FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

Foto: © Andreas Endermann | Photography K arin-Brigitte Göbel ist die einzige Frau an der Spitze einer deutschen Großsparkasse und Chefin von über 1.900 Mitarbeitern. Trotz Niedrig- zinsumfeld konnte ihr Haus, die Stadtspar- kasse Düsseldorf, im vergangenen Jahr ein äußerst erfolgreiches Geschäftsergebnis ausweisen. FONDS professionell traf sie in ihrem Büro auf der 16. Etage der Bank- zentrale, die mit ihren bodentiefen Glas- fenstern einen imposanten Blick auf die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt und den Rhein eröffnet, zum Interview. Frau Göbel, Sie haben 2016 begon- nen, das Privatkundengeschäft der Stadtsparkasse Düsseldorf neu zu struk- turieren. Im Zuge dessen wurden auch Filialen umgebaut, modernisiert und zusammengelegt. Können Sie uns die neue Struktur kurz skizzieren? Karin-Brigitte Göbel: Vor rund zwei Jahren hat bei uns begonnen, was einige Häuser be- reits vorweggenommen hatten. Wir stellten uns die Frage: Wo sind Filialen, die vom Kun- den wahr- und ernst genommen werden? Wo finden eher Servicedienstleistungen statt, wo mehr Beratung? So haben wir, dem Kunden- verhalten folgend, unser Haus neu aufgestellt. Wir haben verdichtet und Fachbetreuer an Stellen gebündelt, damit unsere Kunden um- fänglich beraten werden können. Dieser Pro- zess wird weitergehen, wenn es das Kunden- verhalten erforderlich macht. Wir integrieren zudem digitale Komponenten, wie Sie sie un- ter anderem in unserer Hauptstelle oder in der Filiale Oberkassel sehen. An diesen digitalen Touchpoints bringen wir Kunden mit digitalen Elementen der Sparkassenorganisation sowie unseres Hauses zusammen. Und an Standor- ten, die weniger frequentiert waren, erhalten wir durch Automaten, Technik und Selbst- bedienungsangebote die Dezentralität. Stichwort digitale Touchpoints: Wie ge- lingt es, Ihre Kunden für die neue Tech- nik zu begeistern? Wir machen die Erfahrung, dass Kunden im privaten Umfeld digital unterwegs sind. So besitzt fast jeder ein iPad oder nutzt das Smartphone. Wenn es aber um Bankdienst- leistungen geht, ist es differenzierter. Da gibt es „den Klassiker“ – Menschen, die eine Überweisung einreichen und diese am liebs- ten vom Banker ausfüllen lassen. Und es gibt die „Digital Natives“, die digital und multi- medial ihre Sparkasse über alle Kanäle errei- chen möchten. Über das praktische „Doing“, das Ausprobieren an unseren Touchpoints, möchten wir den Kunden spielerisch zeigen, was Technik kann. So kann die Sparkassen- App ausprobiert werden, mit der man Rech- nungen fotografieren und anschließend per Knopfdruck die entsprechende Überweisung ausführen kann. Die Kombination von Mensch und Technik ist wichtig. Unsere mediale Filiale ist montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr und samstags von 8 bis 17 Uhr erreichbar, dort unterstützen Mitarbeitende. Oder Sie fordern im Netz per Button die per- sönliche Unterstützung an. Dies geht ohne Brüche. Darüber hinaus bieten wir Preis- modelle mit Vorteilen für Onlinenutzer. Die Banken bekamen in den letzten Jah- ren Konkurrenz durch kleinere, technik- affine Unternehmen, die sogenannten Fintechs. Welche Anknüpfungspunkte besitzen Sie zu den „jungen Wilden“? Wir werden ab dem nächsten Jahr einen eigenen Robo-Advisor anbieten, der ins- besondere für junge, technikaffine Kunden eine Alternative zur klassischen Anlage- beratung sein kann. Dabei setzen wir auf eine Lösung der Sparkassenorganisation, die gemeinsam mit Fintechs erarbeitet wurde. Wichtig sind die passenden Schnittstellen zum Softwarehaus der Spar- kassengruppe, der Finanz-Informatik. Außerdem sind wir mit mehreren Millio- nen Euro in einem Fonds investiert, der sich an bestehenden Fintechs, die einen gewissen Reifegrad besitzen, beteiligt. Da- bei matchen wir Unternehmen aus unse- rem Kundenkreis mit den in den Fonds ent- haltenen Fintechs, so können beide vonein- ander lernen und zusammenarbeiten. Diese Kontakte werden sehr geschätzt. Sehen Sie Fintechs eher als Bedrohung oder als eine Chance für Ihr Haus an? Kooperationen mit Fintechs sind eine Chance! Ich persönlich glaube, dass es eine Kunst ist, nicht alles selber zu machen, sondern offene Schnittstellen zu besitzen. So entsteht für unsere Kunden ein Netz an Mehrwerten. Und wir sind interessant für Fintechs, weil jungen Unternehmern viel geboten wird, insbeson- dere der Zugang zu Kunden. In Zeiten niedriger Zinsen sowie zuneh- mender Regulierung wird es für Banken immer schwieriger, Gewinne zu generie- ren. Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat dennoch im vergangenen Jahr ein Be- triebsergebnis vor Bewertung von über 100 Millionen Euro erzielt. Damit befin- den Sie sich in der Spitzengruppe der deutschen Sparkassen. Womit erzielt Ihr Haus noch Erträge? Mehr als 50 Prozent der Erträge stammen aus dem operativen Geschäft. Dies ist dem momentan guten Markt geschuldet. Hinzu kommt, dass in der Vergangenheit Vorsorge im Kreditbereich getroffen wurde, jetzt in positiven Märkten werden Wertberichtigungen Karin-Brigitte Göbel, Vorstandschefin der Stadtsparkasse Düsseldorf , über das neue Filialkonzept ihres Instituts, Kunden, die ihre Überweisung noch ausgefüllt bekommen möchten, die hauseigene Fondsserie und die Frage, wie mehr Frauen in Top-Positionen bei Banken gelangen können. „Frauen sollten nicht darauf » Wir als Stadt- sparkasse Düsseldorf haben keine Ambitionen, durch Fusionen größer zu werden. « Karin-Brigitte Göbel, Stadtsparkasse Düsseldorf bank & fonds I karin-brigitte göbel | stadtsparkasse düsseldorf 332 www.fondsprofessionell.de | 4/2018

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