FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Marija Heinecke S eit fast fünf Jahren ist die Honorar- beratung in Deutschland gesetzlich reguliert. Während sich Service- gebühren und ähnliche Vergütungsmodelle zunehmender Beliebtheit erfreuen, fristet die Honorarberatung der reinen Lehre ein Schattendasein. Nur vier Haftungsdächer bieten eine entsprechende Dienstleistung an. Eine Umfrage von FONDS professio- nell zeigt, wie klein diese Nische ist. „Kein Massenhaftungsdach“ Der Verbund Deutscher Honorarberater (VDH) hat sich seit der Gründung im Jahr 2000 der Honorarberatung verschrieben. Seit August 2014 bietet der Pool gemein- sam mit dem Luxemburger Finanzdienst- leister Baumann & Partners ein Haftungs- dach namens „Honorarberater VDH (Lux)“ an. „Wir binden nur Partner an, deren betreutes Vermögen bei mindestens fünf Millionen Euro liegt oder die das Potenzial haben, dieses Volumen auf Sicht von 18 Monaten zu erreichen“, sagt VDH- Gründer Dieter Rauch. „Das ist kein Massenhaftungsdach.“ In der Tat: Aktuell nutzen nur fünf Berater dieses Modell. Zum Start hatte Rauch große Erwartungen. Eine echte Honorarberatung, so das Argu- ment, sei nur im Haftungsdach möglich, weil Berater mit Gewerbeerlaubnis ihren Kunden keine Empfehlung zu Aktien und Zertifikaten geben dürfen. „Es hat sich aber herausgestellt, dass die meisten Berater, die auf das Hono- rarmodell umstellen, ohnehin fast ausschließ- lich Indexfonds und ETFs einsetzen. Viele sind daher der Ansicht, kein Haftungsdach zu benötigen“, so Rauch. Hinzu komme der Trend, von der Anlageberatung auf die Vermögensverwaltung umzuschwenken. „In Frage kommt das Haftungsdach vor allem für ehemalige Banker, die auch auf Einzeltitel setzen möchten“, so Rauch. Zwei Vergütungsmodelle NFS Netfonds bietet seinen Haftungsdach- partnern sowohl Honorar- als auch Provi- sionsberatung an. Der Gesetzgeber erlaubt das nur, wenn beide Modelle „organisatorisch, funktional und personell“ voneinander ge- trennt sind. „Entsprechend hoch ist der Auf- wand“, sagt NFS-Geschäftsführer Christian Hammer. „Die Honorarsparte ist für unser Haus zwar nicht rentabel. Wir lassen sie aber dennoch offen, schon um gewappnet zu sein, falls die Politik die Provisionsberatung weiter erschweren sollte.“ Insgesamt hat NFS aktuell 365 vertraglich gebundene Vermittler. Nur acht davon haben sich für die Honorarberatung der reinen Lehre entschieden. „Darunter sind welche, die aus Überzeugung ausschließlich gegen Honorar arbeiten, und solche, die sich über das Ver- gütungsmodell von ihren Mitbewerbern abhe- ben möchten“, sagt Hammer. „Einige unserer Partner gewinnen beispielsweise zahlreiche Kunden über das Internet, weil es mittlerweile viele Anleger gibt, die gezielt nach Honorar- beratern suchen.“ Marktführerschaft angestrebt Ein Haftungsdach, das Anlageberatung aus- schließlich nach den Vorgaben des neuen Gesetzes anbietet, ist die Honorarfinanz AG. Das Karlsruher Unternehmen hat eine Art Franchisesystem aufgezogen: Berater er- halten über die Honorarfinanz nicht nur Zugang zu Produkten und ein Software- paket, sondern auch Schulungen und Un- terstützung beim Marketing. Aktuell arbei- ten 19 Lizenznehmer unter dem Honorar- finanz-Dach. Drei weitere werden imApril folgen, berichtet Vorstand Davor Horvat. „Ende dieses Jahres rechne ich mit 30 angebundenen Partnern.“ Auf Sicht der kommenden Jahre hat Horvat große Pläne. „Im Jahr 2025 wollen wir mindestens 100 Berater angebunden haben“, sagt er. „Un- ser Ziel ist es, in Deutschland der Markt- führer für Honorarberatung zu werden.“ Sozietät im Vorteil Vierter im Bunde ist die DWPT Deut- sche Wertpapiertreuhand aus Herzogen- aurach. „Wir setzen seit der Gründung un- seres Haftungsdachs im Jahr 2007 auf das Honorarmodell“, sagt Geschäftsführer Marcel van Leeuwen. Eine Beratung auf Provisionsbasis war den angeschlossenen Partnern nur in Ausnahmefällen möglich, wenn der Mandant das ausdrücklich wünsch- te. Seit Anfang 2018 geht das nicht mehr. Damals ließ sich die DWPT bei der Bafin ins „Register unabhängiger Honorar-Anlagebe- rater“ eintragen – und ist damit eines von nur 19 Finanzinstituten, das seine Dienstleistung mit diesem Begriff schmücken darf. Sechs frühere Private Banker haben sich dem DWPT-Haftungsdach angeschlossen. „Diese Zahl ist seit einigen Jahren recht kon- stant“, sagt van Leeuwen. Deutlich höher ist der Zuspruch im zweiten Geschäftsfeld der DWPT, der Sozietät: Dort haben sich etwa 50 Berater als festangestellte Vermögensverwalter angeschlossen. Sie erhalten ein eher niedriges Fixgehalt und eine leistungsbezogene Vergü- tung. „Wir unterstützen die Idee der Honorar- Anlageberatung“, sagt van Leeuwen. „Aller- dings zeichnet sich ein klarer Trend ab, so- wohl bei uns als auch im Gesamtmarkt: Wer kann, bietet lieber eine Vermögensverwaltung an. Der administrative Aufwand für die Anla- geberatung ist so hoch geworden, dass sich Berater und Kunden zunehmend von diesem Modell verabschieden.“ BERND MIKOSCH| FP Nur vier Haftungsdächer in Deutschland bieten Honoraranlageberatung an. Die Zahl der angebundenen Partner lässt sich mitunter an einer Hand abzählen. Gefangen in der Nische Davor Horvat, Honorarfinanz: „Im Jahr 2025 wollen wir mindestens 100 Berater angebunden haben.“ 242 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 vertrieb & praxis I haftungsdach

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