FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

Rande betreffen. Wir wollen uns auf unsere Aufgabe konzentrieren können. Konieczny: Der Fonds selbst wird als Long- only-Konzept aufgelegt, wobei wir natürlich mit unterschiedlichen Cash-Levels arbeiten können und das auch tun werden. Uns stehen dabei anfangs rund 30 Millionen Euro als Seedmoney zur Verfügung, die zum Teil von uns als den drei Partnern als auch von exter- nen Investoren eingebracht werden. Aber ge- rade weil wir auch mit unserem eigenen Geld investiert sein werden, haben wir uns gefragt, was wir selbst als Investoren eigentlich wol- len. Die wichtigste Erkenntnis daraus war, dass wir auf keinen Fall eine irgendwie gear- tete Indexorientierung haben möchten. Denn wir haben wirklich genug von elenden Dis- kussionen darum, ob ein Fonds nun gerade im vergangenen Monat seine Benchmark outper- formt hat oder nicht. Deshalb wird die einzige Benchmark für unseren Fonds die Nulllinie sein – einfach weil wir absolute Erträge für unsere Anleger erzielen wollen. Und welche Kunden sprechen Sie mit Ihrem Produkt an? Mobius: Es wird zwar von Anfang an ver- schiedene Shareklassen für unterschiedliche Anlegergruppen geben. Aber unser Ziel ist zunächst einmal der Privatkunde, sei es über Vermögensverwalter, Family Offices oder Plattformen. Um institutionelle Investoren anzusprechen, ist es noch zu früh. Auch wenn wir natürlich über entsprechende Kontakte verfügen, dieser Bereich braucht Zeit. Man muss schon einen gewissen Track Record und ein gewisses Volumen sowie die Möglichkeit zur Due Diligence mitbringen, bevor es Sinn macht, diese Anlegerschicht anzusprechen. Noch ein Wort über die Märkte. Viele Anleger scheuen im Moment die Emer- ging Markets. Was sind Ihre Argumente, wenn es heißt, dass gerade die Schwel- lenländer unter Druck kommen, wenn es an den Märkten so richtig rumpelt? Mobius: Ein Markt wie die USA als größter Börsenplatz weltweit ist inzwischen natürlich schon sehr hoch bewertet. Deshalb habe ich vor Kurzem darauf hingewiesen, dass eine Reihe von Indikatoren auf einen eventuell sogar heftigen Kursrückgang hindeuten, der bevorstehen könnte. Und auch wenn sicher noch immer etwas an der alten Weisheit dran ist, wonach die Schwellenländer eine schwere Grippe bekommen, wenn die großen Märkte sich einen Schnupfen fangen, so ist das kei- neswegs immer so. Die Situation heute ist eine vollkommen andere, als das in früheren Zeiten der Fall war. Märkte wie China oder Indien und selbst Brasilien, im Grunde die gesamten BRIC-Staaten, zeigen sich heute sehr viel unabhängiger. Allein schon weil es immer mehr lokale Investoren gibt, die die Entwicklung der Emerging Markets inzwi- schen mitbestimmen. von Hardenberg: Zudem zeigt sich gerade, dass insbesondere in den Emerging Markets die Gewinnentwicklung von Unternehmen zum Teil immer noch deutlich besser aussieht als in den entwickelten Märkten. Daher gehen wir davon aus, dass die seit Anfang 2016 anhaltende Outperformance von Schwellen- ländern noch nicht vorbei ist. Erst nach und nach setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Märkte der aufstrebenden Länder zu rund 30 Prozent aus Technologiewerten bestehen, die jedes Jahr um 20 bis 30 Prozent wachsen werden auf Sicht von fünf Jahren. Zudem hat sich nicht nur die Visibilität verbessert, auch die Preise von Rohstoffen und Öl haben sich stabilisiert. Die Inflation in China entwickelt sich vergleichsweise gut, und die dortigen Zinsen sind stabil. Gleichzeitig weisen die Schwellenländer heute bei Weitem nicht ein KGV von 25 wie in den USA oder Europa auf, sondern Werte, die um rund 20 Prozent niedriger liegen. Konieczny: Selbst das gern angeführte Argu- ment, dass speziell die Schwellenländer lei- den, wenn es mit den Frachtraten bei Schiffen und Luftfahrt nach unten geht, ist aus meiner Sicht nicht mehr haltbar. Schon allein weil die Binnennachfrage in vielen Emerging Markets in den vergangenen 15 Jahren deutlich ange- stiegen ist, und zwar in nahezu allen größeren Schwellenländern. Die dort lebenden Men- schen haben heute ein deutlich höheres ver- fügbares Einkommen, was dazu führt, dass die entsprechenden Volkswirtschaften bei Weitem nicht mehr so abhängig sind von der Entwicklung des Welthandels. Denn der An- teil der Binnennachfrage am Bruttoinlands- produkt ist vielfach deutlich höher als früher. Und wenn es nun gerade bei derAuflage Ihres Fonds zu besagter heftiger Markt- korrektur kommt? Mobius: Dann wäre das für uns sogar ein echter Vorteil. Denn ein starker Einbruch der Kurse wäre aus unserer Sicht eine prima Kaufgelegenheit. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Ein Standort wie London bietet hervorragende Möglichkeiten, gute Mitarbeiter mit einer entspre- chenden Erfahrung zu finden. « Carlos von Hardenberg, Mobius Capital Partners Foto: © Christoph Hemmerich Carlos von Hardenberg: „Man kann ein kleiner Anteilseigner sein, aber gleichzeitig ein durchaus ernst zu nehmender. Und man kann ein sehr kleiner Shareholder sein, und trotzdem als Partner Anerkennung finden.“ markt & strategie I mark mobius + greg konieczny + carlos von hardenberg 106 www.fondsprofessionell.de | 2/2018

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