FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

A nfang August sorgte die Fondsgesell- schaft Fidelity weltweit für Schlag- zeilen. Das US-Stammhaus kündigte in seiner Heimat zwei Indexfonds an, die keine Gebühren erheben und kein Mindestinvest- ment erfordern – also auch für Privatanleger zugänglich sind. Zwar hatte der Deutsche- Bank-Ableger Xtrackers einmal bei börsen- gehandelten Indexfonds (ETFs) auf die Ver- waltungsvergütung verzichtet – aber nur zeitweise. Der Vorstoß von Fide- lity Investments ist hingegen auf Dauer angelegt. Damit erreicht der Preiskrieg bei passiven Fonds eine neue Dimension. Die An- bieter versuchen, über niedrige Gebühren Volumen aufzubauen und Marktanteile zu gewinnen. Und die- ser Preisverfall setzt zunehmend auch aktive Manager – Fidelity ist einer davon – unter Zugzwang; und er wei- tet sich vom institutionellen Geschäft immer mehr in den Retailbereich aus. So zielen die Kampfkonditionen des Bostoner Hauses vor allem auf die Kundenakquise. Nicht einmal die Einnahmen aus der Wertpapierleihe streicht der Anbieter ein. Fidelity bietet die beiden Fonds allerdings nur auf der hauseigenen Bro- kerage-Plattform an – in den USA ein bedeu- tendes Geschäftsfeld des Hauses. Die Konto- eröffnung und der Handel mit den Produkten sind ebenfalls kostenlos. Wenn Anleger aber mit anderen Fonds oder Wertpapieren handeln wollen, werden Gebühren fällig. Die Null-Ge- bühren-Fonds dienen also als Lockmittel – wie kostenlose Tickets im Ringen der Billig- flieger um Passagiere. Diese Entwicklung wurde durch einen Dammbruch begünstigt: Fondshäuser scheuen sich nicht mehr, in die Domäne der Index- anbieter einzudringen. Sie brechen das unaus- gesprochene Tabu, lizenzieren aus Kosten- gründen eigene Marktbarometer und legen entsprechende Produkte auf. So fußen die bei- den kostenlosen Fidelity-Fonds auf hauseige- nen Indizes. Andere Gesellschaften wie der Branchenprimus Blackrock tüfteln ebenfalls schon an eigenen Indizes (siehe auch FONDS professionell 2/2018 ab Seite 220). Neue Angreifer Auch wenn eine Null-Gebühren-Offensive in Europa bislang nicht ansteht – der Preis- krieg ist schon längst über den Atlantik ge- schwappt. So lancierte Fidelity International im April sechs Indexfonds auf bekannte Ba- rometer wie S&P 500 oder MSCI World zu Mini-Kosten und öffnete die meist institutio- nellen Investoren vorbehaltenen Vehikel auch für Privatanleger. „Es geht uns um einfache Lösungen und um eine Demokratisierung der Geldanlage“, sagt Nick King, der bei Fidelity International das ETF-Geschäft leitet. „Wir wollen unseren Kunden all die Werkzeuge an die Hand geben, die sie benötigen.“ Dazu ge- hörten eben sowohl aktive Manager als auch Produkte, die einfach nur die Marktentwick- lung widerspiegeln. Fidelity ist nicht die einzige Gesell- schaft, die im europäischen Passivge- schäft aggressiver auftritt. So stockte der Indexfondspionier und Preisbre- cher Vanguard sein Europa- Engagement auf und notierte die ersten Fonds in Frankfurt. Auch die Asset-Management-Einhei- ten der US-Großbanken Goldman Sachs und J.P. Morgan sowie Franklin Temple- ton dringen in den Be- reich vor. Europäische ETF-Platz- hirsche wiederum wie Blackrock mit iShares, die DWS mit Xtrackers oder Lyxor senken Runde um Runde die Der Konkurrenzkampf im Asset Management gewinnt an Schärfe. Erste Fonds zum Nulltarif sind auf dem Markt. Die Akteure stellen sich auf einen Umbruch ein. Der Preis wird heiß Shopperin beim Schlussverkauf: Der Asset-Management-Industrie steht ein Preiskampf wie in anderen Branchen bevor – samt kostenloser Lockangebote. Satte Rabatte Durchschnittliche Gebührensenkung nach Anbietern Fondsanbieter senken die Gebühren zum Teil erheblich. Dies zeigt eine weltweite Analyse von 20.000 Anteilsklassen. Quelle: Flowspring, Juni 2018 -12 % -9 % -6 % -3 % 0 % Vanguard SPDR State Street Global Advisors Columbia Threadneedle Janus Henderson iShares Blackrock J.P. Morgan AM American Century Investm. Oppenheimer Funds Fidelity Investments 0 -15 % Gebührensenkung über die vergangenen 12 Monate Foto: © Monkey Business | stock.adobe.com 288 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 vertrieb & praxis I fondskosten

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