FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

genommen. Ein regelrechter Volltreffer für bei- de Seiten, denn es stellte sich heraus, dass Bruns und Boydak ein kongeniales Fondsma- nager-Duo waren. Von den ersten Analyse- arbeiten schwer beeindruckt, erhielt Boydak prompt das Angebot von Bruns, der weiterhin von Chicago aus arbeiten wollte, zunächst als Praktikant, später als Analyst für ihn in Deutschland zu arbeiten. Boydak willigte ein, und damit begann für ihn ein regelrecht kome- tenhafter Aufstieg bei Loys. Bereits Anfang 2011 wurde Boydak zum CO-Fondsmanager der Loys-Fonds ernannt. Ein Jahr später wurde er Fondsmanager des neu aufgelegten Loys Global System, knapp zwei Jahre darauf fiel auch der neue Loys Europa System in seine Verantwortung. „Schon nach relativ kurzer Zeit wurde mir bewusst, dass Oldenburg nicht der optimale Standort für eine wachsende Fondsgesellschaft wie Loys war“, erinnert sich Boydak heute. Und damit hatte er auch schon die nächste Aufgabe: die Leitung des 2014 neu angemie- teten Loys-Büros in Frankfurt, Oldenburg soll- te künftig „nur“ Verwaltungsstandort sein. Anfang 2015 übernahm Boydak auch den bis dahin von Bruns gemanagten Long-Short- Fonds Loys Global L/S und stieg gleichzeitig in den Vorstand und Teilhaberkreis der Loys AG auf. „Auch wenn Christoph Bruns und ich nicht immer derselben Meinung sind, was im Übrigen auch heute noch häufig der Fall ist“, beschreibt Boydak sein Verhältnis zu seinem Altmeister, „so stimmen wir doch in vielen Aspekten und Sichtweisen überein.“ Und Bruns ergänzt: „Auf einen kurzen Nenner ge- bracht, würde ich es so formulieren: Wir in- vestieren in Unternehmen, die weniger kosten, als sie wert sind. Deshalb versuchen wir im- mer, Aktien zu finden, die einerseits ein klares Aufwärtspotenzial von 30 Prozent und mehr und gleichzeitig ein Down-Side-Risiko von maximal 15 Prozent aufweisen.“ Die Gemeinsamkeit der beiden betrifft im Übrigen nicht nur die Art, wie beide Fonds- manager nach Aktien suchen, sondern die generelle Überzeugung, dass auf lange Sicht nur mit der Aktienanlage eine auskömmliche Rendite fürs angelegte Geld zu erzielen sei, die diese Bezeichnung auch verdiene. Typisch für einen Christoph Bruns ist dann, diese Über- zeugung in einen markanten Satz zu kleiden wie: „Zinssparer verdienen in der heutigen Zeit nur noch Mitleid.“ Der Philosoph und der Kalkulator Aber es gibt natürlich auch Unterschiede zwischen den beiden Fondsmanagern. Am besten lässt sich das wohl so beschreiben: Bruns ist der Philosoph und Freidenker, der nicht nur im Fondsmanagement so viele Frei- heiten wie möglich braucht und sich vor allem nicht gern von außen vorschreiben lässt, wie er seine Fonds zu managen hat. Lieber schlägt Bruns auch mal ein größeres Ticket eines in- stitutionellen Investors in den Wind, wenn dieser moniert, die Kassehaltung in einem Loys-Fonds sei ihm zu hoch. Auch Boydak hat natürlich feste Grundsät- ze, was seinen Managementstil angeht, ist aber in der Lage zu akzeptieren, dass man manche Voraussetzungen erfüllen muss, um bestimmte Anleger zu gewinnen. Daher wirkt er eher wie der kühle Kalkulator, wenn er bereit ist, in den von ihm gemanagten Fonds keine allzu großen Positionen in Liquidität oder Einzelwerten zu halten. Aus diesem Grund ist es sicher genau die richtige Aufgabenteilung, wenn Christoph Bruns heute die Verantwortung für den Loys Global und den Long-Short-Fonds Loys Glo- bal MH innehat. Mit großen Einzelpositionen von bis zu acht Prozent und der Möglichkeit einer üppigen Kassehaltung von zeitweise 40 Prozent kommt das seinem eher „freihändi- gen“ Stil eher entgegen als eine gewisse sys- tematische Beschränkung, wie sie der Loys Global System, der Loys Europa System und der Long-Short-Fonds Loys Global L/S auf- weisen. Diese drei Fonds sind besser in den Händen eines Fondsmanagers wie Ufuk Boy- dak aufgehoben, der bereit ist zu akzeptieren, dass viele institutionelle Anleger es nicht gern sehen, wenn die Kasseposition deutlich über zehn Prozent liegt oder einzelne Aktien im Fonds eine zu hohe Gewichtung bekommen. Vor diesem Hintergrund war es am Ende auch nur konsequent, dass alle vier Teilhaber sich im September vergangenen Jahres darauf geeinigt haben, einen jungen und dynami- schen Überflieger wie Ufuk Boydak – der immerhin Jahrgangsbester bei seinem BWL- Abschluss an der Uni Bremen war – mit damals 31 Jahren zum sicher jüngsten Vor- standschef in der Fondsbranche zu machen. Nicht dass die drei „älteren“ Herren zu müde geworden wären fürs hektische Tagesgeschäft, der Eindruck wäre tatsächlich verfehlt. Aber in einer Gesellschaft, die noch einiges errei- chen will und große Pläne hat, ist es sicher von Vorteil, die Nachfolge nicht auf die lange Bank zu schieben. Verlagerung nach Frankfurt Zumal bei der Loys AG schon wieder so einiges an Veränderungen ansteht. Diesmal geht es um den eigenen Standort. Frankfurt steigt sozusagen vom Satellitenbüro zum Hauptstandort auf. Für solcherlei Pläne reicht aber der Platz im bisherigen Frankfurter Büro nicht aus. Denn das dortige Team von derzeit sechs Mitarbeitern soll deutlich ausgebaut werden. „Wir sind gerade auf der Suche nach geeigneten Büroräumlichkeiten für bis zu 20 Mitarbeiter“, erklärt dazu Heiko de Vries. Und die Villa in der Alten Amalienstraße in Olden- burg ist bereits verkauft – sie wurde zu groß für das noch in Oldenburg verbliebene vier- köpfige Team. HANS HEUSER | FP Heiko de Vries: „Wir sind auf der Suche nach geeigneten Büroräumlichkeiten in Frankfurt.“ Frank Trzewik: „Das war das Ergebnis einer langjährigen und sehr vertrauensvollen Zusammenarbeit.“ Foto: © Axel Gaube (2) 234 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I loys ag

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