FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018
Richtig herausfordernd wird es, wenn ein Institut mit mehreren Depotstellen zusammen- arbeitet und zusätzlich einige Direktverträge mit Fondsgesellschaften hat. „In diesen Fällen müssen die Provisionen aus mehreren Quellen zusammengeführt und dann korrekt den End- kunden zugeordnet werden. Das ist eine echte Herausforderung“, berichtet Dietl. Ein Beispiel hilft zu verstehen, wie schnell ein kleiner, unter Mifid II aber womöglich fol- genschwerer Fehler unterläuft – etwa weil das Rechenverfahren der Bank von dem der KVG abweicht. So ist es möglich, dass ein Kunde in der Honorarberatung oder der Vermögens- verwaltung einen Fonds am 30. März ver- kauft. „Berechnet die KVG die Provision ta- gesgenau, stünde dem Kunden für den März also für 30 Tage Geld zu“, erläutert Dietl. „Manche Bank betrachtet aber nur den Fonds- bestand zum Monatsende. Da der Fonds am 31. März nicht im Depot lag, leitet sie dem Kunden gegebenenfalls keine Provision durch.“ Doch genau dazu wäre sie verpflich- tet. Fällt dem Wirtschaftsprüfer ein solcher Patzer auf, droht womöglich Ärger mit der Aufsichtsbehörde. Die exakte Zuordnung der Provisionen auf den Einzelkunden ist jedoch nicht nur in der Vermögensverwaltung oder der Honorarbera- tung nötig, sondern auch in der gewöhnlichen Anlageberatung – schließlich benötigt die Bank diese Daten für den Ex-post-Kostenaus- weis. Attrax kalkuliert diese Zahlen bereits für mehrere Banken. In diesem Fall schicken die Kreditinstitute anonymisierte Endkundendaten an das Luxemburger Unternehmen, das die Bestandsprovision je Endkunde berechnet und die Daten zurück an die Bank liefert. Viele Neukunden Das Geschäft rund um Provisionsrücker- stattung und Kostenausweis boomt. „Mifid II hat uns im vergangenen Jahr ein großes Wachstum beschert“, berichtet Dietl. Attrax ist in der Branche hauptsächlich als Fonds- plattform für das Drittfondsgeschäft der Ge- nossenschaftsbanken bekannt. Im institutio- nellen Geschäft kooperiert die Tochtergesell- schaft von Union Investment aber auch mit anderen Banken, Versicherern und Asset Ma- nagern. Gerade im vergangenen Jahr hätten sich viele Neukunden auch wegen der exak- ten Provisionsabrechnung für Attrax entschie- den. „Allein 2017 ist das über unsere Platt- form administrierte Fondsvolumen um zwölf Milliarden Euro gestiegen. Aktuell liegt es bei 63 Milliarden Euro“, sagt Dietl. Auch einige große Banken mit jeweils mehr als einer Mil- liarde Euro Bestand haben ihre Fonds an At- trax übertragen. Sie sind froh, sich nicht mehr mit den Provisionsabrechnungen rumärgern zu müssen. Auch Fondsnet bemerkt ein großes Interes- se an diesem Service. Der Pool aus Erftstadt bei Köln hat jüngst sogar eine renommierte Privatbank als Kunden gewonnen, für die das Unternehmen nun die Provisionsabrechnung für Endkundendepots mit einem ein zehnstel- ligen Bestandsvolumen übernimmt. Zuvor hatte die Bank Direktverträge mit einer gro- ßen Zahl von Kapitalverwaltungsgesellschaf- ten. Jetzt liegt das gesamte Volumen bei Fondsnet. Nach Informationen der Redaktion handelt es sich bei der Bank um Berenberg. Auf dem FONDS professionell KONGRESS Ende Januar in Mannheim bestätigte Korn- mayer diese Information, ging jedoch nicht auf Details ein. In Summe administriert Fondsnet im Ge- schäftsbereich „Fund-Servicing“ inzwischen gut neun Milliarden Euro. Unter den Kunden befinden sich auch mehr als ein Dutzend Volksbanken. Die Gremien einer großen Ge- nossenschaftsbank wehrten sich zunächst da- gegen, mit einem Maklerpool zu kooperieren. Dies war auch ein Grund dafür, dass Fondsnet seine IT-Dienstleistungen in das Berliner Tochterunternehmen Foo ausgegliedert hat. Mit dieser Firma durfte das Institut letztlich dann doch kooperieren. „Wir wurden offiziell ins Lieferantenverzeichnis der DZ Bank aufgenommen, in dem sich insgesamt sehr wenige Dienstleister wie wir finden“, berichtet Kornmayer stolz. Hilfe von außen Attrax und Fondsnet sind natürlich nicht die einzigen Dienstleister, die demWahnsinn rund um Provisionsbe- und -abrechnung Herr ge- worden sind. Auch die großen Fondsplattfor- men, die Endkundendepots führen, haben das Thema im Griff, wie eine Umfrage der Re- daktion unter den wichtigsten Häusern ergab. Die wenigsten bieten diese Dienstleistung je- doch auch externen Kunden an, darunter die Fondsdepot Bank aus dem bayrischen Hof. „Das Auskehren der Bestandsprovisionen in der Vermögensverwaltung oder beispielsweise auch in der Honorarberatung ist für die Fondsdepot Bank kein Novum unter Mifid II“, sagt Marco Pries, Teamleiter Marketing. Da lag die Idee nahe, diese Berechnungen auch für andere Institute vorzunehmen. So sorgt Mifid II dafür, dass die Banken endlich ihre Einnahmen und Ausgaben im Griff haben. Auch wenn manches Institut da- für ein wenig Hilfe von außen benötigt. BERND MIKOSCH, ANDREA MARTENS | FP Georg Kornmayer, Fondsnet: „Die Provisionsaufstellun- gen der KVGs erinnern nicht selten an Fresszettel.“ Uwe Dietl, Attrax: „Wir berechnen Provisionen analog zu dem Verfahren, das die jeweilige KVG anwendet.“ » Wir wurden offiziell ins Lieferantenverzeichnis der DZ Bank aufgenommen. « Georg Kornmayer, Fondsnet Foto: © Fondsnet; Attrax 280 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 bank & fonds I provisionsabrechnung
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=