FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

238 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 vertrieb & praxis I researchkosten Foto: © Fotolia | detailblick-foto S elbst die Zeche zahlen oder an die Fondsanleger weiterreichen? Diese Fra- ge treibt derzeit die Fondsindustrie um. Denn wenn die Finanzmarktrichtlinie Mifid II Anfang Januar in Kraft tritt, müssen Asset Manager die Kosten für externe Research- berichte entweder ihren Kunden gegenüber genau aufschlüsseln oder selbst übernehmen. Die bislang gängige Praxis, dass Investment- banken und Broker ihre Analystenstudien im Gegenzug für lukrative Handelsaufträge prak- tisch umsonst verteilen, ist dann verboten. Mit diesem Schritt will der Gesetzgeber die Trans- parenz erhöhen und dafür sorgen, dass Anle- ger einen klareren Überblick über die Kosten ihrer Geldanlage erhalten. In der Fondsbranche löste diese Neurege- lung einen Schlingerkurs aus. Einige Häuser hatten sich früh darauf festgelegt, die Kosten für Analysen von Drittanbietern auf die eige- nen Bücher zu nehmen. Dazu zählen etwa die britischen Häuser M&G oder Jupiter. Immer mehr Akteure stellten sich auf diese Seite (siehe die Tabelle auf Seite 242). In Deutschland zeichnete sich hingegen eine andere Richtung ab. So kündigte Union- Investment-Vorstandsmitglied Alexander Schindler im Sommer an, dass der zentrale Fondsanbieter der deutschen Genossenschafts- banken die Kosten für Drittresearch den Port- folios zuweisen wird – und damit die Fonds- anleger den Aufwand schultern. Auch die Deka, der Wertpapierdienstleister der deut- schen Sparkassen, wählte diesen Weg. Branchenbeobachter erwarteten, dass sich Allianz Global Investors und die Deutsche Asset Management dem anschließen. Fast schien es, als würde die deutsche Fondsindus- trie einen Sonderweg einschlagen. Überraschende Wende Dann kam die Überraschung: Bei Allianz GI gehen die Gebühren doch aufs Haus. „Wir wissen, dass wir uns mit unserer Entschei- dung, die Researchkosten nicht auf Kunden umzulegen, nicht nur Freunde machen“, sagte Tobias Pross, der das Geschäft in der Region Europa, Nahost und Afrika verantwortet. Kurz danach entschied auch die Deutsche AM, die Kosten zu übernehmen. Diese Trendwende versetzte die Führungsetagen in Aufregung, die offenbar eine Art stillschweigende Ab- machung der Häuser erwartet hatten. Union Investment vollzog dann eine Kehrtwende und verkündete, die Ausgaben für externe Analysen doch selbst zu übernehmen. „Unser Ziel war es von Anfang an, dass die Gesamt- höhe der zukünftigen Kosten aus Transak- tionen und Research den bestehenden Status quo nicht überschreitet“, versuchte Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, den Rückzieher zu erklä- ren. „Wir gehen nach unserer Entscheidung von einer Reduzierung der Gesamtkosten für unsere Kunden aus.“ Die Union ist mit ihrem Schwenk nicht allein. Auch Janus Henderson, Schroders und der Hedgefondsanbieter Man Group änderten Unter Mifid II müssen Fondsanbieter die Researchausgaben aufschlüsseln. Die meisten tragen die Kosten selbst – doch einige stemmen sich gegen den Trend. Erschöpfende Rechnung Verzwickte Formel: Mit dem Inkrafttreten der Finanzmarktrichtlinie Mifid II müssen Asset Manager die Kosten für Studien von Drittanbietern für jeden Fonds genau aufschlüsseln. Die meisten Anbieter wählen einen bequemeren Weg. Wie viel Asset Manager für Analysen ausgeben wollen Erwartete Entwicklung der Researchbudgets über zwölf Monate Immerhin jede fünfte Fondsgesellschaft will künftig weniger Geld für externe Studien ausgeben. Der Großteil rechnet aber mit keiner Veränderung. Quelle: Greenwich-Associates-Umfrage im zweiten Quartal 2017 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Stark steigen (mehr als 15 %) Steigen (5 bis 15 Prozent) Keine oder geringe Veränderung (weniger als +/- 5 %) Sinken (um 5 bis 15 %) Stark sinken (um mehr als 15 %) 65 % 18 % 12 % 4 % 1 %

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=