FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

Kai Diekmann, Leonhard Fischer | DFG Deutsche Fondsgesellschaft starten wir ein digitales Magazin, dass sich sehr unterhaltend, sehr frech und unkonventionell mit allem beschäftigen soll, was mit Geld zu tun hat. Wir wollen, dass die Menschen sich intensiver damit auseinandersetzen, was ihre Finanzen angeht. Und der erste Titel des Magazins lautet „Wir sind Fonds“? Diekmann (lacht): Das Wort Zukunftsfonds wird im Magazin nicht vorkommen, es sei denn, in einer Werbeanzeige. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass andere Finanzdienst- leister das für ein spannendes Konzept halten, in dem sie auch werben möchten. Auf Ihrer Webseite schreiben Sie, dass „niemand erklärt, wie man sinnvoll und nachhaltig Geld anlegt“. Ist dies das große Versäumnis der Finanzindustrie? Diekmann: Das mag sein. Jedenfalls scheinen Kapitalmarktprodukte dem breiten Publikum häufig noch nicht sonderlich vertraut zu sein. Wir setzen dem ein simples, transparentes und von mir aus auch langweiliges Produkt entgegen. Aber genau da holen wir die Masse der Sparer in ihrer Befindlichkeit ab: Es geht ihnen nicht um maximale Rendite, sondern eher um ein Mindestmaß an Sicher- heit und eine gewisse Flexibilität, was die Verfügbarkeit ihres Geldes angeht. Fischer: In meiner Bankkarriere erlebte ich es nur zu oft, dass Produkte vor allem dazu entworfen wurden, die Kasse des Hauses zu füllen. Ich halte es obendrein für einen merk- würdigen Zufall, dass die Finanzberatung mancher Institute zufälligerweise doch immer wieder in den hauseigenen Produkten mündet. Das hört sich nicht so an, als wären Sie noch ein Freund der Finanzwelt. Fischer: Wir sind nicht der natürliche Gegner der Fondsbranche. Das Sparbuch ist unser Gegner. Wir sind Gegner der Tatsache, dass ein Billionenvermögen faktisch von der Europäi- schen Zentralbank zu Negativzinsen verwaltet wird. Unsere Vision ist, die Menschen zum ers- ten Schritt weg vom fast zinslosen Sparkonto zu bewegen. Wir wollen, dass sie die Angst- schwelle überwinden, und sie in unseren Fonds bringen. Irgendwann sind sie gewöhnt, mo- derate Risiken einzugehen. Dann werden sie bereit sein, komplexere Produkte zu kaufen. Die Entwicklung, die wir anstoßen möchten, kann sich also zumWohle aller herausstellen – und als Vorteil für die klassische Fondsbranche. Sie gaben als Ziel ein Fondsvolumen von 20 Milliarden Euro aus. War das ein Marketing-Gag? Diekmann: Marketingtechnisch hat es offen- bar geklappt. Diese Summe wurde oft zitiert. Doch in Wahrheit zeigt die Zahl doch nur, wie groß dieser Markt ist. Wir reden von einem Prozent des Vermögens, das hierzulande in Bargeld und auf Konten schlummert. Fischer: Meine spitzbübische Antwort: Wir kombinieren keinen absoluten Betrag mit einer absoluten Jahreszahl. Im Ernst: Wir stehen da- zu. Wir glauben, dass dies bei einem Standard- produkt eine realistische Größe ist. Das braucht vielleicht seine Zeit, ist aber nicht unmöglich. Verluste wollen Sie auf fünf bis sieben Prozent begrenzen. Ist das realistisch? Fischer: Wir können das natürlich nicht garan- tieren. Wir wollen damit nur klarstellen, wer un- sere Zielgruppe ist. Das sind all diejenigen, die auf dem Papier zeitweilige Schwankungen im einstelligen Prozentbereich hinnehmen wollen. Wie viel Ihrer Arbeitszeit verbringen Sie damit, Regulierungsfragen zu klären? Diekmann : Für mich als Medienmensch ist das ein völlig neues Erlebnis. Jede Anzeige und jedes Werbemittel, sogar jedes Interview muss Wort für Wort ein Anwalt prüfen, ob es mit der Regulierung im Einklang steht.. Fischer: Das halte ich für eine traurige Ent- wicklung der Finanzwelt. Für Regulierung und juristische Beratung geben wir mehr Geld aus als für das Geschäft, um das es eigentlich geht. Wie legen Sie denn Ihr Geld für den Ruhestand an? Diekmann: Ich stecke einen ganz erheblichen Teil in den Zukunfts- fonds. Fischer: Ich plane, einen erheblichen Teil aus einem Im- mobilieninvest- ment in den Zu- kunftsfonds zu stecken. Wir glauben an das Produkt. Danke für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER| FP  Leonhard Fischer: „Wir sind nicht der natürliche Gegner der Fondsbran- che. Das Sparbuch ist unser Gegner. Wir sind Gegner der Tatsache, dass ein Billionenvermögen faktisch von der EZB zu Negativzinsen ver- waltet wird.“ Sturm und Drang Leonhard Fischer und Kai Diekmann gründeten in Bielefeld die Schülerzeitung „Passepartout“. Sie trennten sich aber, als Fischer die erste Seite als Anzeige ver- kaufte. Während Diekmann mit 36 Jahren zum Chef- redakteur der „Bild Zeitung“ aufstieg, rückte Fischer als jüngster Vorstand in das Führungsgremium der Dresdner Bank ein. Dann krempelte er für die Credit Suisse den Versicherer Winterthur um. Später formte er aus dem Finanzinvestor RHJ International und der BHF Bank die BHF Kleinwort Benson Group. Nachdem die französische Privatbank Oddo 2016 die Gesellschaft übernommen hat- te, schied Fischer aus. Diekmann erkundete derweil das Silicon Valley und verließ 2017 den Springer-Verlag. Foto: © Markus Hintzen 206 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I der zukunftsfonds

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