FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018
Vermögensverwalter an, die Ex-ante-Anlage- grenzprüfung zu übernehmen, sofern er auf ihren Systemen arbeitet. Dann wäre er aus der Haftung, wenn es tatsächlich einmal zu einem Verstoß gegen die Anlagerichtlinien des Fonds kommen sollte.“ Welcher Service wird benötigt? Wohl alle relevanten Service-KVGs werben damit, die Initiatoren ausführlich zu beraten. „Die KVG wird dem Vermögensverwalter in der Regel vermitteln, dass sie alle Bedürfnisse abdecken kann – frei nach dem Motto: ‚Wir haben deine Lösung!‘“, berichtet AAB-Asset- Service-Chef Schmitz. Er dagegen geht die Sache anders an. „Ich versuche zunächst genau zu verstehen, was der Initiator wirklich vorhat – kurz-, mittel- und langfristig. Wir arbeiten einen Katalog mit fast 150 Fragen durch, die tief in seinen Businessplan hinein- reichen. Erst dann gehe ich mit ihm auf die Suche nach passenden Partnern.“ Er kennt die Szene genau, schließlich leitete er viele Jahre lang das White-Label-Geschäft von Sal. Oppenheim und der Deutschen Asset Ma- nagement. „Es gibt KVGs, die für kleine Fonds bis 50 Millionen Euro meist eine gute Wahl sind“, berichtet Schmitz. „Andere lohnen sich erst ab einem Volumen über 150 Millionen Euro.“ Eine wichtige Frage ist auch, welche Dienst- leistung der Initiator genau braucht. Hat er beispielsweise seinen eigenen Orderdesk? Oder braucht er Kontakte zu Brokerhäusern, mit deren Hilfe er seine Strategie umsetzen kann? Ist Vertriebsunterstützung erwünscht? Und welche Reportings benötigen die Kun- den? „Je detaillierter die Dienstleistungsbe- schreibung ausfällt, umso genauer kann die KVG kalkulieren“, sagt Schmitz. Sonst ist das Risiko hoch, dass die KVG ihr Angebot höher bepreist, um einen Puffer für mögliche Son- deraufwendungen zu haben. Drei Konditionenmodelle Schmitz zufolge gibt es im Markt im We- sentlichen drei Konditionenmodelle. Da sind zum einen die Pauschalanbieter, bei denen KVG und Verwahrstelle aus einem Konzern- verbund kommen. „Sie bieten oft ein All-in- clusive-Paket gegen eine volumensabhängige Gebühr“, sagt Schmitz. Üblich ist ein Min- destbetrag, und das volumensabhängige Ent- gelt ist meist gestaffelt – für sehr große Fonds fallen also prozentual geringere Gebühren an. Auf der anderen Seite des Spektrums steht das transparente Modell, bei dem jeder Bau- stein ein eigenes Preisschild hat: KVG und Verwahrstelle werden einzeln bezahlt, das Gleiche gilt für die Transaktionen und Neben- dienstleistungen wie die Factsheet-Erstellung oder Marketingunterstützung. „Daneben gibt es Zwittermodelle, bei denen beispielsweise für die Verwaltungsvergütung und die Ver- wahrstelle eine Pauschalgebühr anfällt, Ne- benkosten aber einzeln verrechnet werden“, sagt Schmitz. Die Konditionen sind oft schwer vergleich- bar, hat RP-Geschäftsführer Gretschel beob- achtet, der in den vergangenen zehn Jahren mit mehreren White-Label-Häusern zusam- mengearbeitet hat. „Es kann sein, dass eine Service-KVG mit Pauschalgebühr unterm Strich günstiger ist als eine andere, die auf den ersten Blick deutlich billiger erscheint, dann aber jeden Handgriff extra berechnet.“ Bei einem kleinen Fonds können schon die Kos- ten für den Wirtschaftsprüfer ins Gewicht fal- len. „Die Kosten der Verwahrstellen sind oft noch intransparenter als die der KVG“, sagt Gretschel. „Da passiert es, dass die Kern- dienstleistung zwar sehr preiswert angeboten wird, dafür aber hohe Gebühren für jede Transaktion anfallen.“ Die Konditionen sind aber nicht alles, be- tont Gretschel. „Ausschlaggebend ist letztlich das Gesamtpaket, das zu den eigenen Bedürf- nissen passen muss.“ Rolf Kieckebusch, Vorstand der Kirix Vermögensverwaltung in Kassel, pflichtet dem bei. „Bei der Wahl der richtigen Service-KVG für unsere Fonds haben für uns viele Kriterien eine Rolle ge- spielt“, berichtet er. „Wichtig sind natürlich die Konditionen, aber auch die Technik – also das Ordersystem – und die regulatorische Sicherheit, die die KVG bieten kann. Letztlich spielt natürlich auch das persönliche Gefühl eine Rolle, also das Vertrauen in die handeln- den Personen.“ Wenn die Technik klemmt Nicht nur der Preis, sondern auch die Qua- lität der Dienstleistung unterscheidet sich deutlich, meint Branchenkenner Schmitz. „Bei manchen Anbietern funktioniert die Verwah- rung hervorragend, dafür lässt der Service zu wünschen übrig“, sagt Schmitz. „Andere wie- derum punkten mit einem tollen Service, aber bei der Technik klemmt es mitunter.“ Solche Punkte sind wichtig, weil es den Initiatoren in den seltensten Fällen nur um die reine Fondsverwaltung geht, wenn sie bei einer Service-KVG anklopfen. „Wenn ein un- abhängiger Vermögensverwalter einen Fonds auflegt, erwartet er häufig einen Rundum-Ser- vice, der deutlich über die reine KVG-Dienst- leistung hinausgeht“, sagt Bernhard Fünger, Geschäftsführer des Kölner Fondsanbieters Markus Sievers, Apano: „Vertriebspartner fragten mich, warum sie keine Bestandsprovision erhielten.“ Markus Barth, Aramea Asset Management: „Eine gute Performance bedeutet noch kein hohes Fondsvolumen.“ » Wir fragen einen Fondsinitiator nicht nur, was er heute benötigt, sondern versuchen auch zu eruieren, was er in Zukunft brauchen könnte. « Marcus Kuntz, Universal-Investment Foto: © Juergen Joost; Michael Grosler 258 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I service-kvg
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