FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

rechtlichen Lager heiß diskutiert, letztendlich aber verworfen. Ein etwas offeneres Konzept fährt das Genossenschaftslager. Der zentrale Fonds- anbieter Union Investment eröffnet den Volks- und Raiffeisenbanken den Zugang zu recht vielen Produkten externer Anbieter – und zwar über die Luxemburger Tochter Attrax. Diese dient als zentrale Vertriebsstelle. So schließen die Luxemburger etwa Vertriebs- vereinbarungen mit Drittfondsanbietern und steuern auch die Provisionsströme, wie aus Branchenkreisen zu hören ist. Großes Universum Darüber hinaus hat Attrax ein eigenes Fondsresearch aufgebaut. Den Experten steht dabei grundsätzlich das gesamte Universum offen, das der Datenanbieter Morningstar be- reithält. Dieses filtern die Analysten nach elf Kennziffern über elf Zeiträu- me. Nach dieser quantitativen Voraus- wahl schauen sich die Luxemburger dann einen kleineren Kreis an Strate- gien genauer an und sprechen mit den Fondsmanagern. Die besten Portfolios schaffen es in die Auswahl der Attrax, die sogenannte Best-Select-Liste. Viele Genossenschaftsbanken stüt- zen sich bei der Produktauswahl auf diese Empfehlungsliste, sofern sie überhaupt über das hauseigene Union- Angebot hinausgehen. Einige wagen sich aber doch ein Stück weiter. „Die- se Unterstützung der Attrax bei der täglichen Auswahl von Fremdfonds ist für uns als Primärbank eine wesentliche Grundlage“, erläutert Hockemeier von der Mainzer Volksbank. „Allerdings haben wir als eine der Volks- und Raiffeisenbanken mit den größten Fremdfondsbeständen auch den Anspruch, den Auswahlprozess hier nicht enden zu lassen.“ Ebenso begnügen sich viele öffentlich- rechtliche Häuser mit den Deka-Produkten und der Auswahl ihrer zehn Partner. Aber auch hier gehen eben einige weiter. „Die Pro- dukthoheit liegt in unserem Haus“, formuliert es Horstmann von der Sparkasse Köln-Bonn. Das bedeutet wiederum nicht, dass Institute mit offener Architektur gänzlich auf die Dienste der Verbundpartner verzichten. „Wir arbeiten mit der Deka und den Landesbanken zusammen. Das Makro-Research beziehen wir etwa von der Deka, Aktieneinzelanalysen von der LBBW“, erläutert Beyer. Impulse vom Vertrieb Ganz ähnlich halten es die Kollegen der Frankfurter Sparkasse (Fraspa). „Bei der Pro- duktauswahl stützen wir uns auf die Analysen von Deka Fondsresearch oder Fondsconsult. Wir beschränken uns aber nicht auf die Deka und ihre Partner, sondern wir haben mehrere Produktanbieter, mit denen wir zusammen- arbeiten“, betont Thomas Weber vom Ver- triebsmanagement Private. Für die konkrete Fondsauswahl haben die Institute mit offener Architektur dann jeweils Verfahren entwickelt, die sich letztlich recht ähnlich sind. „Am Anfang des Auswahlpro- zesses steht eine Produktidee“, umreißt Weber das Verfahren. Diese könne aus dem Vertrieb, von den Kunden oder auch aus dem Vorstand kommen. „Im Vordergrund steht dabei die Frage: Welche Produkte benötigen wir in unseremAngebot? Dabei prüfen wir natürlich genau, was wir schon im Sortiment haben und ob ein neues Produkt tatsächlich das Angebot erweitert.“ Auch die Kölner Kollegen nehmen Impulse auf. „Im Austausch mit dem Ver- triebsmanagement prüfen wir, wo Bedarf besteht“, berichtet Horstmann. „Dann suchen wir nach den passenden Produkten.“ Eingehende Prüfung Ein weiterer wichtiger Ausgangspunkt ist die Einschätzung der Marktlage. „Der Haus- meinung geben wir innerhalb der Bank sehr viel Raum, da dies für uns ein Garant für langfristig zufriedene Kunden ist“, erläutert Hockemeier von der Mainzer Volksbank. Zunächst entwickeln die Experten aus der Lage an den Kapitalmärkten eine konkrete Einschätzung. Diese wird dann mit den Bedürfnissen der verschiedenen Kun- dengruppen kombiniert. Dann arbeiten die Analysten Investmentthemen her- aus, für die die besten Anlagelösungen gefunden werden sollen. Im Zuge der Fondsauswahl klopfen die Analysten zahlreiche Punkte ab. „Dazu zählen quantitative Kriterien wie das Abschneiden in der Ver- gleichsgruppe oder die Volatilität“, er- läutert Fraspa-Experte Weber. Die Köln-Bonner Sparkasse wiederum hat ein Tool entwickelt, das auf die Lip- per-Datenbank zugreift. „Über die Be- trachtung der Performance- und Risi- kokennzahlen filtern wir aussichtsrei- che Fonds heraus“, erläutert Beyer. Foto: © Mainzer Volksbank | Oliver Schmauch Frank Hockemeier, Mainzer Volksbank: „Ein Garant für langfristig zufriedene Kunden.“ Hans-Georg Beyer, Sparkasse Köln-Bonn: „Unsere Ergebnisse gleichen wir mit externen Ratings ab.“ Neu entdeckte Vorzüge Nettoabsatz Investmentfonds Sparkassen-Finanzgruppe In den Beratungsräumen der Sparkassen verkauften sich Investmentfonds zuletzt deutlich besser. Quelle: DSGV Mrd. Euro -2 0 2 4 6 8 10 12 2017 2016 2015 2014 2013 2012 11,2 Mrd. Nettoabsatz Investmentfonds Sparkassen- Finanzgruppe –1,4 Mrd. 334 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 bank & fonds I fondsanalysten

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