FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

E ine Messe im kalifornischen Santa Cla- ra: Zwischen den zahlreichen mensch- lichen Besuchern, die sich auf den Gän- gen tummeln, sind auch Dutzende Roboter unterwegs. Sie fahren an die Stände der Aussteller, um sich über ihre Produkte zu informieren. Sie schauen sich Vorführungen an, stellen Fragen und tauschen sich mit anderen Besuchern am Stand aus. Diese Szene entstammt nicht etwa einem Science-Fiction-Film. Sie hat schon im Okto- ber 2013 stattgefunden, auf der Fachmesse „Robo Business“. So beschreibt es zumindest der US-Autor Martin Ford in seinem Buch „Rise of Robots“, zu Deutsch: „Der Aufstieg der Roboter“ (siehe Interview auf Seite 112). Bei den technischen Messebesuchern handelte es sich um Roboter des Herstellers Suitable Technologies, der sie – ausgestattet mit Flach- bildschirmfernsehern und Kameras – auf fahr- baren Untersätzen über die Gänge rollen ließ. Menschliche Messegäste, die sich den Weg nach Santa Clara sparen wollten, konnten sie nutzen, um sich per Fernsteuerung über die neuesten Produkte auf der Ausstellung zu in- formieren. Ein „Messe-Robo“, wie ihn Ford beschreibt, mag bei denen, die ihm begegnen, immer noch Erstaunen auslösen. Klar ist aber: Roboter befinden sich in unse- rem täglichen Leben auf dem Vormarsch. Nicht nur dass sie in der Industrie immer stär- ker vernetzt zusammenarbeiten, sie saugen auch Staub in der Wohnung und mähen im Garten den Rasen. Und wer kennt ihn nicht, den kindsgroßen humanoiden Serviceroboter „Pepper“ des japanischen Telekomkonzerns Softbank? Auf dem FONDS professionell KONGRESS 2018 in Mannheim etwa war „Pepper“ imAuftrag der Credit Suisse unter- wegs. Vielleicht bietet sich ja auch auf dem Kongress am 30. und 31. Januar 2019 wieder die Möglichkeit, mit Pepper zu plaudern. Dass Roboter immer schlauer werden und zunehmend Tätigkeiten übernehmen können, die bislang Menschen vorbehalten waren, haben sie der rasanten Entwicklung in zwei Bereichen zu verdanken – der moder- nen Sensorik und der künstli- chen Intelligenz, kurz KI. So haben die Fortschritte in der Sensorik erst die Entwicklung so- genannter Cobots ermög- licht. Diese Roboter sind mit Sensoren ausgestattet und reagieren auf die Bewegungen und Positionen von Menschen. Damit können sie mensch- lichen Kollegen schweißtreibende Arbeiten abnehmen. Zudem hat sich die Fingerfertig- keit von Roboterarmen so stark verbessert, dass sie mittlerweile auch feinmotorische Tätigkeiten erledigen können. „Dafür, dass die Entwicklung auf dem Gebiet der KI in jüngster Zeit so schnell vor- angegangen ist, sind mehrere Faktoren ver- antwortlich“, sagt Adrian Roestel, Leiter Port- foliomanagement des Vermögensverwalters Huber, Reuss & Kollegen. Zum einen haben sich Rechen- und Speicherkapazitäten in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Zum an- deren stehen für Systeme, die auf Basis von künstlicher Intelligenz arbeiten, inzwischen extrem große Datenmengen zur Verfügung. Das unvorstellbare Volumen von 21 Milliar- den Gigabyte soll sich Experten zufolge bis 2020 noch verdoppeln. Ab 2020 könnte zudem der neue Mobilfunkstandard 5G für weitere Impulse sorgen. Mit demAusbau des Datenkorridors wird der Transport von Infor- mationen deutlich schneller. Und ein schneller Datentransport ist entscheidend dafür, dass Industrieroboter gut zusammenarbeiten. Hohe Investitionen „Insgesamt wird in die künstliche Intelli- genz sehr viel investiert“, sagt Roestel. US- Marktforschungsinstitute wie Forrester oder Gartner beziffern das Marktwachs- tum auf 50 bis 60 Prozent innerhalb der nächsten zehn Jahre. In den USA ist der Trend bereits deutlich zu er- kennen. „Ende 2016 haben dort 38 Pro- zent aller U n t e r - n e h - men Robotik und künstliche Intelligenz halten immer mehr Einzug im täglichen Leben. Die Zahl der Fonds, die auf dieses Thema setzen, steigt deutlich. Die Roboter kommen Foto: © Patrick P. Palej | stock.adobe.com » Die künstliche Intelligenz wird unser Leben in den kommenden zehn bis 15 Jahren völlig umkrempeln. « Adrian Roestel, Huber, Reuss & Kollegen 108 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 markt & strategie I robotik- und ki-fonds

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