FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Christoph Hemmerich F ast 120 Milliarden Euro konnten Invest- mentfonds 2018 einsammeln – ange- sichts der heftigen Kursturbulenzen ein erstaunlich hoher Wert. „Die Fondsbranche hat sich 2018 trotz des schwachen Börsen- jahres gut entwickelt“, sagt Tobias Pross, der Präsident des Fondsverbandes BVI. Das stimmt, allerdings nur mit Blick auf die gesamte Branche. Das Gros der Zuflüsse ent- fällt auf Spezialfonds, also Vehikel für insti- tutionelle Investoren wie Pensionsfonds, die unabhängig von der Börsenlage immer Geld anzulegen haben. Nur 21,8 Milliarden Euro, nicht mal ein Fünftel des Mittelaufkommens, flossen in Publikumsfonds. Davon wiederum entfallen 6,4 Milliarden auf offene Immo- bilienfonds. Bleiben 15,4 Milliarden, die in klassische Wertpapierfonds gingen. Zum Ver- gleich: Seit dem Jahr 2007 lag das Mittel- aufkommen dieser Kategorie im Schnitt bei 17,9 Milliarden Euro. Gemessen daran war das letzte Jahr also bestenfalls Durchschnitt. Aktuell melden 46 Anbieter dem BVI ihre Zahlen zu den Wertpapierpublikumsfonds. 24 von ihnen konnten 2018 Zuflüsse verzeich- nen, 22 mussten Abflüsse hinnehmen. Auch das zeigt, dass das vergangene Jahr manche Herausforderung mit sich brachte. FONDS professionell analysiert seit nun- mehr fünf Jahren die BVI-Zahlen der größten Anbieter im Detail. Die Redaktion beschränkt sich dabei auf die Häuser, die dem Verband ihre Daten konstant seit 2007 melden. Das erlaubt es, Mittelaufkommen und verwaltetes Vermögen über einen Zeitraum von mittler- weile zwölf Jahren abzubilden (siehe Grafiken nächste Seite). Zudem wirft die Redaktion einen Blick auf das jüngste Vertriebsjahr. Allianz Global Investors Großer Gewinner des Jahres 2018 ist Allianz Global Investors (AGI). Die Tochter des Versicherungskonzerns warb mit Wert- papierpublikumsfonds laut BVI netto 8,4 Mil- liarden Euro ein, weit mehr als jeder Wettbe- werber. Diese Zahl muss allerdings relativiert werden. AGI ist sehr international aufgestellt, auch im Vertrieb. Die Anbieter sind angehal- ten, dem BVI nur Anteilsklassen mit Absatz- schwerpunkt Deutschland zu melden. Doch mitunter fällt eine scharfe Abgrenzung schwer, wie sich am Beispiel des Allianz Income and Growth zeigt. Dieser Mischfonds hat laut BVI 2018 sagenhafte 11,3 Milliarden Euro einge- sammelt. Doch dieses Geld stammt nicht nur von Anlegern aus Deutschland. Der Income and Growth ist etwa bei weltweit tätigen Großbanken gefragt. Ordern sie den Fonds über eine Buchungsstelle in Deutschland, wird das dem deutschen Markt zugeschlagen, auch wenn der Endkunde in Asien sitzt. Beim Al- lianz Income and Growth gingen etwa 1,5 der 11,3 Milliarden Euro Zuflüsse in eine Anteils- klasse, die in Hongkong-Dollar notiert. Es gibt weitere AGI-Fonds, die weltweit auf Interesse stoßen. „2018 war national und international der Allianz Global Artificial Intelligence ein Renner“, sagt Sandra Sonn- leitner, die den Retail- und Wholesalevertrieb in der DACH-Region verantwortet. Der The- menfonds investiert in Unternehmen, die von der Entwicklung und dem verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz profitieren sollen. DWS Ein eher schwieriges Jahr hat die DWS hinter sich. Zum Börsengang im März 2018 herrschte noch Aufbruchstimmung, doch davon war schon kurz darauf nur noch wenig zu spüren. Schmerzhaft waren vor allem die Abflüsse aus einigen margenstarken Flagg- schifffonds. Allein aus dem DWS Top Divi- dende und seinem Luxemburger Pendant zo- gen Anleger 2018 in Summe rund 2,9 Milliar- den Euro ab. Der DWS Concept Kaldemor- gen verlor fast 930 Millionen Euro, der Multi Opportunities gut 500 Millionen. „Allerdings hat sich dieser Trend bereits im vierten Quar- tal und auch zum Jahresauftakt 2019 klar gedreht, und wir verzeichnen wieder kräftige Mittelzuflüsse in diesen Produkten“, sagt Harald Rieger, der neue Retail-Vertriebschef. Mit Blick auf das vergangene Jahr hat er auch Positives zu berichten: „Die starken Net- tomittelzuflüsse von Privatkunden in unsere Xtrackers-ETFs sind sicherlich eine echte Er- folgsgeschichte“, sagt er. Das stimmt: Ohne das gute ETF-Geschäft wären die Nettomittel- abflüsse deutlich höher ausgefallen als die beim BVI ausgewiesenen 1,8 Milliarden Euro. In dieser Zahl nicht enthalten sind übrigens die offenen Immobilienfonds, die sich 2018 Wie hat sich das Deutschlandgeschäft der größten Investmenthäuser kurz- und langfristig entwickelt? FONDS professionell analysiert die BVI-Zahlen im Detail. Aus Daten werden Trends Allianz Global Investors – hier die Zentrale des Asset Managers in Frankfurt – kann auf sieben Jahre mit milliarden- hohen Zuflüssen in Publikumsfonds zurückblicken. Das ist keinem anderen der untersuchten Fondshäuser geglückt. 278 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 vertrieb & praxis I bvi-statistik

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=