FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

D er moderne Bankkunde macht es sich mit seinem Tablet-Computer zu Hause auf dem Sofa gemütlich. Ein paar Mal tippen und wischen, ein paar Fragen beant- worten – und schon hat er Geld bei einem digitalen Vermögensverwalter angelegt. An- bietern wie Scalable, Vaamo und Co. gelang es, ein persönliches Gespräch zwischen Anla- geberater und Kunden in einen Online-Pro- zess umzumünzen, der obendrein noch alle regulatorischen Vorgaben erfüllt. Viele Banken beobachten diese Entwick- lung genau. Einige haben zudem ihre eigenen Robo-Berater gestartet oder sind Kooperatio- nen mit Start-ups aus dem Finanzbereich eingegangen. Die Vorteile der digitalen Vermögensverwaltung liegen auf der Hand: Der automatisierte Prozess spart Kosten für Filialräume, beim Personal und in der Abwicklung. Und ihre Aus- gaben müssen die Geldhäuser drücken, wollen sie wettbewerbsfähig bleiben. Als jüngster Banken-Robo startete die Deutsche Bank ihren „Robin“. Der Bran- chenprimus zählt damit fast zu den Nach- züglern in der deutschen Bankenlandschaft. Lange tüftelten die Frankfurter an ihrem digitalen Berater, seit Dezember ist Robin nun online. Anders als bei den meisten Konkurrenten fußt der Robo-Advisor aber auf der Markteinschätzung eines Men- schen, und zwar der von Ulrich Stephan, dem Chefanlagestrategen des Instituts. Aus der aktuellen Markteinschätzung des Ökonomen und seines Teams speist sich die Aufteilung der Anlageklassen. Ak- tien, Anleihen und auch Rohstoffe stehen Robin offen. „Unsere Marktmeinung überprü- fen wir kontinuierlich“, sagt Stephan. Ebenso fließen die Ergebnisse einer Risikosteuerung nach quantitativen Methoden in den Aufbau mit ein. „Jeder Kunde erhält eine individuelle Portfoliozusammenstellung, je nach Anlage- ziel und Risikotragfähigkeit“, erläutert der Investmentstratege das Prinzip. „Grundsätz- lich stehen 16 verschiedene Risikomodule zur Verfügung.“ Je nach Marktlage schichtet Robin in sichere oder chancenreichere Invest- ments um. „Dafür analysieren die Algorith- men die Kapitalmärkte regelmäßig und berücksichtigen zugleich die Prognosen der Anlagestrategen“, sagt Stephan. Wie fast alle digitalen Vermögensverwalter investiert auch Robin in börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Dabei kommen nicht nur Produkte der hauseigenen Marke Xtrackers zum Zuge. „Unsere digitale Vermögensver- waltung ist als offene Plattform konzipiert“, erläutert Stephan. So lägen beispielsweise Produkte der Blackrock-Tochter iShares, von der Schweizer Großbank UBS oder der Com- merzbank-Tochter Comstage in den Port- folios. Noch gibt es Robin nur bei Maxblue, dem Onlinebroker der Bank. Eines Tages wird er seinen Weg aber wohl auch in die Filialen finden. Wer für wen Ebenso handhabt dies die Commerz- bank. Das Institut selbst bietet keinen Robo, wohl aber die Direktbank- tochter Comdirect. Im Mai 2017 startete diese ihre digita- le Vermögensverwaltung unter dem Namen Cominvest. So hieß früher mal die hauseigene Fonds- gesellschaft, die 2009 an die Allianz verkauft wurde. Als Robo kommt Cominvest in drei Varianten daher: „Wir für Sie“, „Wir gemeinsam“ und „Sie für sich“. Das Modell „Wir für Sie“ entspricht einer „echten“ digitalen Vermögensver- waltung. Der Robo ermittelt die finanzielle Situation des Kunden, schätzt seine Risi- kotragfähigkeit ein und schneidert daraus das passende Portfolio. Dieses überwacht und steuert Cominvest automatisch – ohne Mitsprache des Anlegers. Bei der Variante „Wir gemeinsam“ schlägt Cominvest eine Struktur vor und gibt während der Dauer der Anlage Empfehlungen für einen Um- bau. Letztlich entscheidet aber der Kunde, ob er den Empfehlungen folgt. Die letzte Variante „Sie für sich“ entspricht dem Cominvest-Vorläufer, dem „Anlageassis- tenten“. Dieser gibt lediglich Tipps, die der Anleger selbstständig umsetzt. Erspartes in Roboterhand: Viele Banken experi- mentieren mit einer digitalen Vermögensverwal- tung. Manche kommen jedoch zu dem Schluss, dass menschliche Berater noch beistehen müssen. 306 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 bank & fonds I robo-beratung Foto: © Fotomek | stock.adobe.com Immer mehr Geldhäuser kopieren Fintechs und starten eine eigene Online- Beratung. Doch die Aufsicht katapultiert manche Institute zurück aufs Startfeld. Digitale Sparschweine Aufmarsch der Robos Wie stehen Sie zu der Aussage „Robo-Advisors werden zum Hauptvertriebskanal im Retailmarkt“? Investmentprofis glauben, dass Online-Berater zu einem wichti- gen Fondsvertriebsweg aufsteigen. Quelle: Umfrage Funds Europe 2017

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