FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

Foto: © Alen-D | stock.adobe.com D er 3. Januar 2018 teilt die Welt der Fi- nanzberatung in eine Zeit vor Mifid II und eine danach. Die EU-Finanz- marktrichtlinie hat eine Vielzahl neuer Vor- schriften für Anlageberater und auch Fonds- plattformen mit sich gebracht. Weitreichende Folgen haben unter anderem die neuen Re- geln zum Umgang mit Provisionen. Zuwen- dungen dürfen in der KWG-Welt nur noch angenommen werden, wenn sie der Qualitäts- verbesserung dienen, in der Finanzportfolio- verwaltung und Honoraranlageberatung sind sie völlig tabu – falls doch welche fließen, müssen sie dem Kunden ausgekehrt werden. Damit wird es für Anlageberater immer müh- samer, auf Provisionsbasis zu arbeiten. Das hat auf längere Sicht große Auswirkun- gen auf das Geschäftsmodell der Fondsplatt- formen. Derzeit finanzieren sie sich haupt- sächlich dadurch, dass sie einen kleinen Teil der Bestandsprovisionen einbehalten, die sie für die Fonds in den Depots ihrer Kunden erhalten. Den Rest schütten sie an die Mak- lerpools oder Haftungsdächer aus, die wieder- um den Großteil der Courtage an ihre an- gebundenen Vermittler weiterreichen. Wie lange ein solches Modell noch auf- rechtzuerhalten ist, steht in den Sternen. Denn wegen der neuen Regeln haben Honorar- und Servicegebührenmodelle Zulauf – und die Nachfrage nach bestandsprovisionsfreien An- teilsklassen steigt. Für Vermögensverwalter und Honorarberater sind diese sogenannten Clean Shares deutlich komfortabler als die herkömmlichen Fondstranchen. Mit solchen „sauberen“ Anteilsklassen ersparen sie sich nicht nur selbst den Aufwand der Provisions- rückerstattung, sondern auch ihren Kunden die Abgeltungsteuer auf die Ausschüttung. Im Moment ist das Angebot an Clean Shares auf den Plattformen aber noch sehr überschaubar. Einige Anbieter konnten auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE gar nicht beziffern, wie viele entsprechende Anteilsklassen sie schon führen (siehe Tabel- len auf den nächsten Seiten). Die Fondsplatt- formen arbeiten aber mit Hochdruck an der Anpassung ihrer Preis- und Gebührenmodelle – und damit der Vergrößerung des Angebots. Wer zahlt? „Die Plattformen müssen sich überlegen, wie sie die wegfallenden Einnahmen aus den Bestandsprovisionen ersetzen“, beschreibt Wesselin Kruschev, Managing Principal der Beratungsfirma Capco in Frankfurt, die Situa- tion der Gesellschaften. Es gibt bereits ver- schiedene Lösungsansätze, die die Plattformen im Moment mit ihren Geschäftspartnern diskutieren. Sie können den Gebührenhebel an drei Stellen ansetzen: direkt bei den Fonds- gesellschaften, bei den Vermittlern und Pools oder bei den Endanlegern. Einige Plattformen verlangen von den Asset Managern bereits Listing-Gebühren, damit sie deren Fonds überhaupt aufnehmen. Diskutiert wird offensichtlich auch ein Entgelt für die Maklerpools, das diese wiederum ihren Ver- mittlern in Rechnung stellen könnten. Einige Plattformen überlegen außerdem, den End- kunden direkt zu belasten. Im Gespräch sind etwa prozentuale Gebühren auf das Volumen der Clean Shares. Einige Anbieter prüfen fer- ner, auf Transaktionen mit provisionsfreien Fonds eine Extragebühr zu erheben, ähnlich den „Additional Trading Costs“, die für den ETF-Handel anfallen. Auch die Anhebung der Depotgebühren steht im Raum. Parallel dazu müssen die Plattformen die Infrastruktur für die Ausgabe der Clean Shares schaffen. Viele Fondshäuser haben entschie- den, dass solche Anteilsklassen nur Finanz- portfolioverwaltern oder Honorarberatern zu- gänglich sind. Daher muss die Plattform-IT so programmiert werden, dass kein anderer Vermittler Zugriff auf diese Tranchen hat. Eine weitere Hürde für den Ausbau des An- gebots sind die Asset Manager selbst. Noch haben längst nicht alle Häuser solche Anteils- klassen im Sortiment (lesen Sie die Hinter- gründe in FONDS professionell 2/2016, Seite 214). „Die Clean Shares stellen einige Kapi- talverwaltungsgesellschaften vor eine Heraus- forderung, da sie die Kostenstruktur dieser Dank Mifid II steigt die Nachfrage nach Anteilsklassen ohne Bestandsprovision. Die Fondsplattformen überlegen noch, wie sie solche „Clean Shares“ behandeln. Noch nicht alles clean Führungskräfte aller für den freien Vertrieb relevanten Fondsplattformen treffen Sie Ende Januar auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim! Anmeldung: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 30. + 31. JAN. 2019 Klebt da noch ein Rest Bestandsprovision? Weg damit – das gilt zumindest für Vermögensverwalter und Honorar- berater. Sie dürfen keine Zuwendungen mehr vereinnahmen und setzen daher verstärkt auf provisionsfreie Fonds. 262 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 vertrieb & praxis I fondsplattformen

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