FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

nicht. Zu dieser Zeit hat er sein Studium bereits abgeschlossen und analysiert für die Credit Suisse in New York Techno- logieaktien, die inzwischen am Boden liegen. Kurz vor Weihnachten ruft ihn sein Vater an, der gerade seine eigene Fondsgesellschaft, die DJE Investment, gegründet hat. „Er fragte mich, ob jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt für mich wäre, ins Unternehmen einzusteigen“, erzählt Jan Ehrhardt. So kehrt er zurück nach Deutschland. Keine Einmischung Am 27. Januar 2003 legt die Vermö- gensverwaltung den Fonds DJE Divi- dende & Substanz auf. Mit einem Volu- men von 15 Millionen Euro geht er an den Start, heute sind es rund 1,1 Milliarden Euro. „Toll war, dass ich den Fonds von Anfang an ganz allein managen durfte“, sagt Ehrhardt. Er rechnet es seinem Vater hoch an, dass er sich nie eingemischt hat. „In den 16 Jahren, die ich jetzt in der Firma bin, hat er nicht einen Titel für den Fonds ausgewählt, keine einzige meiner Entscheidungen revi- diert“, sagt Ehrhardt junior. „Mein Vater hat mir völligen Freiraum gelassen – auch die Freiheit, meine eigenen Fehler zu machen.“ So gravierend können die Fehlentscheidun- gen nicht gewesen sein, denn heute managt Jan Ehrhardt neben dem Dividende & Sub- stanz mit großem Erfolg den aktuellen Best- sellerfonds DJE – Zins & Dividende (siehe auch Seite 226) sowie den DJEAsia High Di- vidend, zudem den DWS Concept DJE Glo- bale Aktien und zwei weitere Mandate für große Kunden. Hat er einen Lieblingsfonds? „Hm…“ Sein Blick schweift nachdenklich in die Ferne. Die drei DJE-Fonds hat der Port- folio Manager alle in seinem privaten Depot. Am liebsten mag er den … „Nein, die Fonds sind alle meine Kinder“, entscheidet er dann. „Jeder hat seine ganz eigene Bedeutung für mich.“ Das jüngste Kind, der Anfang 2011 aufgelegte Mischfonds Zins & Dividen- de, ist seinen älteren Geschwistern längst über den Kopf gewachsen. Rund 1,4 Milliarden Euro lagern in diesem Fonds. Jährlich 6,5 Prozent hat er seinen Anle- gern in den vergangenen fünf Jahren beschert. Mit einer Aktienquote von 45 Prozent hat er damit sogar manchen Mischfonds mit einem Aktienanteil von 70 oder 80 Prozent überholt. Ende 2018 musste er allerdings einstecken. „Wenn man bedenkt, dass der Kurs- Dax über 20 Prozent verloren hat, dann hat es uns aber nicht so stark getroffen“, sagt Ehrhardt. Weil er die Aktienquote bereits Ende Oktober auf 34 Prozent gesenkt hatte, machte die Publikumstranche des Zins & Dividende 2018 lediglich ein Minus von 4,5 Prozent. Inzwischen hat der Fonds den Rück- gang schon wieder mehr als aufgeholt. Am Fuße des Chinesischen Turms, einer 25 Meter hohen Pagode aus dem Jahr 1790, herrscht Betrieb. Der Biergarten hat zum ers- ten Mal in diesem Jahr geöffnet. Jan Ehrhardt stellt sich in die Schlange vor dem Kaffeeaus- schank, jetzt ist es wirklich Zeit für eine kleine Pause. Als der Kaffeebecher vor ihm auf dem Holztisch steht, reckt er das Gesicht in die Sonnenstrahlen. „Jedes Jahr, wenn es wärmer wird, freue ich mich“, sagt er. Nicht nur wegen der angenehmeren Temperaturen. „Ich weiß dann, dass es bald wieder so weit ist, dass ich Nachdenklicher Blick: Jan Ehrhardt liest gern Biografien, denn Menschen und ihre Geschichten interessieren ihn. Foto: © Wolf Heider-Sawall » Mein Vater hat mir völligen Freiraum gelassen – auch die Freiheit, meine eigenen Fehler zu machen. « Jan Ehrhardt, DJE Kapital Jedes Jahr, wenn es wieder wärmer wird, freut sich der Fondsmanager, denn im Frühling geht es nach Asien. Am Ufer des Eisbachs an der Stelle, an der Surfer zu jeder Jahreszeit versuchen, die große Welle zu bezwingen, berichtet Jan Ehrhardt, dass auch er diesem Sport gern nachgeht. Allzu oft kommt er jedoch nicht dazu. 130 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 porträt I jan ehrhardt I dje kapital

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