FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

312 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 bank & fonds I wer tpapiergeschäft Foto: © Fotolia | Dusan Kostic E in Sparbuch, noch ein Bausparvertrag obendrauf – das dürfte das Instrumen- tarium sein, mit dem die Postbank den Großteil ihrer Kunden klassischerweise be- diente und damit wohl auch deren Geschmack traf. Doch im Bericht für das erste Halbjahr 2017 feierte die Deutsche-Bank-Tochter ganz andere Erfolge: Das Bonner Institut steigerte das Neugeschäft mit Fonds um fast 40 Pro- zent gegenüber dem Vorjahreszeit- raum auf 1,4 Milliarden Euro. Das verwaltete Volumen in den knapp 600.000 Depots und Anlagekonten wuchs im Vergleich zum Jahresende um 3,3 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro. 7,5 Milliarden Euro des Bestan- des entfallen auf Investmentfonds, lässt sich dem Halbjahresbericht ent- nehmen. Das ist eine Steigerung um 5,5 Prozent. Die Postbank-Führung begründet dieses Wachstum mit dem „neuen Beratungsansatz und den Investitionen in Digitalisierung im Wertpapiergeschäft“. Die Bonner hat- ten Ende 2017 eine neue Wertpapier- strategie verkündet. Damit verfolge „die Postbank das Ziel, ihre Kunden auch im Niedrigzinsumfeld zu kapitalmarktorientierten Produkten mit höheren Renditechancen bera- ten zu können“. So hat das Haus seit Jahres- beginn auch ETF-Sparpläne imAngebot – ein Produkt, das lange Jahre nur bei Direktbanken und Online-Brokern zu finden war. Der Deutsche-Bank-Ableger ist damit nicht allein. Auch Commerzbank, Hypovereins- bank, Targobank sowie Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken rücken in ihren Schau- fenstern Investmentprodukte in die vordere Reihe. Denn die anhaltend niedrigen Zinsen zerbröseln die Einnahmen der Banken aus dem Zins- und Spargeschäft, was zunehmend auch die Bilanzen ruiniert. So versuchen die Institute, die schwindenden Einnahmen an anderer Stelle wieder hereinzuholen. Ein Hoffnungsträger ist der Verkauf von Investmentprodukten wie Fonds. Denn das Zinstief beschert den Deutschen, die bislang ihrem biederen Sparbuch die Treue hielten, einen Anlagenotstand. Der ließe sich durch eine stärkere Anlage in Aktien, Anleihen und Co. überwinden, so das Kalkül der Geldhäu- ser. „Für die Banken ist es verlockend, ihren Kunden ans Herz zu legen, ihr Sparverhalten zu ändern“, sagt Peter Barkow, Gründer der Beratungsgesellschaft Barkow Consulting. Erlösquelle versiegt Der Ertragsschwund ist tatsächlich frap- pierend. Die Zinserträge der deutschen Geld- institute brachen von mehr als 440 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf nur noch 160 Milliar- den Euro im Jahr 2016 ein, zeigen Daten der Deutschen Bundesbank. Die Provisionserträge pendeln hingegen seit 2007 zwischen 40 und 45 Milliarden Euro (siehe Grafik links). Diese Zahlen verdeutlichen die Brisanz des Pro- blems für die Kreditinstitute: Die eine Erlös- quelle versiegt, aber die andere ist viel zu klein, um den Schwund ausgleichen zu können. Die Bundesbank-Daten zeigen das Provisionsergebnis der deutschen Geldhäuser zur Gänze. Neben dem Wertpapiergeschäft mit Endkunden stecken in dieser Kennziffer auch die Einnahmen aus anderen Bereichen, etwa dem Investmentbanking. Etwas genauer herausschälen lässt sich die Dimension des Privatkundengeschäfts, wenn man nur auf die Gruppen der Sparkassen sowie Volks- und Raiff- eisenbanken blickt. Im Gegensatz zu den Privatinstituten spielt hier das Investmentbanking keine tragende Rolle. In diesem Sektor lässt sich bei Die niedrigen Zinsen belasten die Bilanzen der Geldhäuser. Viele versuchen daher, ihr Wertpapiergeschäft auszubauen – mit durchwachsenen Erfolgsaussichten. Neue Ertragsfelder gesucht Frisch gepflügter Acker: Für die Banken ist das Feld der Zinseinnahmen abgeerntet. Die Institute suchen daher neue Erlösquellen. Einige sehen das Wertpapiergeschäft als Alternative. Doch das Potenzial scheint begrenzt. Die Schere geht auseinander Zins- und Provisionserträge der deutschen Banken in Mrd. Euro Die Zinserträge sinken, die Provisionseinnahmen steigen. Doch ihr Anteil am Gesamtumsatz bleibt gering. Quelle: Deutsche Bundesbank | Stand: September 2017 Mrd. Euro Mrd. Euro 0 100 200 300 400 500 20 30 40 50 2016 2014 2012 2010 2008 2006 2004 2002 2000 Zinserträge Provisionserträge

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