FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

bank & fonds I peter rentrop-schmid & jan-frederik belling | m.m.warburg 316 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 Foto: © Ulrike Schmidt Ü ber eine zu geringe Berücksichti- gung in den Medien kann sich das Privatbankhaus M.M.Warburg & Co eigentlich nicht beklagen, zumindest in der jüngeren Zeit. Dazu gab es zu viele Veränderungen bei den Hamburger Edel- bankern. Nicht nur die Luxemburger Tochtergesellschaften und die früher eige- ne Zürcher Privatbank wurden verkauft, die Warburg-Banker wollen auch die Ver- mögensverwaltungssparte der Nord LB übernehmen, zumindest drei Viertel einer dazu eigens gegründeten Holdinggesell- schaft. Außerdem kochte es ganz gewaltig in der Gerüchteküche um das Alster-Insti- tut, das nach wie vor zu 80 Prozent in den Händen der beiden Eigentümerfamilien Warburg und Olearius liegt. Von satten Verlusten und dem Rückgriff auf Reser- ven im großen Stil war die Rede. Außer- dem hatte das Bankhaus bereits im Mai vergangenen Jahres eine Kapitalerhöhung in Höhe von 53 Millionen Euro gemeldet. Im Interview mit FONDS professionell betonen Peter Rentrop-Schmid, der dem Partnerkreis der Bank angehört, und Jan-Frederik Belling, Co-Head Asset Management bei M.M.War- burg & Co, dass hinter all den Veränderungen vor allem eines steht: eine strategische Neu- ausrichtung, mit der man sich aus wohlüber- legten Gründen auf den deutschen Standort konzentrieren wolle. Jüngst hat Ihr Haus angekündigt, die Mehrheit der Vermögensverwaltungs- sparte der Nord LB zu übernehmen. Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Schritt, insbesondere nachdem feststeht, dass Sie sich von Ihren Luxemburger Aktivitäten trennen werden? Peter Rentrop-Schmid: Wir werden mit dem Kauf der Nord LBAsset Management in etwa das Kundenvolumen in Deutschland hinzu- gewinnen, das wir durch die Veräußerungen in Luxemburg abgeben. Wir freuen uns, zu- nächst noch mit der Nord LB zusammen den in Norddeutschland größten Asset Manager zu formen. Das ist ein wichtiges Zeichen da- für, dass wir neben den beiden Kerngeschäfts- feldern Private Banking und Investment Ban- king unsere Entwicklung im Asset Manage- ment aus dem deutschen Markt heraus weiter stärken und vorantreiben wollen. Mit der Zu- sammenführung unseres Asset Managements mit dem der Nord LB verbinden wir sich ergänzende Investmentstile und stärken unsere Managementkompetenz sehr sinnvoll. Unsere Kunden werden unmittelbar von dieser neuen Struktur sowie der erweiterten Expertise profitieren. Wobei die Assets in Höhe von rund 34 Milliarden Euro, um die es dabei geht, in erster Linie von institutionellen Kun- den stammen. Stimmen Sie zu, dass Ihr Haus im Retailvertrieb, in dem derzeit andere Anbieter im Rampenlicht stehen, noch einiges aufzuholen hat? Jan-Frederik Belling: Unser Haus ist nicht besonders bekannt als Retailanbieter, das ist richtig. Wir haben lange Zeit den Schwerpunkt auf den Spezialfondsbereich für institutionelle Kunden wie Stiftungen, Versorgungswerke und Versicherer ge- setzt. Das hat sich in den vergangenen Jahren aber sukzessive verändert. Denn wir haben dank unserer Expertise gute Produkte für einen breiteren Markt. Be- reits 2014 haben wir die Warburg Invest strukturell neu organisiert, weil wir unter anderem erkannt hatten, dass wir auch die breitere Basis der Privatkunden bedienen müssen, schon allein, weil wir auch dafür die passenden Produkte haben. Deshalb haben wir unter anderem einen Spezialis- ten wie Dirk Bednarz für den Retail- und Wholesale-Vertrieb an Bord geholt, um diese Produkte im Markt der Vermögens- verwalter und der freien Vermittler sowie bei Beratern in anderen Banken noch stär- ker zu platzieren. Denn was die Leistungs- fähigkeit unserer Produkte angeht, spielen wir ganz oben mit. Das belegen Untersuchungen wie etwa jüngst die Zufriedenheitsstudie von Telos. Mit dem auf deutsche Nebenwerte spezialisierten Warburg Fonds Small & Mid Caps Deutschland beispielsweise stehen wir in allen relevanten Vergleichszeiträumen auf einem der vordersten Plätze. Und auch mit unseren Smart-Beta-Lösungen und Volati- litätsstrategien verzeichnen wir neben her- vorragenden Ergebnissen auch ansehnliche Mittelzuflüsse. Rentrop-Schmid: Durch die Veränderungen können wir die über viele Jahre gewachsene Beziehung zu großen Finanzvertrieben und Versicherern intensivieren und zugleich die Erfolge der vergangenen Jahre auch in andere Vertriebsbereiche tragen. Wenn sich eine fundierte Zusammenarbeit ergibt, sind wir bereit, eigene exklusive Produkte für diese Partner aufzulegen. Diesen Bereich werden „Etwas Fintech-Mentalität tut » Wir sehen unseren Fokus nicht auf der Administration großer Volumina. Wir sind viel- mehr prädestiniert, den intellektuellen Teil des Geschäfts, sprich das Portfoliomanagement, zu übernehmen. « Peter Rentrop-Schmid, M.M.Warburg In ihrer 220-jährigen Geschichte hat die Warburg-Bankengruppe eine ganze Reihe von Veränderungen erlebt und mitgestaltet. Über die Neuausrichtung in der jüngeren Zeit sprach die Redaktion mit Peter Rentrop-Schmid , Mitglied des Partnerkreises, und Jan-Frederik Belling , Co-Head Asset Management.

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