FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

348 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 „In den Riester-PIBs für die Fonds müssen zusätzlich noch Maximalkosten aufgeführt werden“, sagt Breiting. Die Frage ist aber, welches Szenario einer Berechnung der Ma- ximalkosten zugrunde gelegt wird und welche Annahmen dafür getroffen werden. Immerhin können bei Marktverwerfungen kurzfristig auch extrem hohe Kosten anfallen. „Wir ha- ben deswegen null bis 100 Prozent geschrie- ben“, sagt Breiting. Das zeugt, welche Aussa- gekraft die Maximalkosten haben. „Man arbeitet bei Riester zudem mit einer Reduction-in-Yield-Methode, die bei den bestehenden Garantiemodellen nicht einfach zu ermitteln ist“, erläutert Breiting. Da bei Riester-Produkten die Beiträge garantiert wer- den müssen, bespart der Inhaber einer Fonds- police nie nur einen Fonds. Stattdessen wird umgeschichtet zwischen dem Deckungsstock des Versicherers und einem Fonds oder zwi- schen mehreren Fonds. „Daher kann ich dem Kunden nicht sagen, was ihn sein Fonds kos- tet, ich habe immer eine Mischung von Fonds, und zwar je nach Kunde und Anlage- horizont unterschiedlich“, sagt Breiting. Be- zieht sich die RIY auf einen Mix aus Anlage- vehikeln, so müsste ein Berater seinem Kun- den zumindest erklären können, auf welcher Mischung die Berechnung basiert. Diese Information ist im PIB aber nicht zu finden. Verwirrende Szenarien Bleiben noch die vier Szenarien, die im Pri- ips-BIB für jeden Fonds simuliert werden. Sie sollen darstellen, wie sich das Produkt unter unterschiedlichen Marktbedingungen entwik- keln könnte. Die Szenarien beruhen auf Ver- gangenheitswerten und sehr komplexen Be- rechnungen, die für den Kunden nicht nach- vollziehbar sind. Daher ist es für ihn absolut unverständlich, wie die Summen zustande- kommen, die er je nach Simulation und Zeit- punkt zurückerhalten könnte. Eine realistische Einschätzung von Chancen und Risiken erhält der Fondsanleger über die Simulationen nicht. Im Gegenteil, bei Fonds mit Derivativ-strate- gien kann es sogar vorkommen, dass diese sich im Stressszenario besser entwickeln als im schlechten oder im mittleren Szenario. Und um den Info-Wirrwarr auf die Spitze zu treiben, dürfen Versicherer statt des Priips-BIB auch das OGAW-KID verwenden, um die Kosten der Fonds in ihren Policen auszuweisen. Auf alle KIDs kommt eine Art Deckblatt. In dieser Zusammenfassung wer- den die Kosten dann wieder nach Priips-spe- zifischen Methoden berechnet. Zu Jahresbe- ginn 2020 ist es damit aber vorbei. Denn dann bekommen alle Fonds ein Priips-BIB, auch wenn sie nicht im Versicherungsmantel ver- packt sind. Dann ist zumindest ein kleiner Teil der großen Verwirrung gelöst – ein sehr klei- ner. ANDREA MARTENS | FP steuer & recht I produktinformationsblätter Produktinformationen im Fondsvertrieb am Beispiel des Kostenausweises Ausgabeaufschlag   1   Verwaltungsgebühr     Verwahrstellengebühr     Performance Fee     2 Ersatz für Aufwendungen     Transaktionskosten   3  4  Kosten für Wertpapierleihe     Kosten für Zielanlagen  5  6  7  *Versicherer darf aber auch die Kostenangaben aus dem OGAW-KID verwenden! 1 ist ein Teil der Vertriebskosten und wird aus den Produktkosten herausgerechnet | 2 für Riester- und Rürup-Verträge nicht relevant | 3 Berechnung nach der „Arrival Price“-Methode aus Priips gilt als nicht Mifid-II-konform | 4 für bestehen- de Fonds nach der „Arrival Price“-Methode (oder nach „Schätzmethode“, wenn der Versicherer Angaben aus den „Wesentlichen Anlegerinformationen“ verwendet), für neu aufgelegte Fonds nach der „Schätzmethode“ | 5 für Zielfonds ab einem wesentlichen Investitionsanteil | 6 keine konkrete Vorgabe | 7 inklusive aller Kosten auf Ebene der Zielinvestments Anleger kauft den Fonds … … bei der Fondsgesell- schaft oder Dritten (Bankberater oder freier Vermittler) … bei einem Wertpapierdienstleister (Bank oder Vermögensverwalter) … im Versicherungsmantel … im Rahmen von Riester- und Rürup-Sparplänen Wesentliche Anlagerinformationen (OGAW-KID) Mifid II Priips-BIB* ALVO-PIB (Produktinformationsblatt für Altersvorsorgeprodukte) Wie werden die Kosten ausgewiesen? • einzeln nach Einstiegskosten, laufenden Kosten, Ausstiegskosten und erfolgsabhängiger Vergütung • in % des NAV • als Gesamtkosten des Produkts • in % des NAV und in Euro/Cent • einzeln • als Gesamtkosten • in % des NAV und in Euro/Cent • Verwahrstellengebühr einzeln in Euro/Cent • Ausgabeaufschlag in % der einge- zahlten oder vereinbarten Beiträge und als Gesamtbetrag in Euro/Cent • Verwaltungskosten in % des gebil- deten Kapitals und als Jahresbetrag für das erste volle Vertragsjahr in Euro/Cent • Sämtliche weitere Kosten sind in den Verwaltungskosten enthalten Wie werden die Kosten berechnet? • als jährliche Kosten • nicht ausdrücklich geregelt; jährliche Kostenberechnung gilt als regelkonform • annualisiert (gleichmäßige Verteilung der Kosten über die empfohlene Haltedauer des Produkts) • als jährliche Kosten • als Gesamtbetrag • als Effektivkosten bis am Beginn der Auszahlungsphase Alles über negative Transaktionskosten: QR-Code scannen oder www.fponline.de/TK118 eingeben 

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