FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

licen, die darin aufzuführen sind, müssen auf Berechnungen nach einer bestimmten Brutto- methode beruhen. Die Idee war es, auf diese Weise mehr Transparenz zu schaffen. Das Problem dabei: Die nach der PIA-Methode berechneten Ablaufleistungen fallen deutlich geringer aus als bei einer Prognose mit dem Netto-Hochrechnungsmodell. Daher erschei- nen staatlich geförderte Produkte unattraktiver als andere Fondspolicen (siehe auch FONDS professionell 1/2017, Seite 322). Methoden unter der Lupe Um Licht ins Dunkel zu bringen, ist es gut, die beiden Hochrechnungsvarianten genauer zu betrachten. Da ist zunächst einmal die Nettomethode, die für nicht geförderte Fonds- policen genutzt wird. „Bei einer Police mit Bruttobeitragsgarantie etwa rechnet man den Sparanteil im Deckungsstock mit dem für die Überschussbeteiligung geltenden Prozentsatz hoch“, erklärt Dirk Fischer, Geschäftsführer der Frankfurter Produktschmiede Patriarch Multi-Manager. Für die Entwicklung des Fondsvermögens werden üblicherweise null, drei oder sechs Prozent angenommen. Die für Sicherungs- und Fondsvermögen errechneten Summen werden dann addiert. Versicherungs- kosten und Risikoprämie werden in der Be- rechnung berücksichtigt, Fondskosten hinge- gen nicht. Die Hochrechnungsmethode für geförderte Produkte funktioniert anders. Sicherungs- und Fondsvermögen werden nicht getrennt, son- dern zusammengenommen mit einem be- stimmten gesetzlich vorgegebenen Rech- nungssatz kalkuliert. Versicherungskosten, die Risikoprämie und die Fondskosten, also alle sogenannten „renditemindernden Größen“, werden berücksichtigt, eventuelle Rückvergütungen jedoch nicht (siehe Kas- ten rechts). Da unterschiedliche Hochrechnungsme- thoden angewandt werden, ergeben sich für geförderte und nicht geförderte Fondspo- licen, die ansonsten identisch sind, bei derselben Renditeannahme natürlich ganz unterschiedliche Summen. Dirk Fischer hat zum Vergleich eine Beispielrechnung er- stellt: Ein 30 Jahre alter Mann zahlt bis zu seinem 67. Lebensjahr jeden Monat 100 Euro in eine Fondspolice ein. Bei einer angenommenen Rendite von sechs Prozent ergeben sich nach der Methode für geför- derte Produkte eine Ablaufleistung von 101.035 Euro und eine monatliche Rente von 332,25 Euro. Berechnet man nun die Ablaufleistung nach der Nettomethode für nicht geförderte Produkte, so liegt diese bei 145.213 Euro. Die monatliche Rente beläuft sich auf 583,64 Euro. Vorsichtige Rechnung Doch damit nicht genug. Für die Ermittlung der Ablaufleistungen, die bei geförderten Fondspolicen im Produktinformationsblatt (PIB) angegeben werden, ist nicht nur eine eigene Bruttomethode zu verwenden. Zu rechnen ist außerdem statt mit den üblichen null, drei oder sechs Prozent mit deutlich vor- sichtigeren Hochrechnungssätzen. „In den Produktinformationsblättern für staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte ist immer eine Chancen-Risiko-Klasse, kurz CRK, an- gegeben“, sagt PIA-Geschäftsführerin Melissa Ruby. Anbieter von Rürup- oder Riester- Fondspolicen müssen diese von der PIA in eine der fünf CRKs einstufen lassen. In der Regel landen sie in den Klassen zwei bis vier. „Jeder CRK sind jeweils vier Hochrech- nungssätze zugeordnet“, erläutert Ruby (siehe Grafik vorige Seite). Diese sind in der Alters- vorsorge-Produktinformationsblattverordnung vorgeschrieben. Zum Vergleich: In der CRK drei, in die viele Fondspolicen ohne Brutto- beitragsgarantie mit moderatem Risiko und moderaten Ertragschancen fallen, liegen die Hochrechnungssätze zwischen null und fünf Prozent. Mit einer Renditeannahme von sechs Prozent, die bei nicht geförderten Fondspoli- cen ohne Bruttobeitragsgarantie gern getroffen wird, dürfte bei Riester- und Rürup-Produkten der CRK drei überhaupt nicht gerechnet wer- den. Dies wäre erst bei Policen der CRK vier mit einem höheren Verlustrisiko möglich, und selbst dort wären sechs Prozent die maximal zulässige Annahme. Es zeigt sich: Vernünftige Vergleiche von geförderten und nicht geför- derten Fondspolicen sind nicht möglich, wenn Netto- und PIA-Methode für die Ermittlung der Ablaufleistung herangezogen werden. „Nun haben wir Anfang 2018 die Versiche- rer erneut zu ihren Hochrechnungsmethoden für Tarife in der Altersvorsorge befragt“, be- richtet IVFP-Geschäftsführer Nobis. Und sie- he da: 58 Prozent der Anbieter von privaten Rentenversicherungen und bAV-Direktversi- cherungen gaben diesmal an, für die Ermitt- Frank Nobis, IVFP: „Die Anbieter sollten sich auf eine Methodik einigen.“ Dreimal brutto: Die Varianten der Methode im Vergleich Bruttomethode gemäß PIA: Bei dieser Methode wird die Bruttowertentwicklung für die Gesamtanlage unterstellt. Sicherungs- und Fondsvermögen werden nicht getrennt, sondern zusammengenommen mit einem bestimmten gesetzlich vorgegebenen Rechnungssatz hochgerechnet. Mögliche Rückvergütungen werden bei der Kalkulation nicht berücksichtigt. Bruttomethode nach Empfehlung des GDV: Hier wird die Bruttowertentwicklung ebenfalls für das Sicherungs- und das Fondsvermögen unterstellt, die beiden Anlagetöpfe wer- den zusammen hochgerechnet. Anders als bei der Methode der PIA werden Kickbacks aber berücksichtigt, was bei ansonsten identischen Parametern zu einer höher erschei- nenden Ablaufleistung führen kann. Bruttomethode mit getrennter Hochrechnung: Bei dieser Bruttomethode werden die Anlagetöpfe getrennt hoch- gerechnet: das Sicherungsvermögen mit dem für die Über- schussbeteiligung geltenden Prozentsatz und nur der Fonds mit der unterstellten Bruttowertentwicklung. Die errechneten Summen werden addiert. So ergibt sich die Ablaufleistung. Beispielrechnung Bruttowertentwicklung Versicherer 3 % 6 % Anbieter A 43.615 Euro 71.522 Euro Anbieter B 44.544 Euro 64.999 Euro Zu sehen sind Ablaufleistungen von Fondspolicen zweier Anbieter (Fonds: Fidelity European Growth, Laufzeit: 30 Jah- re, monatlicher Beitrag: 100 Euro, 80 Prozent Beitrags- garantie, Beitragsrückgewähr bei Tod in der Ansparphase). Anbieter A verwendet die vom GDV empfohlene Brutto- methode mit gemeinsamer Hochrechnung der Anlagetöpfe. Anbieter B verwendet die im Markt gängige Methode mit getrennter Hochrechnung. Je nach angenommener Brutto- wertentwicklung kann die Berechnung mit der einen oder der anderen Methode auf dem Papier zu deutlich höheren Ablaufleistungen führen. Ein realistischer Produktvergleich ist damit nicht möglich. Quelle: IVFP Foto: © IVFP 308 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 fonds & versicherung I fondspolicen

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