FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

210 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 cyber-spezial I auftakt Foto: © peshkov | stock.adobe.com W enn es ein Modethema gibt, das der- zeit Kongresse, Messen und Fach- medien der Assekuranz dominiert, dann ist es wohl die Cyberversicherung. Doch Cyberkriminalität ist mehr als ein aufge- bauschtes Vertriebsthema – sie ist Realität. Die Digitalisierung mit ihrer zunehmenden Vernetzung bietet Hackern immer mehr Einfallstore. Ohne Gegen- wehr sind Unternehmen finan- ziell schmerzlichen Angrif- fen ausgesetzt. Die Bedro- hung nimmt weiter zu – genau wie der Bedarf nach Beratung und Absicherung. Grund genug für FONDS professionell, die- ses Thema in ei- nem zehnseitigen Spezial von ver- schiedenen Seiten zu beleuchten. Im Jahr 2017 er- fasste die Polizei knapp 86.000 Fälle von Cybercrime. Das sind vier Prozent mehr als im Jahr zuvor, zeigen jüngst veröffentlichte Zahlen des Bundeskriminalamtes. Der gemeldete Schaden durch Com- puterbetrug stieg um über 40 Prozent auf 71,4 Millionen Euro. Eine besonders verbreitete Vorgehens- weise ist laut BKA der Einsatz von Bot- netzen. Täter installieren – vom Nutzer unbemerkt – Schadsoftware auf dessen Computer. Diese ermöglicht den Zugriff auf den PC, von dem sensible Daten, etwa Kundendaten, abgeschöpft werden können. Die Kriminalstatistik erfasste für 2017 mehr als 251.000 Betrugsfälle über das Internet. Das sind 4,4 Prozent aller Straftaten überhaupt. Die halbe Miete: Prävention Neben der Kriminalitätsbekämpfung sieht das BKA die Prävention als enorm wichtig an. Auch IT-Experten und Risi- koberater werben dafür, gerade in kleinen Betrieben den technischen Schutzwall zu er- höhen und einen Krisenplan aufzustellen, um bei einemAngriff handlungsfähig zu bleiben. Aufklärungsarbeit steht dabei im Vorder- grund. Makler sollten ihre Kunden zunächst für dieses wichtige Thema sensibilisieren. Erst danach geht es darum, das restliche Risiko mithilfe einer Versicherung einzudämmen. Der Markt für Cyberpolicen ist erst im Ent- stehen, das Risiko häufig noch schwer zu benennen. Dies zeigt das erste Rating für gewerbliche Cyberpolicen in Deutschland überhaupt, das die Ratingagentur Franke und Bornberg im Oktober vorgelegt hat. Die Analysten un- tersuchten 35 Tarife und Lösungen von 28 Anbietern. „Der Deckungsumfang unterscheidet sich von Versicherer zu Versicherer er- heblich“, sagt Ge- schäftsführer Mi- chael Franke. Das Rating biete erst- mals Orientierung in diesem jungen und dynamischen Markt (siehe auch Seite 216). Fehlende Historie Es gibt noch keine Schaden- historie. Weil Versicherer die sich dynamisch entwickelnden Cyberrisiken nicht einschätzen können, versuchen sie, das Risiko an vermeintlich besonders kritischen Stellen in den Bedingungen zu begrenzen, hat Franke beobachtet. Das Ergebnis ist seiner Meinung nach nicht selten eine Mogelpackung. Bei der Wahl der richtigen Cyber- versicherung müssen Vermittler das Geschäftsmodell des Kunden verstehen. Es reicht nicht, nur die Betriebsart zu kennen, so wie bei Sach- oder Haft- pflichtpolicen. Das Thema stellt die Makler sicherlich vor Herausforderun- gen – bietet ihnen auf der anderen Seite aber eine riesige Chance, sich bei ihren Kunden zu profilieren. DETLEF POHL | FP Cyberkriminalität ist die Kehrseite der Digitalisierung. Sie bringt völlig neue Herausforderungen mit sich – für Versicherer genauso wie für Makler. Es kann jeden treffen –– 10 SE I TEN SPEZ I AL : ALLES RUND UM D I E CYBERVERS I CHERUNG –– SPEZIAL: CYBERVERSICHERUNG Cybersicherheit: Die Versicherung steht erst an zweiter Stelle – nach der Prävention ............ 212 Interview: Marsh-Manager Thomas Olaynig über Risiken, Lösungen und Trends ............ 214 Policen: Was Cyberversicherungen leisten soll- ten – und was das erste Rating aussagt ....... 216 Makler: Wie sich Vermittler erfolgreich im Markt für Cyberpolicen positionieren ............ 218 Selbstschutz: So wappnen sich Maklerfirmen selbst gegen Hackerangriffe ....................... 222

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