FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018
Fondskonzept hat auch Bestände gekauft. „Allerdings nicht aktiv, sondern diese Bestän- de sind uns von Maklern angeboten worden, die aussteigen wollten und keinen Nachfolger finden konnten“, so Bretzke. „Klar ist: Die attraktiven Kunden bekommen wir nicht. In den meisten Depots liegen unter 10.000 Euro.“ Die Befürchtung mancher Vermittler, die Maklerpools könnten ihnen die großen Kun- den wegschnappen, sei ein Märchen. „Die Pools dienen höchstens als Auffangbecken für Kunden, die sonst gar keine Betreuung mehr bekommen“, sagt Bretzke. Würde der Makler- pool nicht einspringen, wären diese Kunden und die entsprechenden Erträge ganz verloren. „Das kann nicht im Sinne der Vermittler sein. Sie erwarten von uns zu Recht eine gute In- frastruktur, die allerdings mit jährlichen IT-In- vestitionen in Millionenhöhe verbunden ist.“ Warten auf die FinVermV Andere Pools halten möglichst Abstand zum Retailgeschäft. „Wir wollen nicht in die Endkundenbetreuung einsteigen – auch in Zu- kunft nicht“, betont Tim Bröning, Mitglied der Geschäftsleitung der Fonds Finanz. „Gibt ein Makler sein Geschäft auf, versuchen wir, eine Lösung für ihn und seine Kunden zu finden.“ Der Münchner Maklerpool beschäftige ein Team mit zwölf Mitarbeitern, das sich um Bestandsübertragungen kümmere. Und was passiert in Zukunft mit Restbeständen, für die sich kein Interessent findet? Das werde ent- schieden, sobald die neue FinVermV vorliege, sagt Bröning. „Wir werden sicherlich auch für solche Fälle eine gute Lösung finden.“ Auch die BCAmöchte zunächst abwarten, was die neue Verordnung konkret vorschreibt. Endkundengeschäft wolle das Unternehmen generell nicht betreiben, betont Vorstand Frank Ulbricht. Ziel sei es, unbetreute Bestän- de zu vermeiden. Dafür kooperiert der Pool aus Oberursel bei Frankfurt beispielsweise mit dem Resultate Institut für Nachfolgeplanung. „Nur im Ausnahmefall kommt es dazu, dass wir einen kleinen Bestand selbst betreuen“, sagt Ulbricht. „Dieser Bestand ist oft sehr kleinteilig, es geht überwiegend um VL-Spar- pläne oder kleine Riester-Verträge.“ Wenn ein solcher Kunde den Kontakt zur BCA suche, bekomme er die gewünschten Informationen – eine Anlageberatung finde aber nicht statt. „Wir lassen den Endkunden nicht im Regen stehen“, sagt Ulbricht. „In der Regel empfeh- len wir ihm einen Berater aus der Nähe.“ „Wir sind ein reiner B2B-Dienstleister“, be- tont auch Martin Steinmeyer, Vorstand des Hamburger Finanzdienstleisters Netfonds. „Wir haben keinerlei Interesse daran, End- kunden zu betreuen.“ Allerdings gibt es auch bei Netfonds einen kleinen unbetreuten Rest- bestand. „Einem Vermittler, der keine gültige Gewerbeerlaubnis mehr hat, bieten wir die Option an, ihn als ‚inaktiven Bestandsinhaber‘ zu führen. Dann erhält er weiterhin den Groß- teil der Vertriebsfolgeprovision für seinen Bestand, er darf aber kein Neugeschäft mehr tätigen.“ Und was passiert, wenn sich ein Kunde fragend an Netfonds wendet? „Dann verweisen wir ihn zurück an den früheren Makler, der ihm dann einen Kollegen mit gültiger 34f-Erlaubnis empfehlen sollte“, sagt Steinmeyer. Wenn künftig eine Qualitätsver- besserung Voraussetzung dafür ist, Provisio- nen einbehalten zu dürfen, ist dieses Modell wohl nicht mehr möglich. Wie Netfonds dann mit dem Thema umgeht, soll entschieden werden, wenn die FinVermV vorliegt. Kontakt zu anderen Beratern „Wir sind ebenfalls gespannt, wie die An- forderungen von Mifid II in der FinVermV letztendlich festgeschrieben werden“, sagt Markus Henneberger, Vertriebsdirektor bei Top Ten aus Nürnberg. Ein regelmäßiges Re- porting oder andere „Gegenleistungen“, die Bestandsprovisionen rechtfertigen könnten, stünden Top-Ten-Beratern bereits zur Verfü- gung. Solche Dienstleistungen könnte der Pool auch unbetreuten Kunden anbieten. „Eine aktive Anlageberatung bei unbetreuten Beständen ist von Seiten unseres Hauses je- doch nicht vorgesehen“, betont Henneberger. Top Ten verwaltet solche Bestände nur vor- übergehend, bis ein Nachfolger gefunden ist. „Bei Kundenanfragen stellen wir gern den Kontakt zu einem an uns angebundenen Be- rater her“, so Henneberger. BERND MIKOSCH | FP Hans-Jürgen Bretzke, Fondskonzept: „Klar ist: Die attraktiven Kunden bekommen wir nicht.“ Markus Henneberger, Top Ten: „Eine aktive Anlagebera- tung bei unbetreuten Beständen ist nicht vorgesehen.“ Martin Steinmeyer, Netfonds: „Wir haben keinerlei Interesse daran, Endkunden zu betreuen.“ » Nur im Ausnahmefall kommt es dazu, dass wir einen kleinen Bestand selbst betreuen. « Frank Ulbricht, BCA Foto: © Fondskonzept, Top Ten, Oliver Reetz 170 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I maklerpools
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