FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

292 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 vertrieb & praxis I social trading Foto: © Fotolia | rawpixel.com W er sein Geld bei Hobby-Investment- beratern im Internet anlegt oder auch nur deren Anlageempfehlun- gen befolgt, könnte genausogut in die nächst- gelegene Spielbank gehen“, warnt der unab- hängige Finanzanalyst und -coach Antonio Sommese vor Internetplattformen, auf denen sich Privatanleger als Geldmanager profilieren können. Die Social-Trading-Plattformen wür- den in der Regel von Studenten, Freizeit-Bör- sianern oder Hobby-Devisenhändlern betrie- ben, die ohne eigene Finanzausbildung auf steigende oder fallende Kurse wetten. „Wer bei seinen eigenen Geldanlagen diesen ver- meintlichen Finanzgurus auf Etoro, Wikifolio oder Ayondo folgt, läuft Gefahr, am Ende einen Totalverlust zu erleiden“, so Sommese. Das war 2015. Die Sorge von Vermögensverwaltern und Vertrieb bezüglich der neuen Konkurrenz war zwar vorhanden, ob man diese aber wirklich ernst nehmen sollte, war noch nicht ganz klar. Schnelles Vorspulen in den November 2017. Der Fokus auf Freizeit-Trader ist zwar nach wie vor quantitativ vorhanden, inzwischen fischen die Anbieter aber auch im hochpro- fessionellen Bereich. So erklärt Andreas Kern, Gründer und Chef des österreichischen Anbieters Wikifolio, bei dem erst im Sommer die Schweizer Post Finance eingestiegen ist: „Derzeit offerieren 40 Vermögensverwalter in Summe 81 Anlagestrategien in Form von Wikifolios.“ Unter den Anbietern finden sich zahlreiche etablierte Häuser wie Albrech & Cie., Bayerische Vermögen, Geneon und PEH. „Auf diese Weise können die Finanzprofis einen großen Anlegerkreis an- sprechen und neue Kunden gewinnen“, wie es bei Wikifolio heißt. Das bedeutet: Ein professioneller Vermögensverwalter publiziert ein Portfolio in Echtzeit und nutzt die Perfor- mance als Marketing-Tool für seine Produkte – oder lässt diese gleich ganz via Wikifolio zeichnen und handeln. Doch Wikifolio ist nicht die einzige Social- Trading-Plattform, die zum Sturm auf den traditionellen Vertrieb sowie die Vermögens- verwaltung bläst. So möchte das Fintech Mo- neymeets noch in diesem Jahr einen „Online- marktplatz für professionelle Anlagestrate- gien“ anbieten. Anleger können sich dort laut der Kölner Gesellschaft über verschiedene Anlagestrategien von erfahrenen Portfolio- managern informieren, diese miteinander vergleichen und direkt online in die für sie geeignetsten Produkte investieren. Die zuge- hörigen Wertpapierdepots werden bei der DAB BNP Paribas geführt. Neben aktiven Vermögensverwaltern sollen auf der Plattform auf Sicht auch weitere An- gebote wie die Strategien von Robo-Beratern zur Verfügung stehen. Damit, so Money- meets, könnten „Anleger erstmals Qualität, Leistungen, zugrunde liegende Anlagephilo- sophien und -strategien sowie die Kosten der unterschiedlichsten Angebote miteinander ver- gleichen“. Weiterer Vorteil der Plattform sei der für alle Portfolios geltende und einheitli- che Vermögensverwaltungsvertrag. Kunden können so bei Bedarf die Anlagestrategie oder den Portfoliomanager problemlos wechseln, ohne dazu sämtliche Verträge neu abschließen zu müssen. Umfassender Angriff „Moneymeets macht mit diesem Angebot einen großen Schritt in Richtung eines um- fassenden Finanz-Ökosystems. Anbieter professioneller Anlagestrategien treffen auf Kunden, die die eigenen Finanzprodukte bequem, sicher und profitabel von zu Hause aus managen möchten“, umreißt Johannes Cremer, Gründer und Geschäftsführer von Die Plattformen weiten ihre Produktpaletten aus und kooperieren immer stärker mit professionellen Vermögensverwaltern und Bankhäusern. Social Trading: Der Angriff Traden und dabei die Ideen der Community nutzen – das ist die Grundidee von Social Trading, das inzwischen den Kinderschuhen entwachsen ist und traditionelle Vertriebs- und Beratungskanäle immer direkter angreift. Lexikon: Social Trading Social Trading funktioniert in den meisten Fällen so, dass sämtliche auf der entsprechenden Plattform ak- tiven Trader in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Zum einen gibt es die Profi-Trader, die ihre getätigten Han- delsaufträge freiwillig veröffentlichen oder anderen Tradern die Möglichkeit geben, diese einzusehen. Die andere Gruppe besteht meistens aus Tradern, die noch nicht viele Erfahrungen beim Handel mit binären Optionen, Devisen oder Aktien gesammelt haben. Diese Gruppe von Tradern wird oftmals auch als Fol- lower bezeichnet, da sie eben das Verhalten und die Handelsaufträge der Profi-Trader nachverfolgen kön- nen. Im zweiten Schritt haben die Follower dann die Gelegenheit, die Trades der professionellen Händler nicht nur einzusehen, sondern durch bestimmte Funktionen zu kopieren und somit den identischen Handelsauftrag zu erteilen.

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