FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Christoph Hemmerich I n den USA gehört Van Eck schon seit geraumer Zeit zu den Top Ten der dort aktiven ETF-Anbieter. Dabei ist das Unternehmen ursprünglich als Anbie- ter von aktiv gemanagten Fonds gestartet. Das war Mitte der 1950-er Jahre, als der Gründer John van Eck, Vater des heutigen Vorstandschefs Jan van Eck, den ersten Aktienfonds für Dividendenwerte außer- halb der Vereinigten Staaten aufgelegt hat. Ein weiterer Meilenstein der Firmenhisto- rie war die 1968 erfolgte Auflage des er- sten Goldminenfonds in den USA. Nach weiteren spezialisierten Produkten für As- setklassen wie Schwellenländer, Rohstoffe und Anleihen kam erst im Jahr 2006 mit der neuen Marke „Van Eck Vector Funds“ die hauseigene ETF-Sparte hinzu. Diese macht heute mit gut 75 Prozent der ins- gesamt rund 47 Milliarden US-Dollar an ver- walteten Assets den Großteil der Anlagen aus. Beim diesjährigen FONDS professionell KONGRESS in Mannheim, auf dem das Un- ternehmen zum ersten Mal präsent war, haben wir Jan van Eck zum Gespräch getroffen. Herr van Eck, ursprünglich ist Ihr Unternehmen als Anbieter von aktiv gemanagten Fonds gestartet. Stört es Sie eigentlich, dass Sie heute in erster Linie als ETF-Provider gesehen werden? Jan van Eck: Ich würde sagen, es kommt ein wenig darauf an, über welchen Markt wir sprechen. Mit unseren ersten Kunden in Europa arbeiten wir bereits seit über 30 Jahren zusammen, lange bevor wir im Jahr 2006 mit unserem ETF-Geschäft gestartet sind. In Deutschland zum Beispiel sind wir vor allem durch unseren aktiv gemanagten Fonds Van Eck Global Gold bekannt geworden. Fonds- manager Joe Foster hat für seine Leistungen eine ganze Reihe von Auszeichnungen erhal- ten und ist als meinungsstarker Investor ein nach wie vor gern gesehener Gesprächspart- ner zu den Themen Gold- und Goldminen- investments. Daher würde ich sogar sagen, dass gerade dieser Fonds die höchste Auf- merksamkeit innerhalb unserer gesamten An- gebotspalette hat. Wenn man natürlich die rei- nen Zahlen heranzieht, ist es schon in Ord- nung, dass wir heute vor allem als ETF-An- bieter betrachtet werden. Denn inzwischen macht dieser Bereich gut drei Viertel unserer verwalteten Assets aus. In Europa insgesamt sind fast 90 Prozent unseres verwalteten Ver- mögens in ETFs investiert. Abgesehen davon kann ich mit der starken Trennung von akti- ven Fonds und ETFs nicht viel anfangen, je- denfalls soweit es unsere Produkte betrifft. Wie meinen Sie das? Unsere ETFs unterscheiden sich im Prinzip nicht wirklich grundlegend von aktiv gema- nagten Fonds. Anders als andere Anbieter, die sich auf die Auflage möglichst preis- werter Indexprodukte zur reinen Nachbil- dung gängiger Wertpapiermärkte bezie- hungsweise der führenden Indizes spe- zialisiert haben, sind wir von Anfang an einen anderen Weg gegangen. Wir favorisieren in unserem ETF-Angebot eher regelbasierte Strategien und Smart- Beta-ETFs, die jeweils einen bestimmten Mehrwert für den Anleger mitbringen. Und diese Welt unterscheidet sich im Grunde gar nicht so stark von der aktiven Welt. Inwiefern? Seit wir vor rund zwölf Jahren sozusagen aus dem Nichts ins ETF-Geschäft ein- gestiegen sind, waren es vor allem zwei wesentliche Wachstumstreiber, die unser Geschäft geprägt haben. AmAnfang waren es Produkte, die Sektoren abgedeckt haben, in denen es vorher im Grunde keine ETFs gab – Rohstoffe zum Beispiel oder Anlagen in den Emerging Markets. Unser Russland-ETF ist noch heute der weltweit größte Fonds seiner Art. Hinzu kamen Anlagevehikel für damals exotische Sektoren wie Vietnam-Aktien oder Small Caps in Brasilien bis hin zu Invest- mentmöglichkeiten in Goldaktien oder Agrar- werten. Nach dieser ersten Generation, bei der es sozusagen darum ging, weiße Flecken im ETF-Angebot zu besetzen, sind wir dazu übergegangen, bestimmte Mainstream-Sek- toren wie US-Aktien, internationale Aktien oder High-Yield-Anleihen abzubilden – aber eben nicht einfach als eine Art Beta-Maschi- ne, wie das viele unserer Wettbewerber tun. Jeder unserer ETFs weist seine eigene Spe- zialität auf mit dem Ziel, einen Mehrwert für den Investor zu erzielen. Das unterscheidet uns von den meisten Wettbewerbern. Hätten wir versucht, gegen die Anbieter von Core- ETFs anzutreten, dann hätten wir wahrschein- lich kaum eine Chance gehabt. Deshalb sind wir durchaus bewusst einen anderen Weg gegangen. Sowohl im Bereich aktiver Fonds als auch bei ETFs hat die Gesellschaft Van Eck mehrfach Pionierarbeit geleistet. Um ihren Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können, haben die Amerikaner 2011 mit ihrer Tochter MVIS sogar eine eigene Indexfabrik gegründet. Ein Gespräch mit Vorstandschef Jan van Eck . „Wir haben genügend Ideen , » Ehrlich gesagt kann ich mit der starken Trennung von aktiven Fonds und ETFs nicht viel anfangen, jedenfalls soweit es unsere Produkte betrifft. « Jan van Eck, Van Eck Associates Jan van Eck Jan van Eck ist 1963 in New York geboren. Nach dem Wirtschaftsstudium am renommierten Williams College und anschließender Promotion an der Stanford Univer- sity trat er im Jahr 1992 ins bereits 1955 gegründete väterliche Unternehmen ein. Nach einer Zeit als stellver- tretender Vorstand übernahm er 2010 die Gesamtver- antwortung als CEO. Bereits ab dem Jahr 2006 war er eine der wesentlichen Triebkräfte auf dem Weg der Ge- sellschaft ins ETF-Geschäft. Heute gehört das Unter- nehmen in den USA zu den Top Ten in diesem Bereich. vertrieb & praxis I jan van eck | van eck associates 296 www.fondsprofessionell.de | 1/2019

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