FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

her setzt er beispiesweise auf Aktien von Kreuzfahrtanbietern und Konsumgüterkonzer- ne. Die über 80-Jährigen hingegen benötigten zunehmend Betreuung, in dieser Gruppe gehe es eher um medizinische Versorgung und Si- cherheit. „Wir sehen aber beide Gruppen als Ver- braucher“, sagt Ahmadi. Dem Konsumbedarf entsprechend hat er acht Themenfelder iden- tifiziert, die vom Alterungstrend profitieren können. Sie reichen von Freizeitanbietern über Finanzinstitute bis hin zu Sicherheits- und Pflegekonzernen. Im europäischen Fonds liegen 200 Titel, im globalen 750. „Als wir 2009 auf der Suche nach einer Investmentidee für einen neuen Fonds waren, wollten wir etwas finden, das nicht zyklisch ist“, berichtet Ahmadi. Der demografische Wandel sei wohl der stabilste Trend über- haupt, glaubt er. „Die Investmentstrategie ist daher leicht zu verstehen, sie ist sehr gut fass- bar“, sagt der Fondsmanager. Das habe sein Erlebnis in Hongkong ja gezeigt. ANDREA MARTENS | FP Meret Gaugler I Lombard Odier „Wir glauben jeden Tag mehr daran“ Meret Gaugler, Co-Managerin des LO – Golden Age, über den Megatrend demografischer Wandel, die Chancen, die er für Unternehmen mit sich bringt, und die Auswahl der Titel für ihren Fonds. M eret Gaugler managt gemeinsam mit ihrem Kollegen Johan Utterman seit Anfang 2012 bei Lombard Odier den globalen Aktienfonds LO – Golden Age. Als sie das Portfolio übernahm, schenkten In- vestoren dem Anlagethema „Überalterung“ noch wenig Aufmerksamkeit. Das ändert sich langsam. Die Co-Portfoliomanagerin erklärt im Interview, wo sie die Chancen des demo- grafischen Wandels sieht. Frau Gaugler, der Fonds LO – Golden Age ist 2009 aufgelegt worden, zunächst allerdings als reiner Gesundheitsfonds. Wie kam es später zu dem Strategie- wechsel? Meret Gaugler: Man hat einfach erkannt, dass der Fonds ein viel größeres Thema spie- len sollte. Wenn wir uns nur einige Zahlen anschauen, erklärt sich das im Grunde von selbst. Derzeit liegt das weltweite Wirt- schaftswachstum bei etwa 3,5 Prozent. Das ist im Vergleich zu früheren Zyklen sehr we- nig, und die Demografie wirkt heute als Bremse. Aber das Schöne ist, dass die Me- daille zwei Seiten hat. So wächst die Zahl der Rentner in vielen Industrieländern dreimal schneller als die der Angehörigen jüngerer Generationen. Ein Grund dafür ist, dass die Babyboomer, also die Vertreter der geburten- stärksten Jahrgänge aller Zeiten, jetzt nach und nach in Rente gehen. In den USA zum Beispiel sind es bis 2030 jeden Tag 10.000 Menschen. Klar ist auch, dass ältere Leute heute im Schnitt finanziell besser gestellt sind als jüngere. Für Unternehmen bestimmter Branchen dürfte es daher eine sehr gute Idee sein, sich an diese wichtige Konsumenten- gruppe zu wenden. Welche Branchen sind denn in Ihrem Portfolio vertreten? Wir haben rund 500 Unternehmen identifi- ziert, die einen beträchtlichen Teil ihres Um- satzes mit älteren Menschen erzielen, vor al- lem in den Bereichen Gesundheit, Finanzen und Konsumgüter. Dabei unterscheiden wir zwischen Basiskonsumgütern wie Ernährung und Nicht-Basis-Konsumgütern wie Luxus- artikeln, Reisen oder Kosmetika. Wir sind überzeugt davon, dass Unternehmen, die sich an eine ältere Klientel richten, schneller und nachhaltiger wachsen werden als solche, die am breiten Markt agieren. Demografie bietet zudem deutlich mehr Chancen als viele an- dere Megatrends. Welche genau erkennen Sie? Das Thema funktioniert zum Beispiel unab- hängig vomWirtschaftszyklus. Dies liegt da- ran, dass ältere Leute meist über gute finan- zielle Puffer verfügen. Daher konsumieren sie zum Beispiel auch in Krisenzeiten weiter. In solchen Phasen richten wir unser Portfolio zwar defensiver aus, gewichten also etwa die Titel aus dem Gesundheitsbereich stärker. Aber sogar offensivere Werte leiden tende- ziell weniger in schwierigen Zeiten, wenn sich an eine ältere Klientel richten. Und wenn es wieder aufwärts geht, profitieren „Golden- Age-Unternehmen“ oft überdurchschnittlich Zudem haben wir es mit einem Trend zu tun, der erst begonnen und noch 15 bis 20 Jahre anhalten wird. Wir glauben jeden Tag mehr daran. Und wie wählen Sie die Titel für Ihren Fonds aus? Das ist ein dreistufiger Prozess. Im ersten Schritt schauen wir, ob ein Unternehmen wirklich klar die ältere Generation fokussiert. Für uns muss die Strategie pur sein. Im zwei- ten Schritt unseres Investitionsprozesses prü- fen wir natürlich, ob ein Unternehmen stabil aufgestellt ist, etwa gute Cashflows erwirt- schaftet, und wir sprechen mit dem Manage- ment-Team. In einem dritten Schritt suchen wir nicht nur „Golden-Age-Unternehmen“ und gute Firmen, sondern auch gute Anlagen. Das heißt, wir passen unsere Sektoren- und Sub-Sektor-Gewichtung schon mal an unsere Marktsicht an. Meret Gaugler, Lombard Odier: „Das Thema Demografie funktioniert unabhängig vom Wirtschaftszyklus.“ Foto: © Lombard Odier 100 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 markt & strategie I demografie-fonds

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