FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

252 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 vertrieb & praxis I oddo-bhf Foto: © François Daburon I n den edlen Räumen des Industrie- Clubs Düsseldorf verdichtet sich die Wirtschaftsgeschichte eines ganzen Landes. Hier trafen sich die Stahlbarone von Rhein und Ruhr zum vertraulichen Gespräch. Die Industrie-Granden konnten hier offen Gedanken austauschen, sie fä- delten Geschäfte ein oder räumten Dispute aus. Auch die eine oder andere Großfusion soll hier angebahnt worden sein. Der Mann, der an diesem Oktobertag in dem exklusiven Klub vor seine deutschen Kun- den tritt, steht ebenfalls einem Traditions- haus vor: Philippe Oddo. Er führt die gleichnamige Pariser Privatbank, die seit ihrer Gründung 1849 in Familienhand ist – und erweiterte das Institut kräftig um Zukäufe, zuletzt um die BHF-Bank. „Ich habe Neuigkeiten für Sie“, setzt Oddo in flüssigem Deutsch an. „Wir werden in unserem Fondsbereich die Zusammen- arbeit zwischen Oddo-BHF und Frankfurt- Trust vertiefen.“ Diese Ankündigung auf der Herbstta- gung des Hauses lässt aufhorchen. Denn wäh- rend Oddo die 2015 übernommene Meriten Investment Management mit seiner Fonds- sparte verschmolz und die im folgenden Jahr erworbene BHF derzeit mit dem Pariser Stammhaus zusammenlegt, blieb der Asset- Management-Arm des Frankfurter Hauses bislang außen vor. Sogar Gerüchte über einen Weiterverkauf kursierten. Doch vor den Ge- schäftspartnern in Düsseldorf, die meist noch aus der Meriten-Zeit stammen, stellt der Ban- kier höchstselbst klar: Frankfurt-Trust wird enger an die Oddo-Fondssparte angebunden. Einheitliche Marke Was genau damit gemeint ist, erläutert Nicolas Chaput im Interview mit FONDS professionell. Er verantwortet die Fondssparte des französischen Geldhauses. „Wir haben uns entschieden, Frankfurt-Trust in den Asset- Management-Bereich zu integrieren“, sagt Chaput. „Wir brauchten nur etwas mehr Zeit, um zu prüfen, wie wir mit dem Geschäft um- gehen wollen.“ Denn während etwa Meriten ein reiner Asset Manager sei, seien die Struk- turen bei der BHF-Bank deutlich komplexer. „Im Juni fassten wir den Entschluss, Frank- furt-Trust vollständig einzugliedern“, berichtet Chaput. „Derzeit beraten wir in Arbeitsgrup- pen, wie die Organisation aussehen soll.“ Ein Punkt ist schon entschieden: Die Marke Frankfurt-Trust verschwindet. Mit dieser Tradition bricht Oddo also. Der neue Chef der Sparte Oddo-BHF Asset Management wird Chaput. Auch den Namen Meriten hatten die Franzosen aufgegeben. „Wir wollten das Haus unter einer starken, einheitlichen Marke bün- deln. Wir haben uns für Oddo-BHF entschie- den“, erläutert Chaput diesen Schritt. „Diese Namen genießen in Deutschland und Frank- reich bei allen Kundengruppen einen guten Ruf. Meriten war hingegen eher institutio- nellen Investoren ein Begriff.“ Das gemeinsame Dach verwaltet in Deutschland und Frankreich ein Vermögen von mehr als 61 Milliarden Euro. Der Mana- ger verweist darauf, dass Frankfurt-Trust die übrigen Geschäftsbereiche gut ergänze. So war die Düsseldorfer Boutique Meriten auf Anleihen ausgerichtet und hatte überwiegend institutionelle Kunden, während der Pariser Part vor allem auf Aktien setzte und auch im Retailgeschäft aktiv war. „Frankfurt-Trust wiederum entwickelte in Deutschland sowohl eine breite Basis im institutionellen als auch imWholesale-Geschäft“, erläutert Chaput. Der Investmentschwerpunkt liege bei Multi-Asset- und quantitativen Strate- gien. „Einige der Mischfonds weisen sogar eine bessere Performance auf als so man- cher der großen, bekannten Konkurren- ten“, schwärmt Chaput. „So etwas hatten wir in der Form noch nicht im Sortiment.“ Das Dickschiff des Hauses ist der FT Frankfurt-Effekten-Fonds. Von den in Wertpapierpublikumsfonds verwalteten acht Milliarden Euro entfallen zwei auf dieses Portfolio, dem aber lediglich eine mittelmäßige Wertentwicklung glückt. Dennoch sehen die Franzosen den größten Gewinn einer Integration darin, die Pro- dukte des einen Arms über den jeweils anderen zu vertreiben. In Deutschland neh- men die Franzosen besonders den Ausbau des Wholesale-Bereichs in Angriff. Dafür haben sie den Vertriebsprofi Matthias Mohr von Blackrock engagiert. Talente erhalten Am Ende gehe es auch darum, Synergien zu heben und Skaleneffekte zu nutzen, schiebt Chaput nach. So werde Frankfurt-Trust auf die IT-Systeme von Oddo umgehoben. Auch die Produkte sollen zu einer einheitlichen Palette verschmolzen werden. Jobs sollen nicht im großen Stil wegfallen. „Uns geht es darum, die besten Talente bei uns im Haus zu halten und neue Talente zu gewinnen“, erläu- tert Chaput. „Ich bin sehr glücklich, dass bei der Zusammenführung von Meriten und Oddo alle Portfoliomanager bei uns geblieben sind.“ Doch auf Managementebene verließen Martin Theisinger und Thomas Herbert das Düsseldorfer Haus. Bei Frankfurt-Trust wie- derum wechselte Geschäftsführer Frank-Peter Martin zum Bankhaus Lampe. „Wir bedauern es, wenn uns jemand verlässt“, kommentiert Chaput. „Bewegung ist in der Fondsbranche aber normal.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP Das deutsch-französische Institut verschmilzt die Fondssparte der BHF-Bank gänzlich mit seinem Asset Management – und beerdigt die Marke Frankfurt-Trust. Alles Oddo Nicolas Chaput, Oddo-BHF Asset Management: „Wir haben uns entschieden, Frankfurt-Trust zu integrieren.“ Zum Interview mit Nicolas Chaput: QR-Code scannen oder www.fponline.de/Oddo417 eingeben 

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=