FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

126 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse R aus aus dem Risiko! So lautete das Credo der von der Bank of America Merrill Lynch im Rahmen der monat- lichen Fondsmanager-Umfrage interviewten Portfolioverwalter. Die Fondsprofis erhöhten demnach imApril nicht nur ihre Barbestände von 4,6 auf fünf Prozent. 40 Prozent gehen sogar davon aus, dass der Höhepunkt bei Aktien noch in diesem Jahr erreicht wird, 18 Prozent meinen, dass er schon hinter uns liegt. Und betrachtet man die Fondsabsatzstatistik als Kontraindikator (hohe Nachfrage wäre dann ein Verkaufssignal), könnte das Vorjahr tatsächlich einen Wendepunkt markiert haben. 2017 flossen den im deutschsprachigen Raum zugelassenen Investmentfonds laut der Mit- telzu- und -abflussstatistik von Mountain- View nämlich 250 Milliarden Euro zu. Fest steht in jedem Fall, dass der Risiko- appetit der Marktteilnehmer abnimmt. Zwar flossen im April netto rund 1,37 Milliarden Euro in Aktienfonds, im selben Zeitraum verringerte sich aber das Volumen von Aktien- ETFs um 1,61 Milliarden Euro. Weil passive Fonds derzeit noch vor allem von institutio- nellen Anlegern gekauft werden, ist dies ein Hinweis darauf, dass sich die Großanleger verstärkt aus dem Risiko zurückziehen. Ver- stärkt wird dieser Eindruck von den 11,31 Milliarden Euro, die in risikoärmere Geld- marktwerte gesteckt wurden (siehe auch Tabelle nächste Seite). Volatilität wird steigen Seit Anfang Februar ist die schwan- kungsarme Periode an den Märkten vor- über, und nach Ansicht ernst zu nehmen- der Beobachter wird die Volatilität auch hoch bleiben; nicht zuletzt deshalb, weil der Höhepunkt des Konjunkturzyklus nä- herrücken dürfte. Tilmann Galler, Kapital- marktstratege bei J.P. Morgan Asset Ma- nagement in Frankfurt, geht zwar davon aus, dass die globale Wirtschaft 2018 wei- terhin relativ stark wachsen dürfte, in der Eurozone und China sollte vorerst aber der konjukturelle Höhepunkt erreicht sein. „Die Verunsicherung über den weiteren Wachstumspfad dürfte zu mehr Volatilität beitragen, Aktienmärkte sind jedoch in der Lage, dies zu bewältigen, solange es nicht zu einer Rezession kommt“, meint Galler, der auch nicht als Pessimist missverstanden wer- den möchte. „Verbraucher- und Geschäfts- vertrauen sind sowohl in den USA als auch in Europa nur leicht abgeschwächt, und die Arbeitsmärkte zeigen sich robust“, relativiert der J.P.-Morgan-AM-Stratege. Eine Rezession in diesem Jahr bleibe für ihn daher weiterhin unwahrscheinlich. Für die Börsenentwicklung entscheidend sind die Unternehmensgewinne, stellt Kristina Hooper fest, Chief Global Market Strategist bei Invesco. Weil diese mehrere Quartale in Folge gestiegen sind, plage viele Marktteil- nehmer die Sorge, dass das Gewinnwachstum bald vorbei sein könnte. Auch Hooper rechnet daher mit anhaltender Nervosität. „Die Markt- teilnehmer werden nach Signalen Ausschau halten, die dafür sprechen, dass die Gewinne den Zenit erreicht haben“, schreibt sie in einem aktuellen Marktkommentar. Neben Konjunkturaussichten und Unter- nehmensgewinnen sorgen derzeit nach wie vor Inflationsängste und die Erwartung von steigenden Zinsen für Marktschwankungen. Doch „eine leichte Inflationsbeschleunigung bedeutet nicht zugleich ein inflationäres Pro- blem“, beruhigt Guy Wagner, Managing Di- rector bei BLI – Banque de Luxembourg In- vestments. Er glaubt zwar auch, dass die Zei- ten niedriger Volatilität vorbei sind, letztend- lich scheinen sich die Fundamentaldaten bei Wachstum und Inflation aber nicht dramatisch verändert zu haben, konstatiert Wagner. Es gebe also prinzipiell keinen Grund zu der Annahme, dass die Zentralbanken eine Geld- politik betreiben werden, die sich von den der- zeitigen Erwartungen stark unterscheidet. Portfolios überprüfen Angesichts dieser weder ausgeprägt pessi- mistischen noch übertrieben optimistischen Einschätzungen stellt sich die Frage, wie man damit als Anlageberater umgehen soll. Arif Husain, Head of International Fixed Income bei T. Rowe Price, rät, bestehende Portfolios hinsichtlich der Korrelationen ihrer Bestand- teile zu überprüfen. Nicht zuletzt die Geldpolitik habe bewirkt, dass viele Depots aus zu hoch korrelierten Assets bestehen. Konkret geht es ihm um Bond- portfolios, die gemessen an Staatsanlei- henrenditen höhere Erträge abwerfen, aber eben auch gefährliche Papiere enthalten. „Da Anlagen mit höherem Risikoauf- schlag stark mit Aktien korreliert sind, handelt es sich hierbei in einer Zeit, in der eine Rückkehr der Volatilität in Aussicht steht, um eine hochriskante Positionie- rung“, warnt der Investmentexperte. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zu diesem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Mittelaufkommen gesamt in Jahren Nach dem Spitzenjahr 2017, in dem Investmentfonds insgesamt über 250 Milliarden Euro zuflossen, beginnen Anleger sich jetzt vorsichtiger zu positionieren. Quelle: Mountain-View -100 -50 0 50 100 150 200 250 300 2018 2016 2014 2012 2010 2008 Mrd. Euro Foto: © Invesco Nach dem Spitzenjahr 2017 werden Anleger deutlich vorsichtiger. Auch immer mehr Investmentprofis erwarten wieder volatilere Börsenzeiten. Risikoappetit nimmt ab Kristina Hooper, Invesco: „Ich rechne bis auf Weiteres mit einer anhaltenden Nervosität an den Märkten.“

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