FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

Unser Leser sind schwerpunktmäßig in der Anlageberatung tätig. Wie hat sich das Wertpapiergeschäft durch die Fu- sion entwickelt? Beide Häuser waren bereits vor der Fusion sehr stark im Wertpapierbereich, auch in der Zusammenarbeit mit der Union Investment. Wir glauben, dass Wertpapiere heute bei der Vermögensanlage eine ganz wichtige Rolle spielen. Es ist nicht die beste Anlageform, wenn Kunden ihr Geld bei Nullzinsen und einer Inflationsrate von 1,5 bis 2 Prozent auf dem Cash-Konto liegen lassen. Deswegen be- raten wir aktiv mit Vermögensstrukturen und langfristigen Anlagen, die auch immer mehr Kunden annehmen. Der Wertpapierumsatz des fusionierten Hauses lag 2017 um 12,7 Prozent über dem des Vorjahres. Insgesamt summieren sich die Positionen in den über 10.500 Wertpapierdepots unserer Kunden auf gut eine Milliarde Euro. Das Wertpapierge- schäft ist eines unserer Kerngeschäfte. Planen Sie, die Zahl der Berater im Wertpapierbereich aufzustocken? Wir haben anfangs von Reduzierungen im Personalbereich gesprochen, dies betrifft aber nicht den Beratungsbereich. Wir sehen eher schlankere Prozesse im administrativen Be- reich und Verlagerungen von Serviceleistun- gen in den Onlinebereich und die Zentrale. Neue Einstellungen im Wertpapierbereich planen wir derzeit nicht. Wir sind dort meiner Meinung nach traditionell gut aufgestellt. Der genossenschaftliche Fondsanbieter Union Investment hat im vergangenen Jahr fast zehn Milliarden Euro bei Pri- vatkunden der Volks- und Raiffeisenban- ken eingesammelt. Welche Rolle spielen Fonds anderer Anbieter imWertpapier- bereich der Volksbank Köln Bonn? Die Union Investment war in den letzten Jah- ren sehr erfolgreich und hat auch Marktanteile von den Wettbewerbern gewinnen können. Ich glaube, das liegt daran, dass die Produkte gut sind. Dies beweisen zahlreiche Tests und Rankings in den Fachzeitschriften. Das Klima in der Zusammenarbeit ist ebenfalls sehr gut. Wir bieten aber auch Fremdfonds an. Wir schauen, was für den Kunden das Beste ist. Mit welchen externenAnbietern arbeiten Sie zusammen? Es gibt eine Hausmeinung, die nach Risiko- aspekten und Kundenbedürfnissen aufgestellt und regelmäßig überprüft wird. Dabei spielen auch Fremdfonds eine Rolle, die wir über die FondsplattformAttrax beziehen. Rund 30 Pro- zent der Fonds, die in den Depots unserer Kunden verwahrt werden, stammen von externen Anbietern. Seit Anfang des Jahres gilt Mifid II. Wel- che Erfahrungen haben Sie in den ersten Monaten dieses Jahres mit den neuen Anforderungen gemacht? Viele Verant- wortliche stöhnen über die neuen Rege- lungen. Bremsen die Vorschriften den Wertpapiervertrieb aus? Ich sage den Beratern immer: So wenig Re- gulierung wie im Moment werden wir nie mehr haben. Das sind die Rahmenbedingun- gen in unserem Business, über die man sich aufregen kann, die man aber dennoch umset- zen muss. Und die Zielsetzung vieler Vor- schriften ist im Sinne des Verbraucherschutzes ja durchaus positiv zu sehen. Teilweise sind die Regelungen sehr bürokratisch, und der Kunde findet sie umständlich oder ist mit der Fülle an Informationen überfordert. Aber wir haben das Ganze sportlich angenommen und umgesetzt. Dies war mit Kosten und Mehr- aufwand verbunden: So mussten wir rund 1.000 neue Telefone mit Aufzeichnungs- funktion anschaffen. Trotz der zusätzlichen Anforderungen haben wir aber wiederum einen tollen Jahresstart im Wertpapierbereich hingelegt. Die Wertpapierkultur in Deutschland ist nicht besonders stark ausgeprägt. Wel- ches Rezept hat Ihre Volksbank, um aus Sparern Anleger zu machen? Soll der Staat stärker in die Bresche springen, beispielsweise mehr Aufklärung in den Schulen leisten oder Werbekampagnen für die Vermögensbildung führen? Die Wertpapierquote in Deutschland ist im in- ternationalen und insbesondere europäischen Vergleich eher gering. Wir bedauern dies sehr, da wir meinen, dass Wertpapiere zu einer zukunftsgerichteten Anlage dazugehören. Wir beraten aktiv – das ist unsere Aufgabe, die wir wahrnehmen. Wir gehen auch mit Frühförder- Workshops in Kindergärten und in Schulen, um aufzuklären. Sie haben die Politik ange- sprochen, dort sehe ich die Entscheider auch in der Verantwortung, insbesondere bei der Altersvorsorge mit einer staatlichen Förde- rung. Das Thema Riester wurde meiner Mei- nung nach in der letzten Zeit kaputtgeredet. Ich weiß nicht, ob die Produkte wirklich so schlecht sind. Gerade bei Familien mit Kin- dern gibt es eine gute staatliche Förderung. Man sollte das Produkt reformieren und dann auch weiterhin anbieten. Vielen Dank für das Gespräch. MARCUS HIPPLER | FP bank & fonds I jürgen pütz | volksbank köln bonn 276 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 » Das Thema Riester wurde in der letzten Zeit kaputtgeredet. « Jürgen Pütz, Volksbank Köln Bonn Foto: © Cornelis Gollhardt Jürgen Pütz: „Der Wertpapierumsatz des fusionierten Hauses lag 2017 um 12,7 Prozent über dem des Vorjahres. Die Positionen in den über 10.500 Wertpapierdepots unserer Kunden summieren sich auf gut eine Milliarde Euro.“

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