FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

230 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 vertrieb & praxis I dachfonds Foto: © Fotolia | Ingo Bartussek K lischees bleiben lange kleben. So er- geht es auch den Dachfonds. Ihnen haften die Etiketten „teuer“ und „mit- telmäßig“ an. In einer Kolumne der „Frank- furter Allgemeinen Zeitung“ kulminierte die Kritik kürzlich gar in der Schlussfolgerung: „Was die Fondspolice für den jungen Sparer ist, ist der Dachfonds für die reife Millionärin: die perfekte Geldverschwendung.“ In der Branche regte sich naturgemäß Widerspruch gegen diese Watsche. Fakt ist: Dieses Segment verzeichnet ein stetiges Wachstum. Dies zeigt eine Auswer- tung von FONDS professionell auf Basis von Daten des Branchenverbandes BVI. Demnach schnellte das verwaltete Vermögen in dieser Gruppe von knapp sechs Milliarden Euro im Jahr 2000 auf heute fast 83 Milliarden Euro hoch – das 14-fache Volumen. Der Gesamt- markt der Publikumsfonds verdoppelte sich über den gleichen Zeitraum. Der rasante Auf- stieg hat einen Grund: Die Gattung wurde hierzulande erst 1998 mit dem dritten Finanz- marktförderungsgesetz wieder zugelassen. In den 1970er-Jahren war die Struktur nach der spektakulären Pleite des Schneeballsystems Investors Overseas Services verboten worden. Entsprechend schloss das junge Segment der Dachfonds nach der Neuzulassung zur Ent- wicklung des Gesamtmarktes auf – absolvier- te also eine Aufholjagd. Einsamer Spitzenreiter Die Auswertung fördert eine Überraschung zutage: Der mit Abstand größte Anbieter im Bereich der Publikumsfonds ist die Deka. Demnach verwaltet der zentrale Wertpapier- dienstleister der Sparkassen 20,7 Milliarden Euro in Dachfonds und setzt sich damit vor den Platzhirsch Deutsche Asset Management. Mit Abstand folgen Union Investment sowie Amundi mit Pioneer sowie Generali Invest- ments. Allianz Global Investors folgt erst auf dem siebenten Platz. Weniger überraschend ist, dass der Großteil des Kapitals in Dach- mischfonds liegt und auch weiterhin das meis- te Geld in diese Untergruppe fließt. Allerdings sind diese Ergebnisse mit Vor- sicht zu genießen. Denn die BVI-Daten zei- gen nur einen Ausschnitt: nämlich die Anbie- ter, die ihre Zahlen dem Verband mitteilen. Einige Meldungen erfolgen zudem anonymi- siert, was die Ergebnisse im Detail verzerrt (siehe Erläuterungen im Kasten auf der nächs- ten Seite). Der große Vorteil der BVI-Statistik ist, dass sie auf das in Deutschland abgesetzte Volumen abstellt – unabhängig davon, in wel- chem Land ein Fonds aufgelegt wurde. Die- sen Fokus auf ein Vertriebsland können ande- re Datenlieferanten nicht bieten. Eine Frage der Definition Erschwerend für jedwede Auswertung des Dachfondsmarktes kommt hinzu: „Heutzutage gibt es keine adäquate Definition, was konkret als Dachfonds zu bezeichnen ist“, sagt Mirko Hajek, Analyst beim Kölner Vermögensver- walter RP Rheinische Portfolio Management. Der BVI etwa rechnet Fonds, die grundsätz- lich zu mindestens 80 Prozent in andere Fonds investieren, als Dachfonds. Portfolios, die im Markt zwar als Dachfonds bekannt sind, hin und wieder aber auch größere Teile des Anlegergeldes in Einzelwerte investieren, bleiben außen vor. Das Analysehaus Mor- ningstar wiederum wertet Fonds, die sich laut ihrer Anlagegrundsätze auf Zielfondsinvest- ments spezialisiert haben, als Dachfonds. „Es ist deutlich einfacher zu definieren, was kein Dachfonds ist: nämlich ein Fonds, der laut Prospekt maximal zehn Prozent in andere Fonds investieren darf“, folgert Analyst Hajek. Dieser Umstand erschwere für den Anleger sicher die Bewertung von Dachfonds, biete andererseits aber Chancen durch eine deutlich größere Flexibilität imAnlagespektrum. Genau hier sieht der Analyst die Stärken eines Dachfonds. „Sie ermöglichen eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Manager“, argumentiert Hajek. Ein weiteres Argument sind die Kosten. „Dachfonds erwerben Zielfonds in der Regel frei von Ausgabeaufschlägen und weisen niedrige Transaktionskosten auf, sodass ins- Dachfonds gelten als teuer und träge. Doch die gescholtene Gruppe erfährt durchaus Zuspruch bei Anlegern – und ist besser als ihr Ruf, zeigen Analysen. Blick unters Dach Arbeiten am Dachstuhl: Der Markt für Mantelfonds belebte sich ab 1998 neu. Seither legte das Volumen deutlich zu. Allerdings fängt sich diese Gattung auch Kritik ein. AK TUE L L ER H I NWE I S : Verpassen Sie nicht den Sauren Fondsmanager-Gipfel 2018 auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim am 24. und 25. Januar 2018. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de

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