FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018
an Personen ohne Erlaubnis nach Paragraf 34d Gewerbeordnung herantreten, diese Geschäft akquirieren lassen, um es dann im eigenen Namen einzureichen“, erklärt Fiala. Doch hier lag der Fall anders. Selbstverständlich arbeiten Vermittler zuweilen mit Untervermittlern, die über eine Zulassung verfügen, was rechtlich völlig ein- wandfrei ist. „Aber ein Abzug von bis zur Hälfte der Courtagen, und das ohne schriftliche Vereinbarung, wäre schon sehr ungewöhnlich“, sagt der Jurist. Böttcher besteht darauf, dass es genauso war. Später trennte sie sich von Pohlent, so wie andere Makler auch. „Wir wa- ren alle dumm“, sagt die Vermittlerin heute. Denn ihr ist selbst klar, dass sie sich besser darüber hätte informieren müssen, ob Pohlent tatsächlich ein offizieller Vertreter der Wifo war oder welche Funktion er überhaupt inne- hatte. So sei ihr viel Geld verloren gegangen, was sie sich aber selbst zuzuschreiben habe. Zwei Prozent Risikoprämie Doch ein Abzug von den Courtagen von bis zu 50 Prozent war noch nicht alles. „Außer der bei Lebensversicherungen ja üblichen Stornoreserve in Höhe von zehn Prozent hat die Wifo von der Abschluscour- tage für in diesem Bereich vermittelte Verträ- ge auch noch eine Risikoprämie von zwei Prozent abgezogen“, berichtet Böttcher. Wofür diese eigentlich sein sollte, sei ihr nicht klar gewesen. Bestandscourtagen aus Lebensversicherungen, die die meisten Asse- kuranzunternehmen ab dem 13. Monat des Bestehens des Vertrags auszahlen, habe der Maklerpool einbehalten und erst im dritten Versicherungsjahr rückwir- kend ausgezahlt. Warum die Wifo die Folgecourtagen der Makler zwei Jahre behielt, konnte Böttcher nicht in Erfahrung bringen. Auch Bestandscourtagen, die manche Gesellschaften bereits ab dem zweiten Monat des Bestehens eines Vertrags zahlen, habe der Makler- pool für die Monate zwei bis zwölf komplett einbehalten und erst im dritten Jahr ausgekehrt. „Für mich ist das eine Unverschämtheit“, sagt Böttcher. Bei anderen Pools hätten Makler ihr Geld eher. In der Tat finden sich die be- schriebenen Regelungen in dem Kooperationsvertrag mit der Wifo. Auf Seite acht ist zudem die Risi- koprämie in Höhe von zwei Pro- zent aufgeführt. Diese diene als Haftungs- volumen „für Fälle, in denen gegen einen Ver- bundpartner ein Insolvenzverfahren eröffnet wird, um damit einen Teil des resultierenden Verlustes abzudecken“. Bei anderen großen Maklerpools sind solche Risikoprämien nach Recherchen von FONDS professionell aller- dings nicht üblich. Aber: Ilona Böttcher hatte den Kooperationsvertrag mit diesen Bedin- gungen nun einmal unterschrieben. Die Wifo agierte damit vertragskonform und rechtlich völlig korrekt. Für Ilona Böttcher war die Situation den- noch höchst unkomfortabel. Nach den Abzü- gen für Rüdiger Pohlent, der Risikoprämie und der Stornoreserve blieb ihr von vielen Courtagen nur noch wenig übrig. Doch nach einiger Zeit sei es noch unangenehmer gewor- den. Ab September 2014 habe sie immer wieder die Abrechnungen der Courtagen aus verschiedenen Verträgen reklamieren müssen. Zu der Frage, ob es dazu gekommen sei, wollten sich Sven Burkart und sein Vater Karl Burkart, der Unternehmensgründer, auf An- frage von FONDS professionell nicht äußern. Immer wieder nachgehakt Aus einer umfangreichen E-Mail-Korre- spondenz zwischen Ilona Böttcher, Sven und Karl Burkart sowie weiteren Wifo-Mitarbei- tern, die FONDS professionell vorliegt, geht jedoch hervor, dass die Maklerin zwischen Januar und Oktober 2015 immer wieder nach dem Verbleib von Abrechnungen fragte. Das Abrechnungssystem sei umgestellt worden, lautete eine Antwort. In den nächsten vier Wochen würden viele Neuerungen eintreten, die allen dieses „leidige Thema“ ersparen würden, war eine andere. Dann wieder hieß es, ein Vertrag laufe unter dem Status „Sons- tiges“. Da keine Informationen dazu vorlägen, sei man davon ausgegangen, er sei storniert worden oder unbetreut. Mit den Courtagen, die bei ihr ankamen, hätte sie ihre Ausgaben nicht bestreiten kön- nen, sagt Böttcher. „Mein Steuerberater sagte mir damals, ich müsse in nächster Zeit mein Gewerbe wegen völliger Unwirtschaftlichkeit abmelden“, erzählt sie. Ihre Ersparnisse schmolzen auch zusehends ab. Um aus der Unterstruktur herauszukommen, beantragte sie im Januar 2015 eine direkte Anbindung an die Wifo. Der neue Kooperationsvertrag wurde am 23. Januar 2015 auch unterschrieben. Parallel ging die Maklerin dazu über, für die Bestände, für die ihrer Ansicht nach unzuverlässig Cour- tageabrechnungen erstellt wurden, Direktanbindungen bei den Versi- cherern zu vereinbaren. Im Mai 2015 beendete sie die Geschäfts- beziehung zur Wifo und übertrug ihre Bestände auf den Münchner Maklerpool Fonds Finanz und auf Direktanbindungen bei Versiche- rern. „Dass diese Entscheidung vernünftig war, weiß ich erst heute so richtig“, sagt die Vermittlerin. Doch mit der Kündigung des Vertrags und dem Abschied von der Wifo war die Sache noch Johannes Fiala, Rechtsanwalt: „Ein Einbehalt von Cour- tagen ohne Vereinbarung wäre sehr ungewöhnlich.“ Kurz-Porträt: Wifo Unternehmen: Die Wifo Wirtschafts- & Fondsanlagenberatung und Versiche- rungsmakler GmbH mit Sitz in Rheinstet- ten, Baden-Württemberg, ist nach eige- nen Angaben einer der führenden deut- schen Maklerpools für Versicherungsver- mittler. Das Unternehmen selbst hat eine Zulassung als Versicherungsmakler mit Erlaubnis nach Paragraf 34d Gewerbe- ordnung (GewO). Es ist zu 100 Prozent eigenständig. Die inhabergeführte Wifo bietet hauptsächlich Lebens-, Kranken-, Gewerbe- und Sachversicherungen an. Gründung: Das Unternehmen wurde im Jahr 1987 von Karl Burkart gegründet, der bis 2017 an der Spitze der Wifo stand. Geschäftsführung: Im September 2017 hat Sven Burkart, der Sohn des Firmengründers, die Geschäftsführung übernommen. Zuvor hatte er verschie- dene Positionen im Unternehmen inne, unter anderem war er Vertriebsleiter. Karl Burkart ist weiterhin Gesellschafter. Provisionserlöse: Die Provisionserlöse der Wifo beliefen sich eigenen Angaben zufolge im Jahr 2017 auf 17 Millionen Euro. Das Geschäftsjahr 2016 hatte das Unternehmen mit einem Ergebnis nach Steuern von rund minus 740.000 Euro abgeschlossen, wie sich der im elek- tronischen Bundesanzeiger hinterlegten Gewinn-und-Verlust-Rechnung entneh- men lässt. Mitarbeiter und Partner: Die Wifo beschäftigt aktuell 60 Mitarbeiter und wickelt Versicherungsgeschäfte für rund 3.000 Verbundpartner ab. 319 www.fondsprofessionell.de | 2/2018
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