FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Kaspars Grinvalds | stock.adobe.com, Thummet Versicherungsmakler GmbH, Michael Otto D ie Digitalisierung wird im Finanzver- trieb gern als Win-win-win-Situation verkauft: Der Anbieter kann seine Pro- zesse effizienter abwickeln, der Makler spart sich unnötigen Papierkram – und für den Kunden wird sowieso alles günstiger und bequemer. Doch ganz so idealtypisch läuft es in der Praxis bekanntlich eher selten ab. Mit- unter treibt die Digitalisierung, verbunden mit dem Zwang zur Kostensenkung, eher wun- dersame Blüten. Den Maklern wird nicht sel- ten zusätzliche Arbeit zugemutet, die niemand bezahlen will. FONDS professionell hat eini- ge Beispiele zusammengetragen, die zeigen, an welchen Stellen es klemmt. So schrieb der Kraftfahrer-Schutz, Mutter der KS Versicherung und der Auxilia Rechts- schutz-Versicherung, Maklern kürzlich, dass die Courtageabrechnung ab 2019 nur noch über ihr Vermittlerportal oder die Bipro- Schnittstelle des Maklerverwaltungspro- gramms bereitgestellt wird – der Postversand werde eingestellt. „Wir wollen mit Ihnen gemeinsam einen weiteren Beitrag zur Res- sourcenschonung und Nachhaltigkeit leisten“, schrieb die Bezirksdirektion. Über diese ungefragte Änderung ärgerte sich Michael Otto, Makler aus Isernhagen bei Hannover und erster stellvertretender Vorsit- zender der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler (IGVM). „Es geht Ihrer Gesellschaft doch ausschließlich um eine Kosteneinsparung, die einseitig zulasten der Makler vorgenommen wird“, schrieb er an KS/Auxilia-Vorstand Ole Eilers. „Daher for- dern wir eine angemessene finanzielle Betei- ligung an der Ressourcenschonung“, so Otto im Auftrag der IGVM. Alternativ könne die Gesellschaft die Courtageabrechnungen gern per E-Mail mit angehängtem PDF versenden. Das mindere auch den Papierverbrauch, zwin- ge den Makler aber nicht zur Abholung von Daten aus dem Extranet. Bringschuld verwässert Andere Versicherer gehen ähnlich vor, mit unterschiedlicher Resonanz bei den Maklern. Denn die Assekuranz wandelt damit eine Bringschuld – die Abrechnungen an den Ver- trieb – in eine Holschuld des Maklers um – er soll sich selbst alle Dokumente aus dem Extranet des Versicherers holen und bekommt keine Unterlagen mehr zugesandt. KS/Auxilia-Vorstand Ole Eilers versteht die Aufregung nicht so ganz. „Seit Einführung des neuen Vermittler-Portals 2015 liefern wir Kunden- und Vermittlerdokumente standard- mäßig nur elektronisch in das Portal. Damals hatten wir jedem Vermittler angeboten, wei- terhin Briefpost zu bekommen.“ Ähnlich ver- halte es sich bei der nun umgestellten Cour- tageabrechnung. „Es steht jedem Vermittler frei, dazu auch auf seine Ansprechpartner bei uns zuzugehen. Dort wird auf Wunsch manu- ell der Postversand der Courtageabrechnungen veranlasst“, so Eilers. „Diese Alternative ist dem Schreiben an mich aber nicht zu entnehmen“, entgegnet Otto. Der Postversand sei ihm erst nach seiner Beschwerde zugesagt worden. „Im Vorwege ist die Auxilia nicht auf mich zugekommen, daher konnte ich auch nicht auf meine Ansprechpartner zugehen“, ärgert sich der Makler über die Erklärung des Vorstands. Rechtlich steht die Verlagerung ins Extranet auf dünnem Eis. Fehlt Konkretes in der Cour- tagezusage, gilt der Maßstab von Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Danach darf kein Vertragspartner unangemessen benachteiligt werden (siehe Kasten nächste Seite). „In meiner Courtagezusage findet sich kei- ne Bestimmung über die Abrechnungsart“, sagt Makler Otto. Somit habe die Auxilia den Abrechnungssaldo mitzuteilen. „Das ist Han- delsbrauch“, meint Otto, der in der IGVM für Rechtsthemen zuständig ist. Eilers dagegen kann die „Verpflichtung, ein Dokument auf einem bestimmten Wege zur Verfügung zu stellen, nicht erkennen“. Man habe auch den Versand per E-Mail geprüft, könne aber „leider nicht mit ausreichender Sicherheit von Mitunter nutzen Versicherer die Digitalisierung und Regulierung, um Vermittlern ungefragt und unbezahlt Zusatzaufgaben aufzuhalsen. Was Makler meinen. Mehrarbeit statt Unterstützung Manchmal ist es aber auch zum Verzweifeln: Viele Makler müssen sich Courtageabrechnungen inzwischen abholen, statt sie zugeschickt zu bekommen. Und dass dank Digitalisierung alles schneller geht, stimmt auch nicht unbedingt. » Es steht jedem Vermittler frei, auf seine Ansprechpartner bei uns zuzugehen. Dort wird auf Wunsch manuell der Postversand der Courtage- abrechnungen veranlasst. « Ole Eilers, KS/Auxilia 210 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 fonds & versicherung I makler

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=