FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

280 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 im Fondsvertrieb eine Zentralstelle. So müs- sen An- und Verkäufe zwischen den einzelnen Parteien oft noch durch Menschenhand ge- meldet und verbucht werden. „Die Abwick- lung von Fondstransaktionen über die Block- chain ist deutlich effizienter und schneller als über den herkömmlichen Papierweg – und zu- dem noch fälschungssicher“, erläutert Arnaud Misset, globaler Produktchef bei der Depot- bank Caceis. „Zum Teil laufen die Trans- aktionen heute noch über Fax ab. Das ist feh- leranfällig, langsam und umständlich.“ Über die neue Technologie ließe sich dies einfach, schnell und sicher lösen. Nachdem die erste Aktie per Blockchain gehandelt und auch die erste Anleihe über die- ses Verfahren platziert wurden, folgte im Juli 2017 der erste Fondskauf per Blockchain. Daran beteiligt waren Natixis Asset Manage- ment, die Plattform Fundsquare der Börse Luxemburg, die Depotbank Caceis sowie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesell- schaft KPMG. Andere ziehen nach. So star- tete Axa Investment Managers zusammen mit BNP Paribas Securities eine Fondsvertriebs- plattform auf Basis dieser Technik. Auch die schwedische SEB entwickelte mit der US- Technologiebörse Nasdaq einen Prototyp. Zwischenhändler bedroht Sollte sich das Verfahren im Fondshandel etablieren, würde dies die Effizienz deutlich steigern. Doch auch die Geschäftsmodelle zahlreicher Akteure gerieten in Gefahr: von den Fondsplattformen über die Pools bis hin zum einzelnen Vermittler. „Das oberste Ziel des Blockchain-Trends ist, Intermediäre aus- zuschalten“, sagt Misset klar und deutlich. „Für die Asset-Management-Branche bedeutet das, Fondsanteile direkt an den Endkunden verkaufen zu können – ohne eine Beteiligung von Zwischenhändlern.“ Misset nimmt sein eigenes Geschäft da nicht aus. „Auch wir als Depotstelle werden uns irgendwann die Frage stellen müssen, wie wir uns positionieren.“ Die Gefahr eines massiven Jobabbaus durch die Blockchain sieht der Manager aber absolut nicht. „Es geht hier darum, Routine- aufgaben zu automatisieren und damit den Menschen den Freiraum zu schaffen, mit kreativen Ideen neue Geschäftsmöglichkeiten zu gestalten“, erläutert Misset. Auch Consul- tant Leurs glaubt, dass der persönliche Kon- takt zum Kunden in bestimmten Fällen wei- terhin eine wichtige Rolle spielen werde. „Doch für viele wird sich das Berufsbild än- dern. Die Aufgaben gehen weg von, salopp gesagt, Zahlen-Abtippern hin zu Visionären und Projektentwicklern“, prophezeit Leurs. Misset stimmt zu: „So schaffen Menschen einen Mehrwert, den Robos nicht erbringen können. Das ist für alle Seiten eine Win-win- Situation.“ Bis die Blockchain-Technologie die Strukturen im Asset-Management-Ge- schäft umkrempelt, müssten ohnehin noch viele Hürden genommen werden. Unterneh- mensberater Leurs ergänzt: „Die Veränderun- gen durch die Blockchain zeichnen sich nur am Horizont ab. Doch sie kommen langsam, aber stetig näher.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I blockchain im fondsver trieb Fotos: © Cornelis Gollhardt | Caceis Bank Arnaud Misset, Caceis: „Das oberste Ziel des Block- chain-Trends ist, Intermediäre auszuschalten.“ Christian Leurs, Eurogroup Consulting: „Die Blockchain hat das Potenzial, den Fondsverkauf umzukrempeln.“ Glieder-Test Frage: Welche Bedingungen muss die Blockchain erfüllen, bevor Sie diese einsetzen? Die Führungsetagen der Asset Manager sind bereit, die Blockchain einzusetzen – sofern die Technologie die Datenmengen bewältigen kann. Mehrfachnennungen möglich | Quelle: EY Blockchain Capital Markets Roundtable 2016 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Machbarkeitsnachweis Smart-Contract-Standards Sicherheit Kompatibilität mit bestehenden IT-Systemen Technologische Standards Nachweis, dass Datenverkehr zuverlässig abgewickelt wird 30 % 30 % 50 % 60 % 70 % 80 % Grundlegender Wandel Online-Direktvertrieb gewinnt an Bedeutung Mehr als die Hälfte der Branchenprofis in Europa erwartet einen Umbruch im Fondsvertrieb. Quelle: Funds-Europe-Umfrage 2017 Weiß ich nicht 24 % Stimme ich nicht zu 19 % Stimme ich zu 57 % Frage: „Überholen beim Fonds- vertrieb an Endkunden Online-Direkt- kanäle die traditionellen Wege wie Ban- ken oder freie Berater?“ AK TUE L L ER H I NWE I S : Verpassen Sie nicht den Vortrag von Thorsten Michalik „Go digital or go home“ auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim am 24. und 25. Januar 2018. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=