FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

von dem sie aktuell zwölf Maschinen in der Flotte hat. Grundsätzlich sei eine Aufstockung denkbar. Allerdings kritisierte Airline-Chef Willie Walsh die „inakzeptabel hohen Preise“. Die Analysten der Nord LB haben vor Kur- zem ausgerechnet, dass British Airways bei Großraumflugzeugen einen hohen Ersatz- bedarf habe, weil insbesondere die 36 Boeing 747-400 in die Jahre gekommen seien. „Als Alternative könnten unserer Ansicht nach prinzipiell gebrauchte A380 in Frage kom- men, wobei wir davon ausgehen, dass British Airways nicht Interesse an einzelnen Flugzeu- gen hat, sondern an größeren Stückzahlen“, heißt es in der Analyse. Allerdings sei auch die neue Boeing 777-9 eine gute Alternative zur alten Boeing 747. An der Pleite vorbei Gute Nachrichten gab es zuletzt mit Blick auf die Flugzeuge, die an Air Berlin vermietet waren. Die Fluggesellschaft meldete im Sommer 2017 Insolvenz an und war zu diesem Zeitpunkt Mieter von vier Fonds- flugzeugen. Zwei davon wurden durch die 2010 aufgelegten CFB-Beteiligungen „Airbus I A319“ und „Airbus II A319“ finanziert. Fondsmanager Commerz Real hat die Flugzeuge im Januar mit Zustim- mung der Anleger verkauft. Käufer ist nach Informationen von FONDS professionell die Deutsche Lufthansa. Ursprünglich sollten die Jets nach der Insolvenz über einen neuen Leasingvertrag weitervermietet werden, um die Spekula- tionssteuer auf einen Verkaufsgewinn zu vermeiden. Es gab dem Vernehmen nach aber keine vernünftige wirtschaftliche Lösung für eine Weiterbeschäftigung, mit der sowohl die Kredite bedient als auch Auszahlungen an die Anleger hätten vorgenommen werden können. Deshalb schlug Commerz Real Ende 2017 vor, die Flugzeuge zu verkaufen. DenAnlegern stellte das Fondsmanagement in Aussicht, dass sie nach dem Verkauf auf ei- nen Gesamtmittelrückfluss vor Steuern in Hö- he von 145 Prozent, bezogen auf ihrer einge- setztes Kapital, kommen werden, nachdem al- le Verbindlichkeiten der Fonds getilgt wurden. Die Gesellschafter haben der Veräußerung zu- gestimmt. Bereits im Januar wechselten die Flugzeuge den Eigentümer. Ende März erhiel- ten die Anleger eine Auszahlung von knapp 92 Prozent des Nominalkapitals. Die Fonds „Flight Invest 47“ und „Flight Invest 48“ von Hannover Leasing haben zwei A321-200 finanziert, die vertraglich gesehen bis Ende Dezember 2018 an Air Berlin ver- mietet sind. Praktisch waren die Maschinen an die Tochter Niki untervermietet, die selbst im Dezember 2018 Insolvenz anmelden musste. Bereits davor holte sich das Management die Zustimmung der Anleger für eine alternative Vermietung oder einen Verkauf. Dabei hieß es, dass die Veräußerung wirtschaftlich sinnvoller sei als der Weiterbetrieb. Außerdem soll es konkrete Kaufinteressenten gegeben haben. Bislang wurde der Exit aber nicht vollzogen. Geschäftsführer Michael Ruhl erklärte auf Nachfrage: „Aktuell befinden wir uns in weit fortgeschrittenen Verkaufsgesprächen.“ Reihenweise Exits KGAL hat in den vergangenen Jahren mehrere Flugzeugfonds erfolgreich aufgelöst. Voriges Jahr kam der Publikumsfonds „Sky- class 53“ hinzu (siehe „Top 15 der aufgelösten Flugzeugfonds auf Seite 147). In diesem Jahr sollen die Fonds 54 bis 57 aus dem Jahr 2011 aufgelöst werden. Nach Informationen des „Fondstelegramms“ ist bei den Gesellschaf- tern die Zustimmung für einen vorzeitigen Verkauf eingeholt worden. Offenbar gibt es einen Interessenten, denn in der Einladung zur Beschlussfassung ist von einem „rechtlich nicht bindenden Vorvertrag mit einem poten- ziellen Käufer“ die Rede. Flybe verlängert Während die einen die Flugzeuge verkau- fen, sucht der Hamburger Initiator HEH neue Investments. Zurzeit platziert das Unter- nehmen ein Flugzeug (siehe „Sachwertradar“ auf Seite 160). Im dritten Quartal soll ein weiterer Publikumsfonds in den Vertrieb gehen. HEH ist seit 2008 in diesem Segment aktiv und hat sich auf Regionalflugzeuge spezia- lisiert. Gleich in den ersten beiden Jahren finanzierte HEH neun Maschinen für den britischen Carrier Flybe. Die Leasingver- träge haben eine Grundlaufzeit von zehn Jahren und sind mit einer Verlängerungs- option über zwei Jahre ausgestattet. „Die Airline hat bei allen sieben Flugzeugen, bei denen der vertraglich vorgesehene Termin anstand, die Verlängerungsoptionen für die vereinbarte zweijährige Periode erklärt“, berichtet HEH-Vorstand Gunnar Dittmann. „Die Verlängerung für das nächste Flug- zeug erwarten wir im Mai 2018. Darüber hinaus befinden wir uns in Gesprächen über weitere Verlängerungen.“ ALEXANDER ENDLWEBER | FP Steigende Fluggastzahlen Das Wachstum des Verkehrsaufkommens ist das Rückgrat in der kommerziellen Luftfahrt. Quelle: IATA 400 450 500 550 600 650 700 750 2014 2015 2016 2017 2018 Milliarden Personenkilometer (pro Monat) Fluggastzahlen Fluggastzahlen saisonbereinigt Gunnar Dittmann, HEH: „Die Airline hat bei allen sieben Flugzeugen die Verlängerungsoptionen erklärt.“ Michael Ruhl, Hannover Leasing: „Wir befinden uns in weit fortgeschrittenen Verkaufsgesprächen.“ 153 www.fondsprofessionell.de | 2/2018

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