FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

burg, München und demnächst Frankfurt sind wir in den deutschen Zentren vertreten, in denen vermögende Kunden und gute Asset Manager zu finden sind. Das ist wichtig, um Talente an uns binden zu können. Nur von Hamburg aus würde uns das nicht gelingen.“ Reindl soll ein Portfolio mit europäischen Blue Chips managen, Thaler einen Nebenwer- tefonds. Für Spies wird ein opportunistischer Rentenfonds aufgelegt. In einem globalen Mischfonds sollen Reindls und Spies’ Exper- tise zusammenfließen. Die Fonds sollen am 2. Mai starten. Hinzu kommt der geldmarkt- nahe Lange-Fonds. Bis Ende 2020 soll das Angebot auf 15 Fonds angewachsen sein. „Wir konzentrieren uns bewusst auf eine Pa- lette, mit der sich sehr stringent verschiedene Rendite-Risiko-Profile abdecken lassen“, sagt Pinter. „Alle Fonds verfolgen einen klar defi- nierten Investmentprozess über unterschiedli- che Assetklassen und Regionen. Wir sind da- von überzeugt, dass dieser Ansatz auch im Vertrieb gut angenommen wird.“ Das Vertriebsnetz muss Lloyd Fonds frei- lich erst aufbauen. „Wir setzen auf die Zusam- menarbeit mit Partnern wie Geschäfts- und Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Maklerpools. Hierfür haben wir mittlerweile ein kompetentes Team an Bord“, sagt Pinter. Einen weiteren Vertriebsansatz biete die kon- zerneigene Vermögensverwaltung. Auch die eigenen Bestandskunden wolle man anspre- chen. Lloyd Fonds betreut rund 50.000 Anle- ger mit geschlossenen Fonds. Hochkaräter verpflichtet Doch was reizt jemanden wie Michael Schmidt, aus guter Position zu einem kleinen Haus zu wechseln? „Eine wichtige Rolle spielt die Aussicht, unternehmerische Verant- wortung zu übernehmen und eine Produkt- palette ohne Hürden aufbauen zu können“, sagt Pinter. „Eine solche gestalterische Frei- heit gibt es aktuell nicht in so vielen Unter- nehmen aus unserer Branche in Deutschland.“ Christian Reindl pflichtet ihm bei: „Die Aussicht, einen Fonds wirklich frei managen zu können, macht einen großen Reiz aus.“ Reindl freut sich außerdem darauf, sich voll auf die fundamentale Aktienanalyse und das Portfolio Management konzentrieren zu kön- nen. „Das Wichtigste ist mir aber der Team- gedanke“, betont er. Mit Maximilian Thaler hat er bei DJE zusammengearbeitet, mit To- bias Spies bei Huber, Reuss & Kollegen. „Wir haben bei vielen Mandaten gemerkt, dass die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert.“ Anfangs werden die hauseigenen Fonds von Universal-Investment verwaltet. „Wir sind allerdings schon dabei, eine eigene Kapi- talverwaltungsgesellschaft zu beantragen“, sagt Pinter. „Mit der eigenen KVG unterstrei- chen wir, dass es uns wirklich ernst ist mit unserem Vorhaben.“ Gehen die hochgesteck- ten Ziele auf, dürfte sich die eigene KVG bald rechnen: Noch in diesem Jahr soll das verwal- tete Vermögen in den Säulen LF-Linie und LF-System bei über einer Milliarde Euro liegen, auch dank der einen oder anderen Akquisition. Bis 2023 sollen es mehr als fünf Milliarden Euro sein. Das LF-System soll zeitgleich mit den Fonds im zweiten Quartal an den Start gehen. „Der von uns entwickelte Algorithmus stellt aus bis zu 7.500 aktiv gemanagten Fonds das Portfolio zusammen, das bei einem vorgege- benen Risikoprofil die höchsten Ertragschan- cen bietet“, erläutert Pinter. Die digitale Platt- form, mit der die Fonds analysiert werden, ist laut Pinter das „Herzstück“ der neuen Firma. Anfangs möchte Lloyd Fonds professionelle Investoren für das Konzept begeistern. „Per- spektivisch ist aber auch vorgesehen, das LF- System Privatanlegern anzubieten.“ Ertragsquelle und Altlast Während die drei neuen Felder aufgebaut werden, wickeln andere Mitarbeiter das Alt- geschäft ab. Die 40 laufenden Fonds haben in Schiffe, Immobilien, Flugzeuge und britische Lebensversicherungen investiert. „Die Immo- bilienkompetenz werden wir weiter nutzen“, sagt Pinter. Perspektivisch sei etwa die Auf- lage eines offenen Immobilienfonds denkbar. „In den anderen Assetklassen wird es kein Neugeschäft mehr geben.“ Noch sorgen das Asset-Management- und Treuhandgeschäft für laufende Einnahmen, hinzu kommen Erfolgsbeteiligungen bei erfolgreichen Exits. Doch das Geschäft mit geschlossenen Fonds ist nicht nur eine Ertragsquelle, es ist auch eine Altlast. Laut jüngstem Jahresbericht waren Ende 2017 insgesamt 218 Gerichtsver- fahren wegen Prospekthaftung anhängig. „Diese Prozesse müssen zu Ende geführt wer- den“, sagt Pinter. „Wir sehen daraus aber kei- ne wesentlichen Risiken für unsere Gesell- schaft, da die meisten Verfahren abschließend zu unseren Gunsten entschieden wurden.“ Zudem könne es kaum noch neue Verfahren geben, da mittlerweile bei fast allen Bestands- fonds die Verjährungsfrist greife. Und wann sollen sich die Investitionen in die neuen Sparten rechnen? „2019 ist ein Über- gangsjahr“, so Pinter. „Im Lauf des Jahres 2020 sollen die drei neuen Säulen erste signifikante Beiträge liefern.“ Mit anderen Worten: Lloyd Fonds drückt aufs Gas. Vorwerk, Nokia und Mannesmann haben sich beim Umbau ihres Geschäftsmodells deutlich mehr Zeit gelassen. Aber deren Strategieschwenk fiel ja noch rabiater aus. BERND MIKOSCH | FP Foto: © Lloyd Fonds Christian Reindl, Lloyd Fonds: „Die Aussicht, Fonds wirklich frei managen zu können, ist sehr reizvoll.“ Die Lloyd-Fonds-Aktie in den SPSW-Fonds Rund 15 Prozent der Lloyd-Fonds-Aktien liegen in drei Fonds von SPSW Capital. Der Hamburger Vermögens- verwalter ist bekannt dafür, die Aktionärsrechte in seinen Beteiligungen aktiv zu nutzen, um die Unternehmen lang- fristig voranzubringen. Achim Plate, einer der Portfolio Ma- nager der Fonds, ist Aufsichtsratschef von Lloyd Fonds. Manche erkennen darin einen Interessenkonflikt, weil er Geld Dritter in ein Unternehmen investiert, das von ihm selbst kontrolliert wird. „Es handelt sich nicht um einen Interessenkonflikt, sondern um Interessengleichheit, da unser Engagement im Sinne eines guten Unternehmer- tums langfristig angelegt ist“, betont Plate. SPSW handle in den Fonds bewusst nicht mit der Lloyd-Fonds-Aktie. „Genau die Aktien, die wir am 9. März 2018 übernommen haben, liegen immer noch in den Portfolios“, so Plate. Es verstehe sich außerdem von selbst, dass er ein mögli- ches Insiderwissen, dass er als Lloyd-Fonds-Aufsichtsrat habe, nicht für die SPSW-Fonds nutze. „Schon aus auf- sichtsrechtlichen Gründen wäre ein Handel in der Aktie ohnehin nur zu einem Zeitpunkt möglich, zu dem es kein Insiderwissen gibt.“ Plate zufolge hat sich das Investment in Lloyd Fonds bereits für alle Beteiligten bezahlt gemacht: „Seit unserem Einstieg hat sich der Börsenwert des Unternehmens mehr als verdoppelt.“ 294 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 vertrieb & praxis I lloyd fonds

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