Arbeit in einem sol- chen Unternehmen gut aufgestellt seien. „Ich halte es aber für erforderlich, dass sie sich weiterbilden“, sagt Weber. Einen Spezialisierungslehrgang zum zerti- fizierten Family Officer bieten seit Kurzem die Fachseminare von Fürstenberg aus Köln Viele Finanzplaner spielen mit dem Gedanken, in die Branche der Family Offices einzusteigen. Dank ihrer umfassenden Ausbildung stehen die Chancen gut. Ich arbeite jetzt für die Familie Drei Generationen vereint: Sehr wohlhabende Familien vertrauen ihr Vermögen zuweilen Family Offices an. Finanzplaner sind aufgrund ihrer breiten Kenntnisse für eine Tätigkeit in einem solchen Büro gut geeignet.

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