FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

gieren sie? Die Ersten, die sich auf eine mög- liche Eskalation eingestellt haben, sind einmal mehr die Amerikaner selbst. Besonders klei- nere Fondshäuser, die ein Vermögen verwal- ten, das sich in der Größenordnung von zwei oder drei Milliarden Dollar bewegt, haben sich für den Ernstfall Gedanken gemacht, da sie allfällige Kurseinbrüche weniger leicht verkraften als die großen Marktdominatoren. Fondsstrategen wie die von Villere & Co., Hodges Capital oder BMO Global gehen je- denfalls davon aus, dass ein Handelskonflikt die Inflation beschleunigen könnte. Ein höhe- re Teuerung würde sich wiederum in die Un- ternehmensmargen hineinfressen. Die Fonds- manager von Hodges Capital versuchen ei- nem solchen Effekt aber nicht zu entkommen, indem sie sich Regionen suchen, die von ei- nem allfälligen Handelskonflikt unberührt bleiben. Sie fokussieren vielmehr auf Firmen, die quasi monopolistisch eine Marktnische ausfüllen oder über Technologie und Patente verfügen, die ihnen in ihrem Bereich eine marktdominante Stellung verschaffen. Weitergabe von Kosten Eine solche Position erlaubt es diesen Un- ternehmen, die Kosten eines Handelsstreits an die Kunden weiterzugeben, da es in ihrem Bereich schlicht keine Konkurrenz gibt und Marktanteile somit gar nicht verloren gehen können. „Wir konzentrieren uns auf Unterneh- men, die unabhängig von Inflation sind, sei das rohstoff- oder handelsgetriebene Teuerung, weil sie die daraus entstehenden Kosten weitergeben können“, erklärt Eric Marshall, Portfoliomana- ger bei der in Texas beheimateten Hodges Ca- pital. Als Beispiel nennt der Amerikaner Texas Instruments. Marshall hat zuletzt zugekauft, weil die von dem Unternehmen hergestellten Prozessoren in stark nachgefragten und hochpreisigen Produkten wie iPhones oder selbstfahrenden Autos verwendet werden. Die in New Orleans ansässige Villere & Co. hat in einer analogenAr- gumentation erklärt, das Exposure bei kleineren und mittleren Unternehmen zu reduzieren. Sorgenfaktor Doch sind das nur Einzelmeinungen kleinerer Fondshäuser jenseits des Großen Teiches? Nicht unbedingt. So sorgt sich Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco, um eine potenzielle Ausweitung des Konfliktes. „Obwohl das Thema zu- letzt nicht mehr für so viele Schlagzeilen ge- sorgt hat wie zuvor, bleibt die mögliche Ein- führung von Schutzzöllen ein erheblicher Sor- genfaktor – für die Unternehmen genauso wie für die Zentralbanken“, sagt die Strategin. Sie verweist auf Mario Draghi, wonach un- klar sei, welche Folgen der zunehmende Pro- tektionismus haben werde, da bislang vor al- lem Drohungen lanciert wurden. Wie der EZB-Präsident warnte, könne der Protektio- nismus „schnell gravierende Auswirkungen auf das Geschäftsklima und das Vertrauen von Unternehmern und Exporteuren haben – das kann sich wiederum negativ auf die Wachs- tumsperspektiven auswirken“. Aus dem im April veröffentlichten Protokoll der März-Sit- zung des Offenmarktausschusses der Fed wis- se man zudem, dass der Protektionismus der US-Notenbank ebenfalls Sorgen bereitet. Und: In ihrem jüngsten Konjunkturbericht, dem Beige Book, berichtet die Fed, dass die amerikanischen Unternehmen steigende In- putkosten durch Importzölle fürchten. „Dass das keine grundlose Sorge ist, bestätigt ein vor einigen Wochen von der Brookings Institution veröffentlichter Artikel über die potenziell negativen Folgen eines US-chinesischen Han- delskrieges“, so Hooper. Demnach verweisen die Autoren auf das Risiko steigender Kosten, da einige der Produkte, die mit Importzöllen belegt werden sollen, „Komponenten“ sind, also Vorprodukte, die für die Herstellung von Endprodukten benötigt werden. „Was uns das sagt?“, fragt Hooper. „Der Protektionismus könnte nicht nur zu deutlich höheren Kosten für Konsumenten führen, sondern auch dazu, dass derartige Endprodukte weniger konkur- renzfähig sind. Nichts davon ist förderlich für den Freihandel oder das Wirtschaftswachs- tum.“ Die Strategin schließt sich also argu- mentativ den taktischen Maßnahmen von Hodges Capital oder Villere & Co. an. Auf China achten Bei der Capital Group ist man wiederum der Meinung, dass die Wirtschafts- und Han- delsbeziehungen zwischen den USA und Chi- na in eine neue Phase eintreten. Das erklärt zumindest Matt Miller, politischer Volkswirt der Capital Group: „Mit der Bekanntgabe von Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte am 1. März haben die USA eine wohl schwierige Verhandlungsrunde eröffnet. Von den Zöllen könnten viele Länder betroffen sein, auch Ver- bündete wie Kanada und Europa.“ Investoren sollten aber vor allem auf China achten, wo in den nächsten Monaten die viel größeren Kontroversen drohten. Der Experte ist der Meinung, dass die USA völlig neue Handels- beziehungen mit China anstreben wür- den. „Chinas wirtschaftliche Macht wächst, und die weltpolitischen Am- bitionen werden immer klarer. Mehr und mehr wird es in Washington zum Konsens, dass beimAußenhandel wie bei weltpolitischen Themen eine här- tere Gangart angemessen sei“, so Mil- ler. Falsch wäre es deshalb, „im unge- wöhnlichen und aggressiven Verhand- lungsstil des Präsidenten das Vorspiel zu einem ausgewachsenen Handels- krieg zu sehen, der beiden Seiten scha- den würde“, so Miller. Denn die Ent- wicklung der amerikanisch-chinesi- schen Beziehungen lasse einen neuen Außenhandelskonsens in den nächsten Wer wirklich gefährdet ist Wohin einzelne Staaten und Regionen exportieren Kanada und Mexiko erwirtschaften einen enorm hohen Teil ihres BIPs über Exporte in die Vereinigten Staaten. Quelle: J.P. Morgan 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 % K Anteil am BIP in % M China Schwellen- länder USA Eurozone Sonstige Brasilien USA Eurozone Kanada Indien China Russland Mexiko Japan Für Matt Miller von der Capital Group sind die USA und China bereits in eine neue Handelsära eingetreten. Foto: © Capital Group 116 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 markt & strategie I handelskonflikt

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