FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

Ein ähnliches Kalkül steht hinter der Auf- spaltung von Prudential. „Nach der Teilung kann sich Prudential auf die attraktiven Erträ- ge und das starke Wachstumspotenzial in Asien und den USA konzentrieren“, erläutert Wells. „M&G Prudential erlangt wiederum mehr Kontrolle über seine Geschäftsstrategie und in welche Felder investiert wird.“ Damit könne das Haus eine größere Rolle im euro- päischen Markt für Altersvorsorge- und Geld- anlageprodukte spielen. Aufsichtsratschef Paul Manduca ergänzt: „Der Entscheidung ging eine eingehende Prüfung aller Optionen vor- aus – darunter auch, den Status quo zu erhal- ten. Doch es ist das Beste für die Gruppe, als getrennte Unternehmen zu operieren.“ Wo das Wachstum ist Ein Blick auf die Kennzahlen des Konzerns stützt die Argumente für eine Teilung. Das Asiengeschäft gewann in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung. Die Erträge aus diesem Bereich verdoppelten sich nahezu von knapp zwei Milliarden Pfund im Jahr 2014 auf fast 3,9 Milliarden im Jahr 2017. Die Erträge aus Europa kletterten hingegen nur um 30 Prozent auf 1,4 Milliarden Pfund. Das US-Geschäft wuchs immerhin um 40 Prozent auf zuletzt 2,1 Milliarden Pfund. Noch deutlicher ist der Blick auf die Erträge aus dem Neugeschäft: Auf die Region Asien entfallen 66 Prozent, auf die USA 25 Prozent und auf Europa gerade mal neun Prozent. Doch die Pläne stoßen nicht auf uneinge- schränkte Zustimmung. So warnte die Rating- agentur Standard & Poor’s, dass Prudential mit der Abgabe des stabilen Geschäfts in Großbritannien und Kontinentaleuropa global weniger breit aufgestellt ist. In diesen voll ent- wickelten Märkten habe der Versicherer eine „gesunde Marktposition“ innegehabt. „Infolge der Aufspaltung wird das Haus eine schma- lere Basis haben als andere weltweit agieren- de Versicherer“, argumentiert S&P-Analyst Volker Kudszus. Die neue Gesellschaft M&G Prudential wiederum sei durch die regionale Begrenzung deutlich weniger diversifiziert. Trotz der guten Ausgangslage sei der europäi- sche Versicherungsmarkt heiß umkämpft, die Konkurrenz groß. Ähnlich sehen dies die Bonitätswächter von Moody’s. Analyst Dominic Simpson hebt je- doch hervor, dass das europäische Versiche- rungsgeschäft gut durch den Fondsanbieter M&G ergänzt werde. „Das Asset Manage- ment benötigt wenig Kapital, arbeitet konstant profitabel und bringt einen hohen Cashflow ein“, erläutert der Experte. Allerdings sei das Produktangebot von M&G Prudential im Versicherungsbereich recht dünn im Vergleich zu gut aufgestellten britischen Konkurrenten, schränkt Simpson ein. Zudem sei die Finanz- kraft des Spin-offs deutlich geringer als die des bisherigen Gesamtkonzerns. Fahrplan offen Ob und welche Folgen der Spin-off für das Traditionshaus M&G hat, ist noch offen. Auch der Fahrplan für den Börsengang steht noch nicht fest, weshalb sich das Unterneh- men mit Äußerungen zurückhält. In einer frü- heren Mitteilung zur Zusammenlegung von M&G und dem Europa-Geschäft erhoffte sich die Gesellschaft daraus Einsparungen in Höhe von 145 Millionen Pfund pro Jahr bis 2022. Der Run-off der europäischen Lebensver- sicherungsbestände ist für 2019 angepeilt. In jenem Jahr soll auch die Übertragung des Asiengeschäfts auf eine dortige Einheit voll- zogen sein. M&G-Chefin Anne Richards steht jedenfalls vor einigen Aufgaben. Nachdem es der erst 2016 angetretenen Managerin gelun- gen war, die Mittelabflüsse zu stoppen, muss sie sich nun dem Börsengang widmen. Oben- drein wappnet sich das Haus für den Ausstieg der Inselnation aus der Europäischen Union – der ebenfalls 2019 ansteht. SEBASTIAN ERTINGER | FP Trendwende geschafft Nettomittelaufkommen durch Dritte in Milliarden Pfund Nach deutlichen Mittelabzügen vertrauten Anleger dem Haus zuletzt unterm Strich wieder Geld an. Quelle: Prudential-Jahresbericht 2017 -8 Mrd. £ -4 Mrd. £ 0 Mrd. £ 4 Mrd. £ 8 Mrd. £ 12 Mrd. £ 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2014 2015 2016 2017 Z Nettomittelaufkommen Stabiles Geschäft Umsatz und Gewinn im Asset-Management-Bereich Trotz der Nettomittelabflüsse verharrten Umsatz und operativer Gewinn auf einem recht stabilen Niveau. Quelle: Prudential-Jahresbericht 2017 0,0 Mrd. £ 0,2 Mrd. £ 0,4 Mrd. £ 0,6 Mrd. £ 0,8 Mrd. £ 1,0 Mrd. £ 1,2 Mrd. £ 1,4 Mrd. £ 2017 2016 2015 2014 Umsatz Operativer Gewinn N Mike Wells, Prudential: „Nach der Teilung erhält M&G Prudential mehr Kontrolle über die Geschäftsstrategie.“ » Infolge der Aufspaltung wird Prudential eine schmalere Geschäftsbasis haben als andere weltweit agierende Versicherer. « Volker Kudszus, S&P Foto: © Qilai Shen | Bloomberg Finance LP 198 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I m&g prudential

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