FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018
sern zugenommen hat“, deutet Paras Anand, Chefanlagestratege für europäische Aktien bei Fidelity, lediglich an. Der frisch fusionierte anglo-australische Anbieter Janus Henderson schätzte die Kosten für Research auf 19 Mil- lionen Dollar pro Jahr. Der Dach-Hedgefonds- Spezialist Man Group sprach von gut 15 Mil- lionen Dollar und die britische Gesellschaft Jupiter von gut fünf Millionen Pfund. Herzstück im Haus Qualitätseinbußen fürchten die Häuser uni- sono nicht. Sie verweisen vielmehr auf die Stärke der internen Analysten. „Wir verfügen aus meiner Sicht über eine Research-Platt- form, um die uns viele unserer Mitbewerber durchaus beneiden“, sagt etwa Chris Wilcox, Vorstandschef von J.P. Morgan Asset Ma- nagement. Aufgrund der eigenen Ein- sichten in das Geschehen an den Kapi- talmärkten könne das Haus mit über- durchschnittlichen Ergebnissen punk- ten. Einschnitte in das interne Research lehnt Wilcox daher strikt ab, ebenso wie andere Asset Manager. „Unser hauseigenes Research war, ist und bleibt immer unser ‚Herzstück‘. Wir stärken diesen Bereich daher konti- nuierlich“, betont etwa Flossbach-Vor- stand von Velsen. So scheinen sich die Prognosen zu bewahrheiten, die eine Konsolidierung bei Investmentbanken und Brokerhäu- sern an die Wand gemalt haben. Die Unternehmensberatung McKinsey etwa hatte vorhergesagt, dass der Markt für Studien um 30 Prozent schrumpfen wird. Die Top-10-Investmentbanken gaben McKinsey zufolge bisher vier Milliarden Euro im Jahr für die Erstellung der Analysen aus. Ein dras- tischer Stellenabbau bei Investmentbanken und Brokerhäusern zeichnet sich ab. Im Ge- genzug stärken die Asset Manager nun ihre hauseigene Expertise. „In den vergangenen Jahren konnten wir die Ausgaben für externe Analysen aufgrund unserer Investitionen in interne Kapazitäten wie das US-Aktien- Research, ein Analystenteam für Short-Posi- tionen oder die Einführung neuer Forschungs- technologien reduzieren“, sagt etwa Anand von Fidelity. Eine Stimme wirft der Fondsbranche aber vor, beim Thema Research-Kosten Augenwi- scherei zu betreiben. „Manche Asset Manager waren vorlaut, was Mifid II angeht“, sagte Di- dier Saint-Georges, Geschäftsleiter von Car- mignac, in einem Interview. Er argumentiert, dass die Regeln eigentlich nicht Publikums- fonds treffen. „Wenn Asset Manager also da- von sprechen, dass sie die Kosten für Re- search übernehmen, dann tun sie das nur für diskretionäres Portfoliomanagement“, behaup- tet Didier. Tatsächlich gelten die neuen Regeln nicht unmittelbar für die kollektive Vermö- gensverwaltung. Unter Juristen und Aufsehern herrscht jedoch einhellig die Meinung, dass die Regeln faktisch eine Wirkung für alle Ver- wender von Research und damit auch für Kapitalverwaltungsgesellschaften entfalten. Angola bis Uruguay Das Schwellenländeranleihen-Team von Fidelity in London diskutiert hingegen nicht über juristische Finessen, sondern über handfeste Anlageentscheidungen: Sollen die Bonds eines mexikanischen Ölkonzerns gegen Papiere aus Uruguay getauscht werden? Wie wahrscheinlich ist ein Regierungswechsel in Venezuela – und lohnt sich daher ein Einstieg? Und wie steht es um die Wirtschaft und die Staatsfinanzen Angolas? Um all diese Fragen zu klären, sind die Ana- lysten zuvor ausgeströmt und haben sich durch Datenberge geackert, mit Fi- nanzministern der Länder sowie loka- len Nichtregierungsorganisationen und Journalisten gesprochen – und sich selbst ein Bild geformt. SEBASTIAN ERTINGER | FP Chris Wilcox, J.P. Morgan AM: „Um unsere Research- Plattform beneiden uns die Mitbewerber durchaus.“ Dirk von Velsen, Flossbach von Storch: „Von der ohne- hin konzentrierten Auswahl ist nur eine Handvoll übrig.“ Didier Saint-Georges, Carmignac: „Einige Asset Manager waren vorlaut, was Mifid II angeht.“ Weniger Geld für Aktientipps Durchschnittliche Budgetgröße für Aktienresearch von Asset Managern, in Millionen Dollar Bei Aktienanalysen rechnen einige Häuser offenbar mit geringeren Ausgaben. Quelle: Greenwich Associates Umfrage 2017| *Prognose 0 1 2 3 4 5 6 Kontinentaleuropa Großbritannien Mio. USD 2017 2018* D 246 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I research-kosten Fotos: © Flossbach von Storch, Gary Spector, Arnaud Fevrier
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