FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

126 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 gischer Staatsfonds“ Seite 128). Maximal möglich ist eine Quote von 70 Prozent. Be- reits jetzt hält der Fonds 1,4 Prozent der welt- weiten und 2,4 Prozent der europäischen Marktkapitalisierung. Der Fokus auf Aktien führt dazu, dass der Fonds auf immer mehr Hauptversammlungen vertreten ist – und bemerkenswert aktiv auf- tritt: Im Vorjahr hat der Fonds auf Hauptver- sammlungen in 6.760 Fällen gegen Vorschlä- ge gestimmt, die vom jeweiligen Manage- ment vorgelegt worden waren. Für einige Unternehmen wird es ab dem Frühjahr noch ungemütlicher zugehen. Deckelung der Bezüge Denn die Norweger haben in einem Posi- tionspapier erklärt, sie werden sich aktiver für eine Deckelung von CEO-Bezügen einsetzen. Demnach sollte ein „substanzieller Anteil“ des Gehalts in Anteilen erfolgen, die zumindest fünf Jahre, vorzugsweise aber zehn Jahre ge- sperrt werden, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Der Fonds verlangt au- ßerdem nach simplen und transparenten Ge- haltsschemata – und geht in dieser Frage mit gutem Beispiel voran. So verdient der CEO des Fonds 810.000 US-Dollar im Jahr, womit er nach oben hin eher wenige Rekorde bricht. Dazu wird man in Anlassfällen auf eine Tren- nung zwischen CEO- und Aufsichtsrats- beziehungsweise Verwaltungsratspositionen drängen. Neben Besoldungs- und Aufsichts- fragen wird auch auf die Veröffentlichung an- derer nichtfinanzieller Daten, beispielsweise CO 2 -Emissionen, gedrängt werden. Intensiver ab Mai Wie der Fonds ab Mai agieren wird, wenn die nächsten großen Hauptversammlungster- mine anstehen, wollte die globa- le Investment-Chefin des Staats- fonds, Carine Smith Ihenacho, nicht verraten, sie verlieh aber einer Hoffnung Aus- druck, die man auch als halbsanfte Drohung ver- stehen kann: „Wir zählen dar- auf, dass die Unternehmen unseren Richtlinien folgen und wir nicht gegen ihre Vor- schläge abstimmen müssen.“ Bemerkenswert ist, dass die Norweger in ihrer Politik der Nachhaltigkeit entschlossen agieren, Nachhaltigkeit jedoch nicht als Selbstzweck betrach- ten. Vielmehr geht es darum, finanzielle Risi- ken besser einschätzen und reduzieren zu kön- nen. Ölrisiko reduzieren Im Gegensatz zu herkömmlichen Fonds müssen die Norweger nicht nur das eigene Risiko, sondern das ihrer gesamten Volkswirt- schaft im Auge behalten. Auch das wurde zuletzt im Februar deutlich. Bei der Präsenta- tion des jährlichen „Risk and Return Reports“ nahmYngstad dezidiert zum vorgeschlagenen Ausstieg des Fonds aus der Ölindustrie Stel- lung. „Die Empfehlung beruht nicht auf Sor- gen bezüglich des CO 2 -Ausstoßes“, erklärte der Manager. Deputy Governor Egil Matsen ergänzt: „Unser Rat basiert exklusiv auf finan- ziellen Argumenten und dem totalen Öl- und Gasexposure des Staates.“ Die Argumentation: Der Fonds ist mit rund 40 Milliarden US-Dollar in internationale Öl- konzerne investiert. Das entspricht aus Sicht des Managements einer gesunden Diversifi- zierung. Allerdings hält der Staat selbst 66 Prozent am nationalen Ölkonzern Statoil, was einem Gegenwert von rund 50 Milliarden ent- spricht. Insgesamt hat der Staat also ein dop- pelt so hohes Öl-Exposure, als es der Fonds für risikotechnisch vertretbar hält. Ein kom- pletter Rückzug aus den internationalen Öl- investments ist also der einzig sinnvolle Weg. Dass die Norweger keine Sozialromantiker sind, zeigt ein weiterer Blick auf den Risk and Return Report. Dort steht, dass der Fonds mehr als 150 Unternehmen ausschließt. Erst im Januar sind neun weitere auf die entspre- chende schwarze Liste gekommen. Gleichzeitig weisen sie in ihrem Bericht aber auch penibel aus, was der Ausschluss von Aktieninvestments aus ethischen und ökologischen Gründen an roher Performance kostet: Seit 2005 sind das kumuliert 1,5 Pro- zentpunkte. Das Ausweisen dieses Minderer- trags, der durch Nichtinvestments in Tabak- oder Rüstungsaktien zustandekommt, hat zu einiger Irritation unter den Verfechtern nach- haltiger Investments geführt. Dass die Norwe- ger diese Daten im Rahmen der 35-seitigen Presseunterlagen prominent im ersten Drittel der Präsentation unterbringen, wirft aber ein weiteres Schlaglicht darauf, wie die Norweger agieren – nämlich ohne Angst davor, Salz in allenfalls offene Wunden zu streuen. Steigende Bedeutung Der steigende Einfluss des norwegischen Staatsfonds spiegelt jedenfalls einen globalen Trend wider. Das zeigen die Daten der PwC- Studie „The Rising Attractiveness of Alter- native Asset Classes for Sovereign Wealth Funds“. Demnach nimmt die Macht der Staatsfonds im institutionellen Segment gros- so modo zu. Bestritten Staatsfonds im Jahr 2004 nur fünf Prozent des von institutionellen Investoren verwalteten Vermögens, waren es 2016 bereits zehn Prozent Hintergrund dieser Entwicklung ist die star- ke Dynamik in den Emerging Markets, die zu Beginn des Jahrtausends durch die boomen- den Rohstoff- und vor allem Ölpreise getra- gen war. Deshalb gibt es in diesen Ländern immer mehr öffentliches Geld, das über So- vereign Wealth Funds (SWF) verwaltet wird. Laut Daten des Sovereign Wealth Fund Insti- tute (SWFI) stellen Emerging Markets des- halb neun der zehn größten Staatsfonds (siehe Grafik „Nicht die transparenteste Top-10- Gruppe“ unten). Schlüsselt man nach der ur- sprünglichen Herkunft der verwalteten Assets auf, werden fünf der Top-Ten-Staatsfonds aus Einkünften der Öl- und Gasin- dustrie gespeist. Während Norwegen als Ein- zelstaat den größten Staats- fonds stellt, platziert China inklusive Hongkong gleich vier Fonds unter den ersten zehn. Insgesamt verwaltet China da- mit auch das größte Gesamtver- mögen über seine öffentlichen Investmentvehikel – nämlich etwas mehr als zwei Billionen US-Dollar. Große Pläne hat man auch in Saudi-Arabien. Dort will man den Public Investment Fund (PIF), der derzeit „nur“ rund markt & strategie I staatsfonds Foto: © Beigestellt | Hemmerich | Gaube | Menzl Nicht die transparenteste Top-10-Gruppe Liegt der Score unter 8, werden die empfohlenen SWFI-Kriterien nicht erfüllt. Der SWFI-Transparenzindex weist nur für den norwegischen Staatsfonds die Bestmarke aus. Nur drei der Top-10-Fonds schaffen die von SWFI empfohlene Mindestpunktzahl von acht. Quelle: SWFI 0 2 4 6 8 SAFE Investment Company – China – 1997 SAMA Foreign Holdings – Saudi Arabien – 1952 National Social Security Fund – Katar – 2000 Qatar Investment Authority – Singapur – 2005 Government of Singapore Inv. Company – China – 1981 Kuwait Investment Authority – Kuwait – 1953 Abu Dhabi Investment Authority – VAE – 1976 Hong Kong Monetary Authority Investment – China – 1993 China Investment Corporation – China – 2007 Government Pension Fund – Global – Norwegen – 1990 Transparenz- Index 10 8 8 6 6 6 5 5 4 4

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=