FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

lung von Ablaufleistungen die Bruttomethode zu nutzen. „Dabei ist der Ausgangspunkt für die Modellrechnung eine Wertentwicklung der Fondsanlage vor Fondskosten“, so Nobis. In einer Umfrage von FONDS profes- sionell unter 48 Lebensversicherern erklärten immerhin 15 Unternehmen, dass sie die Brut- tomethode einsetzen, um bei nicht geförderten Fondspolicen die Wertentwicklung zu pro- gnostizieren. So zum Beispiel Swiss Life Deutschland. „Der Verbraucher soll transpa- rent und nachvollziehbar die Kosten auf Ta- rif- und auf Investmentebene erkennen kön- nen“, sagt Matthias Wald, Leiter Vertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung. „Dabei hilft die Anwendung der Bruttomethode.“ Bei der Allianz kommt diese Variante nach eigenen Angaben sogar schon seit 2011 zum Einsatz. Erfreuliche Ergebnisse Auf den ersten Blick sind das erfreuliche Ergebnisse, schließlich bekommen Fonds- policenkunden so eine deutlich realistischere Vorstellung davon, welche Summe sie später einmal erwarten dürfen. Das Problem dabei ist nur: Es gibt nicht nur eine Bruttomethode – sondern drei (siehe Kasten vorige Seite). Frank Nobis spricht lieber von einer Methode mit Abwandlungen. Fest steht trotzdem, dass transparente Vergleiche von Ablaufleistungen auch mit der Bruttomethode nicht zustande- kommen, wenn wahlweise drei Varianten ein- gesetzt werden. Eine kurze Betrachtung der drei Varianten zeigt schnell, wo die Unterschiede liegen und wie sie sich auf die Ablaufleistung auswirken. Bei der PIA-Methode und bei der vom GDV empfohlenen Version werden die Anlagetöpfe, das Sicherungs- und das Fondsvermögen also, zusammen hochgerechnet. Doch selbst wenn dieselbe Renditeannahme getroffen wird, was der Realität ohnehin nicht sehr nahe kommt, ergeben sich unterschiedliche Wertentwick- lungen. Das liegt unter anderem daran, dass die PIA-Methode es nicht erlaubt, mögliche Kickbacks zu verrechnen. „Dies kann unter Umständen sehr starke Auswirkungen auf die Höhe der Effektiv- kosten haben“, erklärt Nobis. Dann fällt die Ablaufleistung auf dem Papier geringer aus. Sicherlich ist das zumindest ein Grund dafür, dass in der Umfrage von FONDS professio- nell kein Versicherer angab, die PIA-Methode freiwillig auch bei nicht staatlich geförderten Fondspolicen zu verwenden, was durchaus möglich wäre. Bei der dritten Brutto-Variante werden die Anlagetöpfe getrennt voneinander hochgerechnet. Ein Vergleich zeigt: Werden die Ablaufleistungen mit dieser Methode er- mittelt, so ergeben sich ganz andere Summen, als wenn die GDV-Version auf dieselbe Police angewandt wird (siehe Kasten vorige Seite). Und: Je nach zugrunde gelegter Rendite- erwartung kann das eine oder das andere Modell zum attraktiveren Ergebnis führen. Welche Brutto-Variante die beste ist, lässt sich nur schwer beurteilen. „Jeder Verfechter einer Variante der Bruttomethode hat durch- aus gewichtige Argumente für deren An- wendung“, weiß Nobis. Eine einheitliche Vorgehensweise sei aber sinnvoll, um eine Vergleichbarkeit herzustellen. „Daher sollten sich die Anbieter auf eine Methodik einigen, da dieses Ziel sonst nicht erreicht wird.“ Keine Klarheit Zumindest innerhalb der Gruppe der staat- lich geförderten Fondspolicen hat die Pflicht zur Anwendung des PIA-Modells dem Methoden-Wirrwarr ein Ende bereitet und für Vergleichbarkeit gesorgt. „Nun ja, hundert- prozentig stimmt auch das nicht“, wendet Dirk Fischer ein. Der Grund dafür: Die PIA- Methode muss definitiv verwendet werden, um die Ablaufleistungen zu berechnen, die im PIB erscheinen. „Darüber, ob sie aber auch für die Modellrechnungen verpflichtend ist, die die Versicherer mit ihrer Software er- stellen, herrscht im Markt keine Klarheit“, er- läutert Fischer. Hier sei das Gesetz schwam- mig und lasse Interpretationsspielraum. So gehen mache Fondspolicenanbieter davon aus, dass sie Ablaufleistungen außer- halb des PIB durchaus mit einer hauseigenen Methode prognostizieren dürfen. Andere setzen auch in den Modellrechnungen die PIA-Version ein. In der Umfrage von FONDS professionell gaben neun Versicherer an, dass sie so verfahren (siehe Kasten unten). Die unterschiedliche Handhabung führt dazu, dass staatlich geförderte Fondspolicen bei Versicherern, die konsequent die PIA-Metho- de verwenden, in den Modellrechnungen schlechter aussehen als bei solchen, die dies nicht tun. „Und dann müssen die Vermittler wieder erklären, wie es dazu kommt“, sagt Fischer. Er hofft auf das Lebensversicherungsre- formgesetz II (LVRG II). „Ich bin mir ziem- lich sicher, dass die Frage nach dem Einsatz der PIA-Methode in den Modellrechnungen dann geregelt wird“, erklärt er. Sollte dies der Fall sein, könnten Versicherungsmakler künf- tig Äpfel mit Äpfeln vergleichen – wenigstens wenn sie staatlich geförderte Fondspolicen vermitteln. ANDREA MARTENS | FP Dirk Fischer, Patriarch: „Es ist unklar, ob die PIA-Methode auch in den Modellrechnungen anzuwenden ist.“ So setzen Versicherer Bruttomethoden ein Methode Versicherer Verwenden bei nicht staatlich geförderten Allianz, Barmenia*, Basler Versicherungen*, Die Bayerische*, Ergo, Fondspolicen die Bruttomethode gemäß GDV Helvetia, Nürnberger, R+V Versicherung (in Planung), Swiss Life Volkswohlbund Verwenden bei nicht staatlich geförderten Fonds- Axa, Alte Leipziger (ab 2019), Barmenia, Continentale, policen Bruttomethode mit getrennter Hochrechung Die Bayerische, Huk Coburg (geplant), Zurich Verwenden bei staatlich geförderten Fondspolicen Axa, Alte Leipziger, Basler Versicherungen, Die Bayerische, die PIA-Methode auch in Modellrechnungen Ergo, Gothaer, Nürnberger, Standard Life, Zurich *setzen bei nicht staatlich geförderten Produkten zwei Bruttomethoden ein Quelle: FONDS professionell Umfrage unter 48 Versicherern. Nicht geantwortet haben Condor, DEVK, Europa Lebensversicherung, HDI, Interrisk, LV 1871, LVM, Münchener Verein, Stuttgarter Leben, Universa, Karlsruher Leben und die Unternehmen der Versicherungsgruppe Talanx. » Der Verbraucher soll transparent und nachvollziehbar die Kosten auf Tarif- und Investmentebene erkennen können. « Matthias Wald, Swiss Life Foto: © Patriarch Multi Manager GmbH 310 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 fonds & versicherung I fondspolicen

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