FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

neue ETFs pro Jahr aufgelegt haben. Diese Zahl ist in der jüngeren Vergangenheit deut- lich zurückgegangen. Das hat aber vor allem den Grund, dass wir die Auflage neuer Fonds nicht um ihrer selbst willen betreiben, etwa um einfach nur die Zahl unserer Produkte zu erhöhen oder weil sich mit einem bestimmten Thema vielleicht kurzfristig hohe Volumina einsammeln lassen. Kann man daraus schließen, dass es für einen spezialisierten ETF-Anbieter schwieriger geworden ist, den Markt mit neuen Produkten zu überraschen? Es mag vielleicht schwieriger geworden sein, aber wir haben immer noch genügend Ideen in der Hinterhand, um den Markt zu über- raschen. Zum einen gilt es nach wie vor eine Reihe von weißen Flecken im ETF-Segment abzudecken. Zum anderen werden sich auch in Zukunft immer wieder neue Möglichkeiten zur Auflage wirklich innovativer Produkte ergeben, die wir heute noch gar nicht kennen. Aber es muss, wie gesagt, immer ein Angebot sein, das neuartig ist und einen zusätzlichen Mehrwert für den Kunden bietet. Neben die- sem Mehrwert sollen sich unsere Produkte stets durch eine gewisse Langfristigkeit aus- zeichnen, damit sich für Anleger auch noch weit in die Zukunft hinein gutes Geld verdie- nen lässt. Vor diesem Hintergrund liegt unser Fokus in Deutschland und Österreich nach der Integration von Think ETF Asset Manage- ment derzeit weniger auf der Schaffung neuer Produkte, sondern auf der Vermarktung von sinnvollen und aussichtsreichen Lösungen, die wir zum Teil bereits seit vielen Jahren im Angebot haben. Welche meinen Sie konkret? Wir bieten zum Beispiel mit dem vor rund dreieinhalb Jahren aufgelegten Van Eck Vec- tors Morningstar US Wide Moat ETF einen Fonds für US-Werte an, der den S&P 500 Index in der Vergangenheit deutlich outper- formt hat. Dieses Produkt ist inspiriert von Warren Buffetts „Burggraben-Idee“. Entspre- chend setzt sich der zugrunde liegende Index aus Aktien von qualitativ besonders hochwer- tigen US-Unternehmen zusammen, die eine möglichst starke Unterbewertung aufweisen. Sie müssen zudem über Wettbewerbsvorteile verfügen, durch die sie Konkurrenten über ei- nen Zeitraum von mindestens 20 Jahren ab- wehren können, und ihre Aktien müssen un- terhalb ihres fairen Werts notieren. Dadurch waren wir mit diesem ETF fast über das ge- samte Jahr 2018 hinweg um 20 Prozent un- tergewichtet bei Technologiewerten. Das hat natürlich gerade im vierten Quartal in Bezug auf die Outperformance gegenüber dem S&P 500 Index geholfen. Seit Dezember sind wir durch entsprechendes Rebalancing wieder na- he an der Marktgewichtung. Aber es zeigt vor allem eines: Die grundsätzliche Entscheidung für eine bestimmte Assetklasse ist nur der erste Schritt. Um erfolgreicher als der breite Markt zu sein, muss man als Investor in einem zweiten Schritt entscheiden, wie hoch das tatsächliche Exposure in einzelnen Bran- chen und Werten sein soll. Anders als viele andere Anbieter verzich- ten Sie auf Einnahmen aus dem Verlei- hen von Wertpapieren. Warum? Das Thema ist etwas komplexer. In den Think-ETFs und den europäischen Van-Eck- ETFs betreiben wir tatsächlich keine Wertpa- pierleihe, in unseren US-ETFs schon. Aller- dings verdienen wir als Gesellschaft nicht da- ran, denn die daraus erzielten Einnahmen werden unseren Anteilsinhabern gutgeschrie- ben – einfach weil wir der Ansicht sind, dass der Gewinn aus dem Verleihen von Wertpa- pieren unseren Investoren zusteht, nicht uns als Gesellschaft. Denn schließlich können wir unser Geschäft nur deshalb betreiben, weil un- sere Kunden uns ihr Geld anvertrauen. Dass ihnen deshalb auch die daraus erzielten Erträ- ge zugutekommen sollen, entspricht unserem Verständnis von einem Vehikel wie dem ETF, der sich nicht nur durch eine hohe Transpa- renz auszeichnet, sondern auch eine weiterge- hende Investorenfreundlichkeit aufweisen soll. Von keinem Erfolg gekrönt waren Ihre bisherigen Versuche, einen Bitcoin-ETF aufzulegen. Geben Sie auf, nachdem der dritte Versuch gescheitert ist? Auf keinen Fall! Auch wenn wir bisher noch nicht die Zulassung erhalten haben, werden wir weiter an der Möglichkeit zur Auflage eines solchen Produkts arbeiten. Wobei wir die Gespräche mit der Aufsicht im Zuge des Haushalts-Shutdowns in den USA zunächst einmal auf Eis legen mussten. Worauf der Regulierer in unseren Gesprächen zu Recht Jan van Eck: „Wir betreiben die Auflage neuer Fonds nicht um ihrer selbst willen, etwa um einfach die Zahl unserer Produkte zu erhöhen oder weil sich mit einem bestimmten Thema kurzfristig hohe Volumina einsammeln lassen.“ » Hätten wir versucht, gegen die Anbieter von Core-ETFs anzutre- ten, so hätten wir wahrscheinlich kaum eine Chance gehabt. Des- halb sind wir durchaus bewusst einen anderen Weg gegangen. « Jan van Eck, Van Eck Associates Foto: © Christoph Hemmerich vertrieb & praxis I jan van eck | van eck associates 298 www.fondsprofessionell.de | 1/2019

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