FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Jose Problete E s gibt Firmen, die ihr Geschäftsmodell komplett umgekrempelt haben: Vor- werk begann als Teppichfabrik, stellte später Staubsauger her und ist heute für die Küchenmaschine Thermomix bekannt. Der finnische Nokia-Konzern produzierte Gum- mistiefel, bevor er auf Handys umstieg. Und Mannesmann meisterte einst den Schwenk vom Röhrenhersteller zum Telekomkonzern. Ganz so groß fällt der Umbau von Lloyd Fonds nicht aus, doch auch er ist bemerkens- wert: Die Hamburger, mit geschlossenen Schiffs-, Flugzeug- und Immobilienfonds einst eine Größe im Beteiligungsmarkt, wol- len sich als Vermögensverwalter profilieren – mit Fokus auf offene Publikumsfonds. Das neue Führungsteam investiert künftig nicht mehr in Containerschiffe oder den Airbus A380, sondern in Aktien und Anleihen. Aktionärswechsel Rückblende: Im März 2018 verkauft der US-Hedgefonds ACP seine Lloyd-Aktien an die Beteiligungsgesellschaft DEWB und an Investmentfonds des Vermögensverwalters SPSW Capital. Starker Mann hinter den neuen Aktionären ist Achim Plate, Aufsichts- ratschef der DEWB und geschäftsführender Gesellschafter von SPSW. Mit seinem Kolle- gen Henning Soltau zieht er in den Lloyd- Fonds-Aufsichtsrat ein. Mittlerweile hält die DEWB 28,4 Prozent der Lloyd-Fonds-Aktien, weitere 15 Prozent liegen in den SPSW-Fonds (siehe Kasten nächste Seite). „Der Aktionärswechsel gab den Auslöser für den Strategiewechsel“, berichtet Lloyd- Fonds-Vorstand Klaus Pinter. „Die neuen Aktionäre haben erkannt: Hier gibt es ein börsennotiertes Unternehmen mit bekanntem Namen, in dem neue Wachstumsperspektiven stecken können.“ Pinter spricht gern von einem „Re-Start-up“: „Wir nutzen die auslau- fenden Erträge aus demAltgeschäft, um unser neues Geschäftsmodell aufzubauen.“ Auf der Hauptversammlung im August 2018 präsentieren Pinter und sein neuer Vor- standskollege Jochen Sturtzkopf ihre „Strate- gie 2019+“. Das Geschäft mit den geschlos- senen Fonds soll auslaufen. Stattdessen wer- den drei neue Säulen aufgebaut: „LF Linie“ steht für eine Palette offener, aktiv verwalteter Publikumsfonds, die breit vertrieben werden sollen. Hinter „LF System“ steckt ein digitales Portfolio Management mit einem Algorith- mus, der verspricht, Kunden ein optimiertes Fondsdepot zusammenzustellen. Und mit der dritten Säule „LF-Vermögen“ will das Unter- nehmen eine individuelle Vermögensverwal- tung für wohlhabende Kunden anbieten. Der parallele Aufbau von gleich drei Spar- ten in einem kompetitiven Markt, in dem wohl niemand auf einen weiteren Anbieter ge- wartet hat: Ist das nicht etwas zu ambitioniert? „Das ist ein durchaus anspruchsvolles Pro- gramm“, räumt Pinter ein. „Aber wir belassen es nicht bei wohlklingenden Ankündigungen, sondern haben in den letzten Monaten schon bewiesen, dass wir bereit sind, konsequent einen Schritt nach dem anderen zu gehen.“ Erste Übernahme Das stimmt. Im Dezember 2018 verkündet Lloyd Fonds, die Mehrheit an dem Hambur- ger Vermögensverwalter Lange Assets & Consulting zu übernehmen – die Zustimmung der Bafin vorausgesetzt. Das Haus, das als se- parate Firma weitergeführt wird, betreut 350 Millionen Euro für private und institutionelle Kunden und berät den geldmarktnahen Fonds Assets Defensive Opportunities. Weitere Ver- mögensverwalter sollen folgen. „Wir schauen uns mögliche Übernahmeziele an“, so Pinter. Auch in Personal wird kräftig investiert. Im April dieses Jahres wird Michael Schmidt in den Lloyd-Fonds-Vorstand einziehen und die neuen Produktlinien verantworten. Schmidt darf als Hochkaräter gelten – er war seit 2016 Geschäftsführer der Deka Investment, davor hat er das Aktien-Portfolio-Management von Union Investment geleitet. Drei weitere Fondsprofis sind schon seit Januar am Start: Maximilian Thaler von DJE Kapital sowie Christian Reindl und Tobias Spies, zuvor Aktien- respektive Rentenchef des Vermö- gensverwalters Huber, Reuss & Kollegen. Das Trio arbeitet im neuen Lloyd-Fonds- Büro in München. Für Schmidt wird ein Standort in Frankfurt eröffnet. „Wir werden weitere Fondsmanager an Bord holen“, sagt Pinter. Im Endausbau dürften zehn bis 15 Portfolio Manager für das Unternehmen ar- beiten, schätzt er. „Mit Standorten in Ham- Lloyd Fonds war einst eine Größe am Markt der Beteiligungsmodelle. Nun wollen sich die Hamburger als Vermögensverwalter profilieren – mit offenen Fonds. Richtungs wechsel Klaus Pinter, Lloyd Fonds: „Die neuen Aktionäre haben erkannt: Hier gibt es ein börsennotiertes Unternehmen mit bekanntem Namen, in dem neue Wachstumsperspektiven stecken können.“ 292 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 vertrieb & praxis I lloyd fonds

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