FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

175 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 die Pönnalen in den Verträgen abgehalten. Nach- dem P&R Insolvenz angemeldet hatte, sind wir oft um Rat gefragt worden, weil wir den Markt kennen. P&R hat ja nie transparente Kommuni- kation betrieben. Letztlich habe ich mein Ver- triebspartnernetz erweitern können, und es gibt sogar eine gewisse Nachfrage nach Containern. Heuser: Kann man durch bestimmte Maß- nahmen solche Fälle wie P&R verhindern? Montag: Die Bafin hat sich schon verändert. Wir wurden Ende Mai vom Verbraucherschutz der Bafin kontaktiert. Wir mussten sämtliche Anle- gerdaten und eine Liste der Vertriebspartner der CH2 AG zur Bafin schicken. Und wir mussten für einen gewissen Zeitraum die Mieten offen- legen und zeigen, dass die Mieten für die Anle- ger von den Containern stammen. Ein Wirt- schaftsprüfer musste sich zur Eigentumsfrage äußern. Während der Prüfungszeit hat man uns gesagt, dass die Prüfung des Prospekts für die neue Vermögensanlage auf Eis gelegt wird. Heuser: Ganz schön aufwendig! Montag: Ja! Und ich weiß, dass die Mitbewer- ber ähnliche Schreiben von der Bafin bekom- men haben. Dümmler: Das ist doch super. Da macht die Bafin endlich etwas Sinnvolles. Montag: Wir haben auch kein Problem damit. Es gibt noch eine Entwicklung bei der Bafin: Sie möchte keine Blindpools mehr. Es wird hinter- fragt, woher die Zahlungsströme kommen. Für uns ist das kein Problem, weil wir die Container immer vor der Emission gekauft haben. Volker Arndt (US Treuhand): Wir haben im Herbst unseren ersten geschlossenen Publikums- AIF aufgelegt, und die Bafin hat sich die Dinge sehr genau angesehen. Das hat dazu geführt, dass bereits genehmigte Anlagebedingungen zu- rückgezogen wurden. Die Bafin hat plötzlich verlangt, dass nicht die US Treuhand die Kom- plementärin des Fonds stellt, sondern die Ser- vice-KVG. Also mussten wir die Komplemen- tärin austauschen. Die Bafin hat sehr tief und exakt geprüft. Aus Anlegersicht ist das okay, und im Immobilienbereich kann man das sehr gut tun. Ärgerlich ist aber, dass es Anbieter gibt, die mit ihrer Immobilie auf das Vermögensanlagen- gesetz ausweichen, weil die Bafin da diese Fra- gen nicht stellt. Das ist schade. Alexander Endlweber (FONDS professionell): Die Realität ist doch, dass die Branche selbst bei fragwürdigen Anbietern oder Ange- boten immer weggesehen hat. Intranspa- renz hat man hingenommen. Und wenn ein Skandal ausgebrochen ist, sind immer alle völlig überrascht. Ich frage mich daher, ob die Anbieter wie auch die Vertriebe in den vergangenen zehn Jahren nichts gelernt haben und warum sie fragwürdige Dinge nicht direkt an- sprechen? Wieso verkauft der Vertrieb intransparente Produkte? Arndt: P&R wird mit Sicherheit nicht der letzte Fall sein. Wer betrügen will, betrügt. Das können Gesetze und Anlegerschutz nicht verhindern. Es gibt immer Schlupf- löcher. Wir könnten unser Produkt auch relativ leicht in eine Vermögensanlage umwandeln. Nicht, dass ich gegen Vermö- gensanlagen bin, aber die Regulierung ist bei einem AIF aus Anlegersicht besser. Vielleicht wäre es gut, die Initiatoren alle drei oder fünf Jahre einer großen Prüfung zu unterziehen. Die Bürokratiemonster gegen die Anbieter und auch gegen die Vertriebe machen es aber nicht automatisch für die Anleger besser. Heuser: Es passiert immer wieder, dass die Regulierung über die Branche her- fällt, statt dass die Branche sich vorher zu- sammensetzt und überlegt, was schiefläuft und wie es besser organisiert werden könnte. Nur dann kann die Branche die Dinge noch selbst gestalten. Der Vertrieb könnte dabei Druck ausüben. Dümmler: Ich gebe Ihnen recht. Aber was kann ein Vertrieb mehr machen, als selbst ein Produkt auf die schwarze Liste zu setzen? Es gibt offen- sichtlich immer Leute, die es doch vertreiben. Und am Ende werden alle in Sippenhaftung genommen und bekommen Prügel. Wir haben P&R nicht verkauft, aber es wird unterstellt, dass wir es auch getan haben. Das ist echt schwer. Randelshofer: Sie haben beim AIF nicht die Möglichkeiten wie bei einer Vermögensanlage. Es gibt ein monatliches Reporting, und Sie müs- sen monatlich alle Zahlen an die Bundesbank und ESMA melden. Es gibt gar nicht die Mög- lichkeit, Konten zu manipulieren. Und es gibt eine Verwahrstelle, die haftet. Meller: Man kann auch eine Vermögensanlage dieser Kontrolle unterwerfen. Ich will gar nicht für AIFs oder nur für Vermögensanlagen plädie- ren – entscheidend ist die Mittelverwendung. Hätte es bei P&R eine Mittelverwendungs- kontrolle wie bei einem AIF gegeben, wäre der Fall viel früher aufgeflogen. Ich geben Ihnen teilweise recht, dass der Vertrieb viel mehr agie- ren hätte können. Uns sind aber auch die Hände gebunden. Wir können zum Beispiel keine Mit- telverwendungskontrolle vorschreiben. Endlweber: Es geht nicht allein um Fälle mit betrügerischen Absichten, sondern darum, dass wir immer wieder beobachten müssen, dass sich institutionelle Investoren aus einem überhitzten Markt zurückziehen und die Pri- vatkundenprodukte genau in diese Märkte hineingehen. Es wurde wahnsinnig viel Geld vom Vertrieb noch in Produkte hineinbewegt, Volker Arndt, US Treuhand: „Es gab vor dem KAGB genügend Anbieter, die über Jahre und Jahrzehnte ehrliche Arbeit abgeliefert haben.“ » Wir sind ein börsennotierter Konzern und können keine Phantomgeschäfte mit Containern machen. « Antje Montag, CH2

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