FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

D ie Zahl ist beeindruckend: Ende ver- gangenen Jahres verwaltete Deutsch- lands Asset-Management-Branche erstmals mehr als drei Billionen Euro. Eine Billion davon stammt aus Publikumsfonds – auch das ein neuer Rekord. „Zudem erzielten Fonds ihr zweitbestes Absatzjahr“, betonte BVI-Präsident Tobias Pross auf der Jahres- pressekonferenz des Verbandes. Nur 2015 hat- ten die Anbieter noch mehr Geld bei Anlegern aus Deutschland eingesammelt. Der Branche geht es insgesamt also blen- dend. Doch was für das große Ganze gilt, muss nicht auf jeden Einzelnen zutreffen. Das zeigt ein Blick auf das Geschäft mit Wert- papierpublikumsfonds. Von 48 Gesellschaften, die dem BVI Zahlen melden, verzeichneten nur 29 Mittelzuflüsse. Die anderen 17 hatten mit zum Teil hohen Abflüssen zu kämpfen. Interessant ist auch, wie sich die alteinge- sessenen Investmenthäuser geschlagen haben. FONDS professionell hat dafür im nunmehr fünften Jahr die Zahlen derjenigen Anbieter untersucht, die dem BVI ihre Daten konstant seit 2007 melden. Das trifft auf 38 Gesell- schaften zu. Diese „konstanten Zahlenmelder“ sammelten 2017 rund 61,5 Milliarden Euro mit Wertpapierpublikumsfonds ein. Das ist der zweitbeste Wert seit der Finanzkrise. Der Gesamtmarkt kommt auf 66,3 Milliarden Euro. Einen großen Teil dieser Differenz macht Flossbach von Storch aus. Der Vermö- gensverwalter warb mit seinen Fonds stolze 4,4 Milliarden Euro ein. Mit einem Vermögen von 23 Milliarden Euro ist der Newcomer mittlerweile der sechstgrößte Spieler in der BVI-Statistik. Wie sich das Geschäft der acht größten „konstanten Zahlenmelder“ über die Jahre seit 2007 entwickelt hat, zeigen die Grafiken auf der nächsten Seite. DWS Die mit Abstand höchsten Zuflüsse im Ge- schäft mit Wertpapierpublikumsfonds konnte 2017 die DWS auf sich vereinen. 18,9 Mil- liarden Euro vertrauten Anleger aus Deutsch- land den Fonds des Marktführers an. „Wir ha- ben ein fantastisches Jahr 2017 hinter uns“, resümiert Vertriebschef Thorsten Michalik (siehe auch das Interview ab Seite 230). Ver- schwiegen werden darf allerdings nicht, dass es im Vorjahr rekordhohe Abflüsse gegeben hat: Im Jahr 2016 zogen Anleger 12,5 Mil- liarden Euro aus DWS-Fonds ab, mehr als in der heißen Phase der Finanzkrise. Michalik rechnet mit weiterhin hohen Zuflüssen, auch wenn es an der Börse zuletzt etwas ruckeliger wurde. „Das Problem der Nullzinsen wird Europa erhalten bleiben“, sagt er. Wer sein Vermögen erhalten oder vermehren wolle, komme kaum an Fonds vorbei. „Deshalb wird immer mehr Geld von Sparkonten in Fonds umge- schichtet. Diese Entwicklung kommt auch uns zugute – auch wenn diese Umschich- tungen unserer Meinung nach natürlich noch schneller erfolgen könnten.“ Allianz Global Investors Immerhin 16,7 Milliarden Euro sammel- ten die Publikumsfonds von Allianz Global Investors ein. „Wie im Branchentrend hatten bei uns 2017 Multi-Asset-Strategien die Nase vorn“, berichtet Sandra Sonnleitner, die das Retail- und Wholesale-Geschäft des Anbieters in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet. Dabei standen drei Produktfamilien im Mittelpunkt: zum einen die exklusiv für die Commerzbank aufgelegten Vermögensma- nagement-Fonds, zum anderen die Produkt- reihen „Allianz Dynamic Multi Asset Strate- gy“ und „Allianz Strategy“ mit ihren einge- bauten Risikomanagementsystemen. Hohe Nachfrage sah Sonnleitner auch bei Rentenfonds. Allein dem Allianz Floating Rate Notes Plus vertrauten Investoren fast 3,5 Milliarden Euro an. „Kunden nutzten diesen Fonds als Liquiditätsparkplatz“, sagt sie. „Viel Freude machte auch der Fonds Allianz US Short Duration High Income Bond, der Zu- flüsse von einer Milliarde Euro verzeichnete. Dieser Fonds ermöglicht es, trotz niedriger Zinsen laufende ordentliche Erträge bei Ka- pitalerhalt zu generieren.“ Mehr als eine Mil- liarde Euro sammelte Allianz Global Investors schließlich mit Aktienfonds ein. „Gefragt wa- ren vor allem Strategien, die auf europäische Wachstumstitel setzen“, so Sonnleitner. Union Investment Kaum weniger erfolgreich war Union In- vestment: Die Zuflüsse in Wertpapierpubli- kumsfonds summieren sich 2017 auf 12,8 Milliarden Euro. Der größte Teil davon stammt von Privatanlegern. Rechnet man die offenen Immo- bilienfonds hinzu, sammelte der Asset Manager der Genossen- schaftsbanken bei Privat- kunden 9,9 Milliarden Euro ein – so viel wie seit 17 Jah- ren nicht mehr. „An unseren Absatzschwer- punkten lässt sich erkennen, dass wir die Evolution des Sparens im Jahr 2017 wieder ein gutes Stück vorangebracht haben“, sagt Vorstandschef Hans Joachim Reinke. 4,7 Milliarden Euro flossen in die Multi-Asset- Portfolios der „Privatfonds“-Reihe. Und die Zahl der Fondssparpläne wuchs im Jahresver- gleich um 29 Prozent auf fast 1,9 Millionen. Deka Von einem Boom beim Fondssparen kann auch Frank Kalter berichten, Leiter Vertriebs- management, Marketing und Private Banking bei der Dekabank. „Die Sparkassenkunden schlossen allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres netto rund 430.000 neue Sparpläne ab“, sagt er. Das Wertpapier- sparen stoße auf immer größeres Interesse. „Im vergangenen Jahr konnten die Sparkassen zwei Drittel ihrer Neukunden über einen 220 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 vertrieb & praxis I bvi-statistik Foto: © Andrii IURLOV | stock.adobe.com Erstmals verwalten Publikumsfonds in Deutschland mehr als eine Billion Euro. FONDS professionell analysiert die Zahlen der größten Anbieter seit 2007. Hürde gemeistert Die Latte liegt hoch: Ob die Anbieter 2018 ähnlich absatzstark sein wer- den wie 2017, ist angesichts der Wackelbörsen offen.

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