FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © shocky | stock.adobe.com L ebensversicherung ist kein Hexenwerk: Erst wenn Rohüberschüsse erzielt wer- den, kann der Versicherer Gewinne vor- weisen – und der Kunde Überschüsse erwar- ten. Angesichts niedriger Zinsen, höherer Anforderungen an das Eigenkapital und der Lebensversicherungsreform sind die Rohüber- schussmarge, die laufende Durchschnittsver- zinsung und das „übrige Ergebnis“ aus Mak- ler- und auch aus Kundensicht wichtiger denn je. Oder einfacher formuliert: Entscheidend für die Wahl eines Lebensversicherers aus Kundensicht – und damit für die Empfehlung des Maklers – sind die Fähigkeit und der Wille des Anbieters, für den Versicherten eine solide Gegenleistung für den Beitrag zu erbringen. Dazu gibt es in der Branche unter- schiedliche Bewertungsansätze. Große Streuung Eines dieser Modelle stammt von Hermann Weinmann, Professor am Institut für Finanz- wirtschaft der Hochschule Ludwigshafen. Weimanns Zahlen zeigen: Kunden sind nicht bei jedem Unternehmen gleich gut aufgeho- ben. So streut die für Überschussbeteiligung und Profitabilität stehende Rohüberschuss- marge erheblich. 2017 standen bei den zwölf umsatzstärksten Gesellschaften zwischen 0,03 Prozent (Debeka) und 16,8 Prozent (R+V) der Beiträge für Überschussbeteiligung und Unternehmensgewinn zur Verfügung. Je hö- her die Marge, desto größer der Kuchen, der verteilt werden kann. Beim Rohüberschuss schaffte die Allianz 2017 mit gut 2,2 Milliarden Euro das mit Ab- stand beste Ergebnis. Es folgen R+V (591,1 Mio. Euro), Aachen Münchener (455,6 Mio.), Cosmos Direkt (442,6 Mio.), Alte Leipziger (346,8 Mio.) und Zurich (331,5 Mio.). Der Rest blieb deutlich unter diesen Werten, man- che schafften nicht mal zweistellige Millio- nenergebnisse. Das färbt auf die Beteiligung der Kunden ab, die Weinmann am betriebs- wirtschaftlichen Erfolg, der Finanzstärke und der Partizipation der Versicherten am Über- schuss festmacht. Da gewann von den zwölf umsatzstärksten Gesellschaften mit Abstand die Allianz, gefolgt von R+V und Zurich. Wachstum als Fremdwort Die niedrigen Zinsen und die verschärften Regeln für das Eigenkapital führen zu einer immer stärkeren Konzentration im Markt für Lebensversicherungen. Mit einemAnteil von 24,2 Prozent am Neugeschäft hat die Allianz Leben die eigene Position 2018 erneut ver- bessert (2012: 17,4 Prozent). Zusammen mit der R+V Lebensversicherung, die ebenfalls seit Jahren wächst, erhielt die Allianz fast die Hälfte des Neugeschäfts. „Wachstum ist das beste Kostenmanagement“, sagt Allianz- Leben-Vorstandschef Markus Faulhaber. Wenn man stärker wachse als die eigenen Kosten, werde man noch wettbewerbsfähiger. Wachstum schaffen längst nicht mehr alle Anbieter. Mit Blick auf die Anlagepolitik spaltet sich deshalb der Markt: Den großen Versicherern gelingt es zum Beispiel, rendite- trächtige Immobilien- oder Infrastrukturinvest- ments zu finden, kleinen Gesellschaften ohne Wachstum dagegen nicht. So investierte die Allianz nach der Finanzkrise ab 2008 stärker in Gewerbeimmobilien und die Mittelstands- finanzierung. Alternative Investments wie Energienetze, Immobilien oder Private Equity machen inzwischen 60 Milliarden Euro aus – und sollen auf Dauer für ein Drittel des Anla- geportfolios stehen, berichtet Faulhaber. „Ertragskraft-Garantie-Check“ Und wie geht es dem Gesamtmarkt? Zum dritten Mal veröffentlichte die Ratingagentur Assekurata jüngst ihren „Ertragskraft-Garan- tie-Check“ – kurz EKG genannt. Die Auswer- tung basiert auf öffentlich zugänglichen Infor- mationen zu 75 deutschen Lebensversiche- rern. „Beim EKG-Check steht die Frage im Vordergrund, inwieweit die Lebensversicherer mit ihren Erträgen in der Lage sind, die Rech- nungszinsen, also die Garantien aller Vertrags- Niedrigzins und Regulierung knebeln die Lebensversicherer. Welche Anbieter meistern die Herausforderungen? Verschiedene Studien bieten Maklern Orientierung. Klassik unter Druck Die Klassik hat treue Fans – das gilt nicht nur für Musikliebhaber, sondern auch für Vermittler und deren Kunden, die auf klassische Lebensversicherungen setzen. In der Assekuranz nimmt das entsprechende Angebot jedoch ab. » Erstmals seit vielen Jahren gibt es 2019 bei den Lebensversicherern auf breiter Basis stabile Deklarationen. « Reiner Will, Assekurata 204 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 fonds & versicherung I lebenspolicen

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