FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

Wagstaff: Mit Stand heute teilt sich unser weltweites Geschäft in rund 39 Prozent insti- tutionelle Mandate und 61 Prozent im Who- lesale- oder Retailvertrieb auf. Ich würde gern sehen, dass wir in Zukunft in beiden Berei- chen zu etwa jeweils 50 Prozent vertreten sind, und zwar aus einem einfachen Grund: Beide Segmente tragen unterschiedlich zum Gesamtgeschäft bei. Die imWholesalebereich erzielbaren Gebühren sind höher, das müssen sie auch sein, denn man benötigt dort mehr Vertriebsmitarbeiter, und die Aufwendungen für Werbung und Marketing rund um die ei- gene Marke, für Events sowie die Betreuung der Vertriebspartner sind insgesamt höher. An- dererseits sind die Anlagesummen institutio- neller Investoren im Schnitt nicht nur sehr viel höher als im Retailsektor, die dort angelegten Gelder bleiben in der Regel auch viel länger bei uns. Deshalb ist es wichtig, beides zu ha- ben, um diesen Trade-off zwischen beiden Segmenten auch wirklich nutzen zu können. Brogt: Auf den deutschen Markt bezogen liegt das Gros unserer Assets im Wholesale- bereich. Rund elf Prozent der in Deutschland verwalteten Assets entfallen auf das Geschäft mit institutionellen Investoren. Diesen Anteil wollen wir bis Ende 2023 verdoppeln. Ein durchaus ambitioniertes Ziel! Brogt: Das ist es, aber wenn man sich die jüngsten Zahlen des BVI anschaut, dann kommt echtes Wachstum in unserer Branche eindeutig aus dem Bereich der Mandate und Spezialfonds im institutionellen Bereich, wo nach wie vor noch beträchtliche Mittelzuflüs- se zu verzeichnen sind. Davon wollen auch wir mit unserer durch den Merger erreichten neuen Größe und einer sehr viel breiteren Palette von Produkten und Strategien profitie- ren, um höhere Marktanteile zu gewinnen. Dazu müsste aber noch der eine oder an- dere blinde Fleck in Ihrer Angebotspa- lette verschwinden, wenn man beispiels- weise den Bereich Multi-Asset betrachtet. Wagstaff: Während wir zwar im Segment der Absolute-Return-Strategien bereits seit einiger Zeit zu den gesetzten Playern gehören, gelten wir sicher noch nicht als einer der Topanbieter im Bereich Multi-Asset, den wir in Deutsch- land noch gar nicht anbieten. Insofern stimme ich Ihnen zu. Auch wenn das Team um Paul O’Connor in Großbritannien und Myron Scholes in Denver bereits nennenswerte Er- folge im Bereich von Asset-Allocation-Stra- tegien vorzuweisen haben, war es vor dem Merger für beide Gesellschaften schwer, ein entsprechend breites Angebot auch für andere Absatzmärkte auf die Beine zu stellen. Denn dazu braucht man ein ausreichend großes Team oder muss es mit entsprechend hohen Mitteln erst aufbauen. Durch die Kombination beider Unternehmen haben wir die Chance, das zu ändern und ein hervorragendes Ange- bot im Multi-Asset-Bereich aufzubauen. Be- vor wir aber in dieser Beziehung vom Markt wirklich wahrgenommen werden, können durchaus noch drei Jahre vergehen. Eine Frage, die eine Gesellschaft mit Sitz in London heute umtreiben muss, sind eventuelle Konsequenzen eines Brexit. Wie steht es darum bei Ihnen? Wagstaff: Ich glaube, dass wir mit insgesamt drei UCITS-konformen Fondsfamilien, dar- unter zwei luxemburgische SICAV-Paletten und ein eigenverwaltetes OEIC-Sortiment un- serer Verwaltungsgesellschaft in Dublin, op- timal vorbereitet sind. Alle drei sind kontinen- taleuropäischen Kunden zugänglich. So kön- nen wir – im Unterschied zu einigen Wettbe- werbern – schon heute sicherstellen, dass wir auch künftig EU-regulierte Fonds an EU-In- vestoren vertreiben können. Das einzige Hin- dernis für uns könnte entstehen, wenn es künftig nicht erlaubt wäre, das Fondsmanage- ment von SICAV-Fonds an eine Einheit au- ßerhalb der EU zu delegieren. So etwas wür- de aber nicht nur in Großbritannien ansässige Fondsmanager treffen, sondern auch US-An- bieter oder Fondsgesellschaften mit Sitz in Asien oder Australien. Das wäre extrem schädlich für den Investmentmarkt in der EU, um nicht zu sagen, es wäre ein ultimativer Akt des Protektionismus. Ich kann natürlich falschliegen, aber aus heutiger Sicht halte ich es für extrem unwahrscheinlich, dass es dazu kommen wird. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Das einzige Hindernis für uns könnte entstehen, wenn es dazu käme, dass es nicht erlaubt wäre, das Fondsmanagement von SICAV-Fonds an eine Einheit außerhalb der EU zu delegieren. « Phil Wagstaff, Janus Henderson Foto: © Christoph Hemmerich Phil Wagstaff: „Während wir zwar im Segment der Absolute-Return-Strategien bereits seit einiger Zeit zu den gesetzten Playern gehören, gelten wir sicher noch nicht als einer der Topanbieter im Bereich Multi-Asset.“ Phil Wagstaff Phil Wagstaff kann auf fast 30 Jahre Erfahrung in der Asset-Management-Industrie zurückblicken. Im Jahr 2012 kam der Brite zu Henderson Global Investors, um die Rol- le des Global Head of Distribution zu übernehmen, eine Funktion, die er auch unter dem neuen Dach von Janus Henderson Investors innehat. Damit verantwortet er den gesamten Vertriebsbereich der Gesellschaft sowohl im Geschäft mit Privatkunden als auch mit institutionellen Investoren. Er gehört außerdem dem Executive Committee des Unternehmens an. vertrieb & praxis I phil wagstaff und daniela brogt | janus henderson 252 www.fondsprofessionell.de | 2/2018

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=