FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

zahlungen wahlweise in Euro oder in virtuel- len Währungen beziehungsweise in Coins oder Token erhalten. Die dichte mediale Berichterstattung zum Thema Kryptowährungen erweist sich für den Initiator als günstig. „Seit Sommer vergange- nen Jahres häufen sich die Fragen von Family Offices und vermögenden Privatpersonen, wie beziehungsweise in welche virtuellen Wäh- rungen, Coins und Token sinnvoll und profes- sionell investiert werden könne. Wie gelingt die Partizipation an der Aufwertung der Blockchain-Technologie, ohne die hohe Vo- latilität oder gar einen Totalverlust in Kauf nehmen zu müssen?“, beschreibt Boris Hardi, geschäftsführender Gesellschafter von Bitreal, die Nachfrage. Der Stand der Forschung Wie gesagt: Wir sprechen von Nischenpro- dukten, die einem breiten Publikum noch nicht bekannt sind oder auf semiinstitutionelle Anleger abzielen – was passiert, wenn ein Damm einmal gebrochen ist, weiß man je- doch auch: Es kann dann verdammt schnell gehen. Vor diesem Hintergrund ist die Frage, welche Rolle Bitcoin im Portfolio eines An- legers spielen kann, relevant, will man am vorderen Ende der Welle surfen. Da es jedoch kaum praktische Lehrbeispiele gibt, muss man zu diesem frühen Zeitpunkt der Marktent- wicklung auf die Theorie zurückgreifen. Ein bemerkenswertes Paper in diesem Zusam- menhang heißt: „The Case for Bitcoin for In- vestors: Bubble Investing or Fundamentally Sound?“. Stellt Bitcoin also eine Blase dar, oder handelt es sich dabei um ein Investment, das man fundamental rechtfertigen kann? Be- merkenswerterweise kommen die Autoren aus der Praxis: Levar Hewlett ist als Quantitative Risk Management Associate für das Maryland State Retirement and Pen- sion System tätig. Co-Autor Jim Kyung-Soo Liew ist Assistenzprofessor an der Johns Hopkins Carey Business School sowie Gründer und CEO der Beratungsgesellschaft Sokat Consulting nahe Baltimore. Die Autoren tasten sich in ihren Ver- suchsreihen an ein traditionelles 60/40- Portfofio heran, adaptieren es aber fol- gendermaßen: 59 Prozent Aktien, 39 Prozent Anleihen, zwei Prozent Bit- coin. Das Resultat: Gegenüber einem herkömmlichen 60/40-Portfolio wurde von 2010 bis 2017 eine Überrendite von rund 50 Prozent erzielt. In einem nächsten Schritt optimieren die Autoren das Portfolio nach Markowitz. Gilt die Beschrän- kung, dass im Rahmen einer Long-only-Stra- tegie maximal 40 Prozent des Portfolios in Anleihen und der Rest ohne weitere Vorgaben in Aktien und Bitcoin investiert werden dür- fen, ergibt sich eine Struktur, in der sich der das Kryptowährungs-Exposure auf 1,3 Pro- zent beschränkt. 40 Prozent machen Anleihen aus, der Rest sind Aktien. Ein derartiges Port- folio hätte, rückgerechnet von Juli 2010 bis Juli 2017, einen annualisierten Ertrag von 14,1 Prozent bei einer annualisierten Stan- dardabweichung von 6,5 Prozent und einer Sharpe Ratio von 2,02 ergeben. Die Autoren stecken an dieser Stelle übri- gens selbst den Finger in die offensichtliche Wunde: Sie weisen darauf hin, dass es im Jahr 2010 extrem schwierig gewesen wäre, den Erfolg, den Bitcoin in den Jahren darauf haben würde, vorherzusehen und sich entsprechend zu positionieren, ebenso ändern sich die Er- gebnisse je nach Beobachtungszeitraum. Unterm Strich treten folgende Beobachtun- gen in den Vordergrund: Auch eine relativ ge- ringe Allokation in Bitcoin kann extreme Aus- wirkungen auf das Portfolio haben, weshalb sich ein Investment „für jene CIOs lohnen könnte, die performancemäßig hinter der Peergroup liegen und deshalb den Einstieg in riskantere Investments überlegen“, formuliert es Hewlett. Und: „Sollte sich diese Fintech- Innovation als langlebig erweisen, werden in- stitutionelle Investoren ohnehin nicht umhin- kommen, ihre Asset Allocation anzupassen. Vor diesem Hintergrund ist die laufende aka- demische Beobachtung dieser Finanzinnova- tion unverzichtbar, will man verstehen, ob es sich bei Bitcoin und anderen Kryptowährun- gen in Zukunft um eine Assetklasse handeln wird und, falls ja, wie mit ihr umzugehen ist.“ Keine Spur von Gold Genau diesem Thema haben sich wieder- um die Autoren der Studie „Bitcoin and Port- folio Diversification: Evidence from Portfo- lios of U.S., European and Chinese Assets“ gewidmet. Im Rahmen des Papers wurde unter anderem untersucht, welchen Asset- klassen Bitcoin am ähnlichsten ist. Demnach „verfügt Bitcoin über eine statistisch relevan- te, positive Korrelation zu US-Aktien und gleichzeitig über eine negative, statistisch ebenfalls aussagekräftige Korrelation zu Gold“, erklärt Co-Autor Andrea Moro, der an der Cranfield University – School of Manage- ment unterrichtet und forscht. Das bedeutet: Bitcoin verhält sich eher wie eine US-Aktie, aber definitiv nicht wie Gold. Bestätigen sich diese Ergebnisse – und vieles deutet darauf hin –, dann wird Bitcoin von allen Anlegern falsch eingesetzt, die es als Goldersatz und Absicherung gegen Schwankungen an den Ak- tienmärkten nutzen. Tatsächlich er- höht Bitcoin indirekt das Aktienrisi- ko, schlicht weil es sich ähnlich wie Aktien verhält. Ebenfalls geortet wurde eine relativ hohe Korrelation zu Hedgefondsindizes. Tatsache ist: Erst wenn man diese Verhaltensmus- ter von Kryptowährungen kennt, kann man in einer sehr nahen Zu- kunft entscheiden, welche Rolle sie im Portfolio spielen sollen . ANTON ALTENDORFER /HANS WEITMAYR | FP Andrea Moro hat mit seinen Kollegen nachgewiesen, dass Bitcoin sich ähnlich verhalten wie US-Aktien. Eine Prise Bitcoin Das klassische 60/40-Portfolio wird um Bitcoin erweitert. In der Versuchsreihe hätte es rückblickend gereicht, zwei Prozent Bitcoin beizumengen, um eine deutliche Hebelwirkung zu erzielen. Quelle: Studie 59 % Aktien/39 % Anleihen/2 % Bitcoin Z 2015 2014 2013 2017 2016 2012 2011 ’10 2 GSCI (Rohstoffe) 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 USD 60 % Aktien/40 % Anleihen i Foto: © Cranfield University 110 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 markt & strategie I kryptowährungen

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