FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

Foto: © Patrick Daxenbichler | stock.adobe.com D as Auto soll mehr PS auf die Straße bringen? Das funktioniert mit dem Einbau eines Turboladers. In die Frisur soll mehr Volumen kommen? Klappt mit einem Booster-Shampoo. Die Rentenversi- cherung soll mehr abwerfen als den äußerst schmalen Garantiezins? Das ist mit einer Indexpolice zu schaffen. Zumindest verspre- chen dies die Anbieter der Zwitter-Produkte, von denen es auf dem Markt immer mehr gibt und die sich bei Beratern zunehmender Beliebtheit erfreuen. In der Tat sind Indexpolicen seit einigen Jahren ein echter Renner unter den Versiche- rungsprodukten. Dabei gibt es das Konzept schon deutlich länger. Als erster Versicherer brachte die Allianz im Jahr 2007 ihr Vor- sorgekonzept „Index Select“ heraus. Diese indexgebundene Rentenversicherung garan- tiert Kunden zwar keinen Zins, sichert ihm – zumindest unter bestimmten Umständen – aber immerhin den Erhalt des eingezahlten Kapitals. Zusätzlich hat er die Möglichkeit, über einen Index von der Entwicklung an den Kapitalmärkten zu profitieren, ohne dabei Verluste zu riskieren. Dass dieses Konzept Charme hat, wurde anderen Versicherern erst mit dem fortschreitenden Zinsdilemma be- wusst. Ab 2011 kamen daher nach und nach weitere Produkte auf den Markt. 17 Anbieter am Markt Mittlerweile haben 17 Versicherungsunter- nehmen indexgebundene Policen in ihrer Produktpalette. Die Allianz hat bereits eine zweite Indexpolice aufgelegt, die sich von „Index Select“ im Grunde aber nur durch die Kostenstruktur unterscheidet. Die Axa und ihre Tochter, die Deutsche Ärzteversicherung, bieten einen gemeinsamen Tarif an, ebenso ist es bei der R+VVersicherung und Condor. Die Indexpolice der Generali ist ausschließlich in der betrieblichen Altersversorgung zu haben. FONDS professionell hat sich die wesent- lichen Merkmale von 15 Indexpolicen ange- schaut (siehe Tabelle ab Seite 232). Im Ver- gleich zum Mai 2016, als sich die Redaktion den Zwitter-Policen schon einmal gewidmet hatte, fällt auf: In Zeiten, da es für Versicherer immer schwieriger wird, Überschüsse zu erwirtschaften, verabschieden sich die Anbie- ter zugunsten höherer Renditen von der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie, die vor gut zwei Jahren noch ein Kernelement der Produkte war. Die neuesten Mitglieder im Club der index- gebundenen Versicherungen sind die Policen der Ergo und der Gothaer, die erst seit 2017 am Markt sind. „Indexpolicen treffen den Zeitgeist“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata. „Zu hohe Garan- tien sind derzeit finanzmathematisch eigent- lich kontraproduktiv“, konstatiert der Experte. Aber die meisten deutschen Altersvorsorge- sparer seien nun einmal vorsichtig und woll- ten auf einen Erhalt ihrer Beiträge möglichst nicht verzichten. Daher kommen ihnen Poli- cen, die eine gewisse Sicherheit mit Rendite- chancen kombinieren, natürlich gelegen. Gut für die Versicherer selbst „Bei den Beratern kommen Indexpolicen vielfach gut an“, weiß Heermann. Dies bestä- tigt eine aktuelle Umfrage des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) unter 250 Vermittlern. „Etwa drei Viertel der Be- fragten gaben an, dass sie Indexpolicen aktiv zum Kauf anbieten“, berichtet IVFP- Geschäftsführer Michael Hauer. Und die Vor- züge, die die Zwitter-Produkte für die Versi- cherer selbst bringen, sind natürlich auch nicht zu übersehen: Da in der Regel keine garan- tierte Verzinsung vorgesehen ist, helfen Index- policen dabei, die Zinslast über den gesamten Bestand abschmelzen zu lassen. Dieser Vorzug darf als sicher gelten. Alle weiteren Pluspunkte, mit denen die Anbieter werben, bedürfen einer genaueren Betrach- tung. Immerhin geraten indexgebundene Versicherungen immer wieder in die Kritik. Immer mehr Anbieter bringen Produkte auf den Markt, die Sicherheit und zusätzliche Erträge durch Indexbeteiligungen versprechen. Das klappt nur bedingt. Policen mit mehr PS ? Bringt der Motor eines Autos nicht mehr die gewünschte Leistung, kann ein Turbolader eingebaut werden. Versicherer gehen ählich vor. Sie bieten Policen an, die über eine Indexbeteiligung zusätzliche Renditen versprechen. » Kaum ein Kunde ist wirklich in der Lage ist, jedes Jahr aufs Neue zu entscheiden, welche Modalitäten er für die kommenden zwölf Monate haben möchte. « Claus Mischler, Gothaer 228 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 fonds & versicherung I indexpolicen

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