FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

N icht jedes Unwetter taucht blitzartig auf, manche brauen sich langsam zu- sammen. Über Grünwald südlich von München zogen die ersten dunklen Wolken im vergangenen Sommer auf. Dort sitzt die P&R-Gruppe, die ihren Anlegern knapp mit- teilt, dass die Mieten einen Monat später als gewohnt ausgezahlt werden. Damals wurde über Liquiditätsschwierigkeiten gemunkelt, belegen konnte das jedoch niemand. Ein hal- bes Jahr später zog ein Gewitter auf, das sich kurz darauf heftig entlud. Zunächst kam heraus, dass P&R „bei wenigen Kunden“ mit den Auszahlungen in Verzug ist. Kurz darauf wurde der Vertrieb des jüngsten Produkts eingestellt, und am 15. März meldeten drei Gesellschaften Insolvenz an. Der Schock über den Absturz des Branchenriesen, der mut- maßlich 3,5 Milliarden Euro von rund 54.000 Anlegern verwaltet, sitzt tief. Pleite im guten Marktumfeld Mittlerweile sind alle deutschen Firmen insolvent und unter Kontrolle der vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Jaffé und Philip Heinke. Die Aufbereitung des Falls gestaltet sich nicht nur wegen des großen Volumens schwierig. Kompliziert ist die Insolvenz, weil P&R das Containergeschäft über die Schweiz organisiert hat (siehe Organigramm). Über die ausländische Firma, die bei Redaktionsschluss nicht in Konkurs war, können die Insolvenz- verwalter jedoch nicht verfügen. Medien berichten unter Berufung auf Insider, dass P&R ein Schneeballsystem betrieben habe. Außerdem sollen tausende Container „fehlen“, die es aufgrund der Einzahlungen von Anlegern eigentlich hätte geben müssen. Die Insolvenzverwalter sind bei diesen Vorwürfen zurückhaltend: „Die Bestandsaufnahme beziehungsweise die Ermittlungen dazu dauern noch an“, erklärte Jaffé auf Anfrage von FONDS professionell. Er bestätigte aber in einem Zwischen- bericht, dass „vor allem in den Jahren 2016 und 2017 Container veräußert wurden, um (…) die hohen Rückzahlungen in diesen Jah- ren an die Anleger darzustellen“. Ein Beweis für den Betrugsvorwurf ist das nicht. Fest steht nur, dass der Containerleasingmarkt 2015 in eine Krise stürzte, aus der er sich nach dem Tiefpunkt im ersten Halbjahr 2016 rasch erholte. Seit 2017 befindet sich der Markt in einer guten Verfassung, in der das Leasinggeschäft wieder profitabel ist und Ver- mieter Gewinne schreiben. P&R schweigt P&R gibt zu den Hintergründen der Insol- venzanträge keine Auskünfte und verweist auf die laufenden Erhebungen. In der bislang ein- zigen Stellungnahme Mitte März wurde die Zahlungsunfähigkeit mit der ungünstigen Ent- wicklung des Containermarktes begründet, Der unangefochtene Marktführer für Containerinvestments meldet Insolvenz an. Mehr als 50.000 Anleger müssen um ihre Container bangen – und um ihr Geld. Perfekter Sturm bei P&R Die P&R-Gruppe hat seit 1975 Container an Investoren verkauft. Im Moment ist unklar, wie groß die Containerflotte ist und wo sich die Stahlboxen befinden. Die Investoren fürchten wegen Rechtsunsicherheiten um ihr Investment. Die P&R-Gruppe Die deutschen P&R-Gesellschaften (hellblau und hellgrün) haben die Container von P&R in der Schweiz erworben und an die Anleger verkauft. Die Investoren haben die Boxen danach an die Schweizer Firma vermietet. Quelle: P&R P&R Equipment & Finance Corp. (Schweiz) P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs GmbH P&R Container Leasing GmbH P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs GmbH P&R Transport- Container GmbH 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % P&R AG Heinz Roth Foto: © donvictori0 | stock.adobe.com, Daniel Blazek 158 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 sachwerte I containerinvestments

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