FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

haupt keine Gewinne mehr erwirtschaf- tet werden? Genau so ist es. Zuwendungen sind verboten. Es handelt sich um ein Verbot mit Erlaubnis- vorbehalt, und die Erlaubnis ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Neben der Trans- parenz gehören nun einmal auch die Quali- tätsverbesserungen dazu. Insofern hat uns die Rückmeldung der Branche gewundert. Es ist im Gesetz eigentlich sehr eindeutig formuliert, dass jede Provision mit einer Qualitätsverbes- serung belegt werden muss. In Deutschland haben wir ja auch die Besonderheit, dass ein weit verzweigtes Filialnetz eine wichtige Grundlage sein kann, um Zuwendungen ein- zubehalten. Insofern denke ich, dass wir mit dieser zusätzlichen Ausnahme für Sparkassen und Banken eine weitere Möglichkeit ge- schaffen haben, Provisionen mit Qualitätsver- besserungen zu rechtfertigen. Künftig haben Banken die Pflicht, jeden Cent der erhaltenen Provisionen zuzu- ordnen und offenzulegen. Dies muss ein- mal pro Jahr im sogenannten Ex-post- Kostenausweis passieren. Wird den Instituten diese exakte Zuordnung denn auch gelingen? Ich denke, das ist kein Problem, denn die Banken vereinnahmen die Provisionen. Daher sollten sie auch wissen, aus welchen Produk- ten sie das Geld bekommen haben. Ich habe bislang nicht gehört, dass die Institute da Schwierigkeiten befürchten. Interessant wird es aber, wenn die Kunden ihre Ex-post-Kos- tenausweise bekommen und sehen, dass die Kosten doch viel höher waren als ex ante dar- gestellt und damit auch die Rendite beein- flusst haben. Bleiben wir beim Thema Kosten. Mifid II verpflichtet Investmentgesellschaften dazu, für die Transaktionskosten ihrer Fonds Schätzwerte anzugeben. Je nach Berechnungsverfahren sind auf dem Pa- pier auch negative Transaktionskosten möglich, die mit der Realität nichts zu tun haben. Dieses Problem müsste die ESMA angehen. Wird sie es tun? Das Problem der negativen Transaktionskos- ten kommt aus der Berechnungsmethode, die nach Priip verpflichtend anzuwenden ist. Diesbezüglich sind die Aufsichtsbehörden derzeit mit den Verbänden intensiv in der Dis- Foto: © Christoph Hemmerich Erste belastbare Zahlen: Was Mifid II für den Berateralltag bedeutet Frustrierte Sparkassen-Kunden Die größten Ärgernisse, die Mifid II aus Anlegersicht mit sich gebracht hat, laut einer Umfrage unter Sparkassen 52 Prozent der Sparkassen-Kunden würden gern auf die Ex-ante-Kostenaufklärung verzichten. Grafik: FONDS professionell | Quelle: DSGV; 98 teilnehmende Sparkassen 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Verlustschwellen -Reporting Verfügbarkeit Online-Brokerage Kunden wollen keine Sprachaufzeichnung Quantität der zur Verfügung gestellten Unterlagen Aussagekraft der Unterlagen Kunden wünschen die Möglichkeit, auf Sprachaufzeichnung zu verzichten Kunden wünschen die Möglichkeit, auf Informationsblätter zu verzichten Kunden wünschen die Möglichkeit, auf Ex-ante-Kostenberechnung zu verzichten Dauer der Orderprozesse hat sich verlängert Verfügbarkeit des Basisinformationsblatts im Online-Brokerage 58 % 52 % 47 % Zu welchen nachfolgend genannten Kategorien gab es im Zeitraum Januar bis April 2018 Beschwerden? 61 % 46 % 46 % 38 % 8 % 39 % 47 % Kostentransparenz ja, Telefonaufzeichnung nein Was Vermögensverwalter von den Mifid-II-Neuerungen halten* Gut 65 Prozent der Vermögensverwalter sehen die höhere Kostentransparenz positiv, rund 67 Prozent lehnen das Taping ab. *Umfrage unter 184 bankenunabhängigen Vermögensverwaltern; Quelle: Institut für Vermögensverwaltung, Hochschule Aschaffenburg Telefonaufzeichnung Zielmarktbestimmung Geeignetheitsprüfung Sachkundenachweis Zuwendungsverbot Kostentransparenz 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 65,1 % 22,4 % 12,5 % 7,2 % 25,7 % 67,1 % 0 % Ich befürworte dies Ich lehne es ab neutral Zahlreiche Sparkassen haben wegen der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II ihre Anlageberatung eingeschränkt. Die Umstellung auf die neuen Regeln war zudem mit hohen Kosten verbunden und sorgte bei vielen Kunden für Frust. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Online-Umfrage des Deutschen Spar- kassen- und Giroverbandes (DSGV) unter 140 Instituten der Gruppe. Die Resultate lagen FONDS professionell erst vor, nachdem das Interview mit Elisabeth Roegele geführt wurde. Die Grafik oben zeigt, welche Aspekte die meisten Kundenbeschwerden aus- lösten. Eine Umfrage des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) zu Mifid II kommt zu gemischten Ergebnissen (siehe Grafik rechts). steuer & recht I elisabeth roegele | bafin 330 www.fondsprofessionell.de | 3/2018

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